Im Industriepark Höchst setzt man auf mobiles Abfallmanagement
Infraserv Höchst testet App für elektronisches Nachweisverfahren
In Chemieparks gibt es viele, sehr heterogene Abfallströme, in denen auch Gefahrstoffe enthalten sein können. Das macht eine genaue und umfassende Betrachtung der Ströme und der damit einhergehenden Gefährdungen notwendig, die in klar festgelegten Prozessen geregelt ist. Im Industriepark Höchst garantiert der Standortbetreiber nachhaltige und sichere Entsorgungslösungen – mit hocheffizienten Ver- und Entsorgungsanlagen wie einem Ersatzbrennstoff-Kraftwerk, einer Abwasserreinigungsanlage, einer Biogasanlage, einer Klärschlammverbrennungsanlage und einer Rückstandsverbrennungsanlage. Diese vielfältigen Möglichkeiten gewährleisten Entsorgungssicherheit und umweltschonende Lösungen: vom Abfallmanagement bis zur endgültigen Entsorgung samt rechtssicherer Dokumentation.
Art und Umfang des Entsorgungsnachweises von Abfällen bestimmt in Deutschland die sog. Nachweisverordnung, eine Ausführungsbestimmung zum Kreislaufwirtschaftsgesetz. Seit April 2010 ist das elektronische Abfallnachweisverfahren (eANV) für gefährliche Abfälle verpflichtend. Deutschland ist damit das einzige Land mit einem verpflichtenden elektronischen Nachweisverfahren, zu dem der Dokumentenaustausch mit allen an der Abfallwirtschaft beteiligten Akteuren gehört – vom Abfallerzeuger über den Beförderer und Abfallentsorger bis zu den zuständigen Behörden.
Elektronisches Abfallnachweisverfahren
Zur Abbildung des elektronischen Nachweisverfahrens setzt der Industriedienstleister Infraserv Höchst die App Zedal ein: eine Internetanwendung für die elektronische Unterstützung des Stoffstrommanagements. Sie bietet eine rechtssichere Lösung zur Umsetzung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes mit seinem untergesetzlichen Regelwerk. Im Industriepark Höchst sind die Prozesse der Beteiligten in Bezug auf das Abfallmanagement gut eingespielt und langjährig etabliert. Die übergreifende Nutzung der Applikation stellt sicher, dass es auch keine Probleme mit Schnittstellen gibt. „Bei uns hat sich das elektronische Nachweisverfahren bewährt“, sagt Lilly Wehner, zuständig für das Abfallmanagement. „Obwohl das eANV nur für gefährliche Abfälle verpflichtend ist, nutzen wir es bei uns für alle Abfallströme, da wir damit eine vollständige Übersicht in nur einem System haben.“
Neue App mit Signaturserver
Bisher wird Zedal als Webanwendung am PC genutzt, um die entsprechenden Daten zu erfassen und über ein gesondertes Kartenlesegerät die notwendige qualifizierte elektronische Signatur zu erstellen. Diese wird über ein am Computer angeschlossenes Kartenlesegerät und eine persönliche Signaturkarte generiert. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung stellt sich jedoch auch in diesem Bereich die Frage nach einer mobilen Lösung. Seit dem vergangenen Jahr wird die Software für das Abfallnachweisverfahren getestet. Während eine App in der Regel relativ schnell programmiert ist, stellt in diesem Fall die geforderte qualifizierte elektronische Signatur eine größere Hürde dar. Mit einem neuen kleinen persönlichen Signaturserver, der einmalig und dauerhaft an eine Internetverbindung angeschlossen und mit der Applikation verknüpft ist, lassen sich jedoch nun auch von unterwegs die notwendigen elektronischen Signaturen für Nachweise und Transportpapiere am Smartphone erstellen.
„Ich war zuerst etwas skeptisch, ob das Nachweisverfahren auch über die App funktioniert, aber nachdem ich es ausprobiert habe, bin ich begeistert“, so Lilly Wehner. „Besonders für Mitarbeiter, die viel unterwegs sind, bietet sich diese Nutzung an.“ So kann z. B. direkt vor Ort die Meldung aufgenommen werden, dass eine Abfallmulde getauscht werden soll, und der dafür notwendige Schein erstellt und per Knopfdruck signiert werden. Vereinfacht und beschleunigt wird das Verfahren auch über die Funktionen Drucken und Mailversand in der App.
Vorreiter im mobilen Abfallmanagement
Das in sich geschlossene System des Industrieparks Höchst bietet sich dafür an, um neue Produkte zu testen. Beim Standortbetreiber sind verschiedene Bereiche in die Testphase der App eingebunden, um möglichst umfassende Erfahrungen zu erzielen, die an das Unternehmen Zedal weitergegeben werden. Noch in diesem Jahr soll der Prototyp des PSM (Personal Secure Module) in Serie gehen. Für die Testphase konzentriert sich der Industrieparkmanager im ersten Schritt auf die nicht-gefährlichen Abfälle, bei mehr als 10.000 Transportpapieren im Jahr machen diese allerdings bereits 71 % der Abfälle aus.
Bereits in den 90er Jahren war der Industriepark mit der Einführung einer reinen Abfallmanagement-EDV und der Schaffung einer gemeinsamen EDV-Schnittstelle zu anderen Firmen seiner Zeit weit voraus. Die Software von Zedal war damals – auch ohne gesetzliche Vorgaben – der nächste logische Schritt zum elektronischen Nachweisverfahren. Mit der App werden nun die Anforderungen an die heutigen Arbeitsverhältnisse erfüllt, wo Flexibilität und Unabhängigkeit von PC und LAN-Verbindung gefordert sind.
„In der App sehe ich nicht nur eine Erleichterung für den Alltag, sondern unter anderem auch eine zusätzliche Absicherung, wenn bspw. die Internetanbindung der Rechner ausfallen sollte. Sie ist stabil, sicher, schnell und komfortabel“, freut sich Entsorgungsexpertin Lilly Wehner. „Die Abfallwirtschaft machte 2010 den ersten Schritt in die Digitalisierung. Mit dem mobilen Abfallmanagement bieten sich uns nun viele weitere Möglichkeiten, die wir als Vorreiter nutzen möchten.
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