Standorte & Services

Industrieservice als Schlüssel zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit

Interview mit Dr. Reinhard Maaß WVIS - Wirtschaftsverband für Industrieservice

27.05.2014 -

Bei der Gründung des Wirtschaftsverbandes für Industrieservice (WVIS) standen vier Handlungsfelder im Fokus: der Branche ein Profil geben, Standards schaffen, einen Dialog mit der Öffentlichkeit führen und Akteure im Industrieservice vernetzen. Wie sieht es fünf Jahre später mit der Umsetzung der hoch gesteckten Ziele aus? Im CHEManager-Interview mit Dr. Christine Eckert zieht WVIS-Geschäftsführer Dr. Reinhard Maaß Bilanz und erläutert, warum die Rolle der Branche für die Industrie immer gewichtiger wird.

CHEManager: Es ist ein neues WVIS-Strategiepapier in Vorbereitung: Die Bedeutung des Industrieservice für den Industriestandort Deutschland. Warum geht es aus Ihrer Sicht nicht ohne Industrieservice?

R. Maaß: Industrieservice ist wichtig für eine funktionierende Industrie: Fachübergreifende, integrierte Optimierung industrieller Prozesse sichert den Erhalt funktionierender Wertschöpfungsketten. Wir sorgen dafür, dass die Industrie effizient und reibungslos agieren und reagieren kann. Flexibilität ist im internationalen Wettbewerb meist der entscheidende Faktor. Zudem bringen die Industriedienstleister bedarfsgerecht ausgebildete Fachkräfte mit, die den Vorteil für die Industrie weltweit noch erhöhen.

Laut WVIS-Branchenmonitor 2013 steigt die Bedeutung des Industrieservice insbesondere in der Prozessindustrie, und hier in erster Linie in der Chemie, immer weiter. Wie erklären Sie sich das?

R. Maaß: 60 % aller Kosten in der industriellen Produktion lassen sich durch Optimierungen, die der Industrieservice leisten kann, senken. Wir bieten zunehmend spezialisierte Leistungsangebote an, die einer bedarfsgerechten, ganzheitlichen und kosteneffizienten Optimierung von Produktions- und Managementabläufen in Industrieunternehmen führen. Das ist ein verlockendes Angebot mit dem der Industrieservice zu einem Schlüssel für die internationale Wettbewerbsfähigkeit seiner Kundenunternehmen wird.

Welche Trends zeichnen sich in der Branche generell und in der Zusammenarbeit mit Auftraggebern aus der Prozessindustrie im Speziellen ab?

 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen sind wechselseitig voneinander abhängig in ihren gekoppelten Aktivitäten - sowohl am Industriestandort Deutschland als auch auf den Auslandsmärkten. Flexible Auslastungen der industriellen Anlagen, die einen fluktuierenden Personalbedarf erfordern, können externe Dienstleister schneller bedienen. Wir garantieren die Gewinnung von qualifizierten und kurzfristig höher qualifizierbaren Mitarbeitern für ein zeitnahes Reagieren auf flexible Produktionsanforderungen. Das ist für die Industrieunternehmen eine Voraussetzung für die Akquisition von Aufträgen und die Sicherung langfristiger Geschäftsbeziehungen.

Welche der aktuellen Leuchtturmprojekte haben den höchsten Stellenwert und warum?

R. Maaß: Jedes unserer Leuchtturmprojekte zeigt eine andere Lösung auf, wie Industrieservice einen maßgeblichen Beitrag zur Steigerung der Produktionseffizienz leistet. Daher gibt es kein Ranking innerhalb der Projekte. Jedes für sich ist eine Glanzleistung, weil es die bestmögliche Lösung für ein spezielles Problem darstellt. Darin liegt eine unserer Stärken: maßgeschneiderte Lösungen für individuelle Prozesse generieren und umsetzen.

Der Verband sieht den Industrieservice als einen der größten Jobmotoren in Deutschland. Wird das auch in Zukunft so bleiben und was tun Sie dafür?

