Anlagenbau & Prozesstechnik

Klinikimmobilien: Paracelsus-Klinik Henstedt Ulzburg baut um

Interview mit Herrn Dipl.-Ing. Klaus große Beilage, Paracelsus-Klinik

22.02.2012 -

Die Paracelsus-Kliniken sind ein Verbund mit derzeit 17 Akut- und 12 Rehakliniken. Die Kliniken befinden sich in ganz Deutschland, die Konzernzentrale hat ihren Sitz in Osnabrück. Der hohe Konkurrenzdruck der Krankenhausverbände macht Anpassungen der Klinikimmobilien an die Bedürfnisse ihrer Kunden unumgänglich. In einem Interview mit ReinRaumTechnik gibt der Leiter der Bauabteilung der Paracelsus Kliniken Deutschland, Dipl.‑Ing. Klaus große Beilage, einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung von Klinikimmobilien.

ReinRaumTechnik: Herr große Beilage, Ihr tägliches Aufgabengebiet erfordert eine ständige Beobachtung von Trends und technologischen Entwicklungen. Auch die Umstrukturierung der Paracelsus-Klinik Henstedt-Ulzburg basiert auf Prozessverbesserungen im Behandlungsumfeld. Rückblickend auf die Bauphase: Was waren Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen des Projekts vor und nach Baubeginn?

Klaus große Beilage: Wir streben bei allen Gesundheitsimmobilien an, unsere Patienten auf schnellste und komfortabelste Weise zu behandeln. Neben der steten Erneuerung der Krankenhaustechnik heißt das auch, die Wege innerhalb der Gebäude so kurz, die Gliederung der Stationen und Räume so übersichtlich wie möglich zu gestalten. Natürlich war das auch während der Um- und Neubauarbeiten in Henstedt-Ulzburg zu erfüllen.
Eine der größten Schwierigkeiten war die Koordination von Baumaßnahmen und laufendem Klinikbetrieb. Aus organisatorischen Gründen lagerten wir wesentliche Funktionen von Henstedt-Ulzburg an den Nachbarstandort aus. Die zusätzlichen Erschwernisse für den Klinikalltag standen dabei von Anfang an im Zentrum der Projektplanung. Der Umbau des Funktionstraktes in Henstedt-Ulzburg sollte in einer besonders kurzen Bauzeit vonstattengehen, um Personal und Patienten möglichst wenig zu beeinträchtigen. Aufgrund einer durchdachten Vergabestrategie konnten wir durchweg Firmen gewinnen, die über die nötige Erfahrung im Stations- und OP-Ausbau verfügen. Letztendlich hat sich das auch für uns gelohnt. Ohne größere Verzögerungen konnten wir den Zeitplan einhalten und den regulären Klinikbetrieb wieder aufnehmen.

Sie sprechen die Erfahrung der beauftragten Bauunternehmen an. Lindner Reinraumtechnik vereinte als Generalunternehmer Projektplanung und -ausführung. Was waren die ausschlaggebenden Motive, sich besonders im Bereich des OP-Ausbaus für einen GU zu entscheiden?

Klaus große Beilage: Generell hat es mehrere Vorteile, ein Unternehmen als zentrale Stelle im Projektablauf zu positionieren. Im Vordergrund steht hauptsächlich die Minimierung von Schnittstellen. Für uns als Auftraggeber bedeutete es eine erhebliche Erleichterung bei der Abstimmung der einzelnen Gewerke. Zeit- und Arbeitspläne mussten nur mit einem An­sprechpartner geklärt und koordiniert werden, was uns und unsere Fachleute sehr entlastet hat. Für den OP-Bereich konnten wir nach entsprechendem Vergabeverfahren Lindner als hauptverantwortlichen Ausbau-Generalunternehmer gewinnen, wobei die Bereiche Intensivstation, Notaufnahme etc. natürlich nicht weniger wichtig waren. Hier konnten sich unsere eigenen Experten ganz auf ihre Spezialgebiete konzentrieren und ihr Know-how umsetzen.
Dem OP-Generalunternehmer kam dabei die Rolle des „Tempomachers" zu, dem die konventionell vergebenen Gewerke folgen mussten. Die Verantwortlichen von Lindner haben ihre Aufgabe verstanden und den Bauablauf kontinuierlich vorangetrieben. Schließlich würde ich das als wesentlichsten Grund für die schnelle Projektübergabe fest machen. Darüber hinaus sind besonders im OP-Bereich Planungs- und Ausführungsfehler sehr teuer. Um diese zu vermeiden, war es die Aufgabe des OP-Generalunternehmers, als fachlich qualifizierte Firma eine Kon­trollinstanz für die komplexen Zusammenhänge im OP zu bilden und Optimierungsvorschläge einzubringen.

Als Teil der Konzernzentrale stehen Sie den einzelnen Standorten unterstützend bei der Erarbeitung baulicher Lösungen zur Seite. Welche Rolle schreiben Sie dem zu Grunde liegenden Baukonzept und den verwendeten Materialien zu?

Klaus große Beilage: Beide Punkte sind grundlegend für jegliche Baumaßnahmen in unserem Haus. Bei der Erstellung von Klinikkonzepten berücksichtigen wir eine Reihe von Punkten und betten Sie in ein stimmiges Gesamtbild ein. Besonders, was Brand-, Schall- und Strahlenschutz angeht, gibt uns der Gesetzgeber bereits eindeutige Vorgaben. Auf Grundlage des medizinischen Konzepts und den individuellen Nutzerwünschen erarbeiten wir für jede Aufgabenstellung bauliche Lösungen, um alle Anforderungen zu erfüllen.
Die Themen Material, Reinigbarkeit von Oberflächen, Beleuchtungskonzept und Flexibilität der Baukomponenten hatten im Krankenhausbau schon immer eine große Bedeutung. Aufgrund von Innovationen bei Baustoffen und Baukonstruktionen gibt es für den Planer immer wieder neue Möglichkeiten, die die vielfältigen und sich verändernden Anforderungen an die Immobilie Krankenhaus erfüllen. Hier gilt es zu schauen, was sich in der Krankenhauswelt tut, ohne jeder „Mode" zu folgen.

Die Paracelsus-Kliniken gelten seit Ihrer Gründung als Vorbild für erfolgreiche Klinikorganisation. Als einer der größten privaten Klinikträger in Deutschland geben sowohl Ihre Struktur als auch Ihre Geschäftsfelder neue Impulse für den Wettbewerb. Welche Entwicklungen im Klinikausbau sehen Sie auch in Zukunft als besonders entscheidend an?

Klaus große Beilage: Aufgrund des medizinischen und technischen Fortschritts, des demographischen Wandels und gestiegener Komforterwartungen muss die Gesundheitsimmobilie immer wieder den aktuellen Anforderungen angepasst werden.
Allerdings ist es meiner Meinung nach kaum möglich, im Gesundheitswesen seriöse Prognosen für die Zukunft abzugeben. Wichtige Themen wie Medizin, Finanzierung und Hygiene unterliegen sich stetig verändernden Rahmenbedingungen. Regelmäßig setzen wir daher neue Richtlinien und Standards um und integrieren diese in den Klinikalltag.
Im Wesentlichen geht es darum dem Patienten den Aufenthalt im Krankenhaus so angenehm wie möglich zu machen und den Ärzten und Pflegekräften möglichst optimale Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zu schaffen. Beim Erreichen dieser Ziele kommt der Immobilie Krankenhaus eine besondere Bedeutung zu. Trotzdem sind es die Ärzte und Pflegekräfte, die den Patienten gesund machen. Die Immobilie kann hier nur unterstützen.

Vielen Dank, Herr gr. Beilage.

DAS PROJEKT:
Etwa 30 Millionen Euro investierten die Paracelsus-Kliniken ab 2009 in den Standort Henstedt-Ulzburg. Mit dem Ziel, den Patienten eine erstklassige Betreuung zu garantieren, fiel im März 2009 der Startschuss für umfangreiche Neubau- und Modernisierungsarbeiten für die fünf Fachkliniken und die zwei interdisziplinären Zentren.
Lindner Reinraumtechnik aus Arnstorf war als Spezialist für Reinraum-, Labor- und OP-Technik für den Ausbau der Operationssäle zuständig. Im insgesamt 1,9 Mio. € umfassenden Auftragsvolumen übernahm Lindner als Generalunternehmer zusätzlich umfangreiche Trockenbauarbeiten in den öffentlichen Bereichen des Krankenhauses und den Zimmern.
Gegliedert in drei Bauabschnitte erhielt die Klinik neben der Erweiterung für den neuen, einladenden Empfangsbereich auch einen Neubau als Heimat für die Notaufnahme und Radiologie. Die Zahl von jährlich zirka 12.000 zu behandelnden Patienten erforderte darüber hinaus die Umstrukturierung des Bestandsgebäudes. Hier fanden drei technisch auf höchstem Level ausgestattete Operationssäle, die Intensivstation sowie die Chirurgische Ambulanz ihren Platz und bildeten von März 2010 bis April 2011 den hauptsächlichen Aktionsort der Lindner Reinraumtechnik.
Als Hauptansprechpartner des Klinikverbands stand der niederbayerische Reinraumspezialist vor der Lösung großer logistischer Herausforderungen. Zum Einen war die Lärmbelästigung der Patienten möglichst gering zu halten sowie die strengen Hygienevorschriften zu beachten. Zum Anderen forderte der enge Zeitplan vom Generalunternehmer, viele verschiedene Gewerke intern und extern exakt miteinander abzustimmen und auftretende Schnittstellen zu koordinieren. Diese Anforderungen an das Projektmanagement löste Lindner bereits beim Ausbau des Paracelsus-Standorts Langenhagen erfolgreich.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Heute erstreckt sich über alle Gebäudeteile ein stimmiges Farb- und Formkonzept, ob in den OPs, den Patientenzimmern oder den Fluren. Die Resonanz der Patienten über die freundlichen und hellen Räume ist durchweg positiv. Seit Abschluss der Arbeiten ist der ideale Rahmen für eine schnelle Genesung geschaffen.

 

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