R. Maaß: Wie bereits erwähnt, ist die Präsenz von qualifizierten und kurzfristig höher qualifizierbaren Mitarbeitern Voraussetzung für die Sicherung langfristiger Aufträge. Industrieservice zeichnet durch eine hohe Verfügbarkeit dieser Mitarbeiter aus. Daher ist die Branche ein Beschäftigungsmotor gerade in Bezug auf Facharbeiter. Wir stehen als Wachstumsbranche beispielhaft im Wettbewerb mit anderen Industriezweigen und bieten gute Aufstiegschancen in einem vielseitigen und herausfordernden Aufgabenbereich.

Den Wirtschaftsverband für Industrieservice (WVIS) gibt es inzwischen seit gut fünf Jahren. Wie weit ist die Umsetzung der vier Handlungsfelder und Hauptziele gediehen?

R. Maaß: Wir sind mit den Fortschritten bei der Umsetzung unserer Ziele sehr zufrieden. Der schwierigste Teil, der Selbstfindungsprozess einer jungen breit aufgestellten Branche ist so gut wie abgeschlossen. Wir sind in unseren Annahmen, mit denen wir vor fünf Jahren angetreten sind, weitgehend bestätigt worden und treten jetzt offensiv in die Kommunikation mit Politik und Öffentlichkeit ein. Dabei stehen unsere Mitgliedsunternehmen geschlossen hinter uns und helfen dabei mit, die Kundenkreise für unsere Ziele und Leistungen zu sensibilisieren. Selbstverständlich haben wir auch neue Schwerpunkte identifiziert. Wir sind eine sehr personalintensive Branche, daher müssen wir uns auch besonders um unsere Mitarbeiter kümmern. Dies tun wir unter anderem mit einem eigenen Karriereportal und dem Start der WVIS-Stellenbörse für Industrieservice.

Haben sich die Mitgliederzahlen in den letzten Jahren so entwickelt, wie erhofft? Wie profitieren die Unternehmen von einer Mitgliedschaft und warum entscheiden sich Unternehmen auch dagegen?

R. Maaß: Die Mitgliederzahlen des Verbands sind bisher stetig gestiegen und entwickeln sich auch weiterhin positiv. Entscheidend ist für uns aber nicht nur die Anzahl der Mitglieder, die für Vielfalt steht, sondern die Qualität. Von den 15 Top Unternehmen der Lünendonk-Liste, des Anbieterrankings der großen B2B-Dienstleistungssegmente, zählen wir 12 zu unseren Mitgliedern. Mit den anderen drei sind wir im Gespräch. Der Verband bildet mit seinen derzeit 50 Mitgliedsunternehmen das gesamte Spektrum des Industrieservice ab. Selbstverständlich erhoffen wir uns langfristig eine weitere Ausweitung der Mitgliederstruktur. In den Branchen Chemie und Petrochemie sind wir stark aufgestellt, neue Mitglieder wünschen wir uns aus dem Bereich Automotive und der übrigen Prozessindustrie.

Wie präsentiert sich der Verband auf der Maintain in München und welche Themen stehen im Vordergrund?

R. Maaß: In diesem Jahr treten wir als ideeller Partner der Messe Maintain auf. Wir sind daher in vielen Bereichen der Messe präsent. Am Mittwoch zum Beispiel mit einem Vortrag im Messeforum „Nachwuchs" und in der Podiumsdiskussion zum Thema „Industrieservice - make or buy? Und am 5. Juni richten wir unseren Networking-Abend aus, der für viele Besucher schon fast ein traditioneller Bestandsteil des Messebesuchs geworden ist. An diesem Abend stellen wir unseren Gästen und der Presse dann auch den aktuellen WVIS-Branchenmonitor 2014 vor. Die Umfrage hierzu ist Anfang April gestartet. Befragt werden rund 500 Unternehmen im Industrieservice zu Märkten und Trends und erstmalig in diesem Jahr auch zum Themenkreis Mitarbeiter und Qualifizierung.

Kontakt

WVIS Wirtschaftsverb. f. Industrieservice e.V.

Sternstr. 36
40479 Düsseldorf
Deutschland

+49 211 16970504