Anlagenbau & Prozesstechnik

Dokumente immer griffbereit

Informationsmanagement von kritischen Messstellen per Knopfdruck

02.03.2015 -

Das Geräte-Informationssystem W@M weist bei kritischen Messstellen per Knopfdruck geforderte Sicherheit, vereinbarte Qualität und korrekte Abrechnung lückenlos nach.

Die optischen Eindrücke während der Anfahrt zur ersten Produktionsstätte Cargills in Deutschland sind im Wappen der Stadt Salzgitter gut zusammengefasst, zwei aufrechte goldene Ähren flankieren einen silbernen Hochofen. War die Industrie die Ursache für die Stadtgründung, so sprachen bei Cargill 1992 die starke Landwirtschaft der Region und der Stichkanal Salzgitter als Wasserverkehrsstraße für die Gründung einer Ölmühle und Mälzerei an diesem Standort. Die Produkte, die hier erzeugt werden, sind überwiegend für den nationalen Markt bestimmt: Öl und Schrot für die Nahrungsmittel-, Biodiesel- und Mischfutterindustrie sowie hochwertiges Malz für namenhafte Brauereien. Am Empfang holt uns Peter Schumann, Mitarbeiter der Abteilung M+R-Technik, ab. Einer seiner Verantwortungsbereiche ist die Dokumentation von über 1200 Messstellen in allen Prozessbereichen. Selbst wenn wir Auditoren gewesen wären, die die Dokumentation kritischer Messstellen auf den Prüfstand stellen würden, wäre seine gelassene Gemütsverfassung die gleiche gewesen. Ob Auditoren des internen Cargill-Sicherheitswesen, von Kunden für Lieferantenbewertung oder unabhängiger Zertifizierungsstellen, auch unangemeldet kann ihnen Peter Schumann alle Dokumentationsnachweise auf Knopfdruck erbringen.

Kritische Messstellen
Schon die grafisch ansprechenden Hinweisplakate im Eingangsbereich unterstreichen, dass Sicherheit im Werk an erster Stelle steht. Einprägsame Merksätze sensibilisieren Besucher und Mitarbeiter für dieses ernste Thema. Dass es die Unternehmensleitung damit genauso ernst meint unterstreicht die Tatsache, dass für über vierzig sogenannte „Critical Safety Devices (CSD) einmal wöchentlich eine Funktionsprüfung erfolgen muss. Der Prüfbericht wird über den Vorgesetzten an die Unternehmenszentrale in Minneapolis/USA weitergeleitet. Da Hexan als weltweit übliches Extraktionsmittel für die Presskuchen in der Ölsaatenverarbeitung verwendewird, ist das maximale Anlagensicherheitsniveau für diese explosionsgefährdenden Bereiche einzuhalten. Dafür sorgt u. a. Dichte-, Durchfluss- und Füllstandmesstechnik. Für die CSDs müssen neben dem Funktionsprüfbericht die Wartungs- und Kalibrierarbeiten, Ersatzteillisten, technische Spezifikationen und Bedienungsanleitungen, die Messstellenparametrierung inkl. der Atex-Zertifikate und der Beschaffungsvorgang lückenlos dokumentiert sein.
Dreht sich die Beweisführung um mit Kunden spezifizierte Qualitätsniveaus, so reichen Laborergebnisse längst nicht mehr aus. Der Lieferantenauditor einer Brauerei will prüfen wie sichergestellt wird, dass das für ihn produzierte Malz im vereinbarten Temperaturbereich getrocknet worden ist. Mit Kalibrierzertifikaten für die eingesetzten Temperatursensoren ist dieser Nachweis neben den Prozessaufzeichnungen erbracht. In der Ölmühle gehört noch die Temperaturmessung als Nachweis einer zuverlässig erfolgten Desodorierung und die Druckmessung am Filter in der Verladung mit zu den qualitätskritischen Messstellen. Über diesen Nachweis der Genauigkeit der Messstelle belegt Cargill für seine Kunden die Qualität seiner Produkte.
Überwachen Messstellen abrechnungsrelevante Verbräuche, so müssen sie auch regelmäßig kalibriert werden. Für den Handel mit CO2-Emissionszertifikaten ist es wichtig, dass der Erdgasverbrauch am Standort korrekt erfasst wir. Durchflussmessgeräte wie der Promass kommen hier zum Einsatz. Und selbst im Rahmen der ISO 9001 ist die Dokumentation von Kalibrierarbeiten und -intervallen notwendig. Am Cargill Standort Salzgitter müssen somit 25 Messstellen kalibriert werden. Für die Dokumentation hierzu wird ein System benötigt, dass rund um die Uhr alle Informationen dazu griffbereit hält. Denn nur was dokumentiert ist gilt als erbracht.

W@M - die internetbasierte Informationsplattform
Mit einem Geräte-Informationssystem namens W@M (Web enabled Asset Management), steht ein leistungsstarkes Werkzeug für den Anlagen-Lebenszyklus von Prozessinstrumentierung zur Verfügung. Über die Serien-Nr. des Gerätes zugeordnet stellt Endress+Hauser alle Informationen vom Beschaffungsvorgang über die Installation und Inbetriebnahme bis zur Betrieb- und Instandhaltung zur Verfügung. Zu diesen Informationen erhält der Kunde über das W@M Portal Zugang. Er selber kann weitere Informationen wie Planungsunterlagen, Prüf- und Wartungsberichte dort abspeichern. Ähnlich der typischen Windows-Explorer Baumstruktur kann er Messstellen gemäß seiner Betriebsstruktur verwalten. Per Email erhält er automatisch Hinweise auf neue Informationen wie Serviceberichte oder Ablösungen von Messgeräten durch neue Modelle. Vor vier Jahren hat Peter Schumann das W@M Portal bei Cargill Salzgitter implementiert. Aktuell besitzen drei Personen Zugriffrechte, eine Erweiterung für den zweiten Produktionsleiter und die komplette Instandhaltungsmannschaft mit Leserechten ist angedacht. Um weitere zeitsparende Effekte im MRO-Bereich (Maintenance Repair Operation) zu nutzen soll zukünftig das W@M Portal mit der Instandhaltungs-Software Maximo von IBM verknüpft werden. Diese offene Struktur des W@M-Konzepts ist auch für die Integration von Anlagenkomponenten anderer Hersteller nützlich, von dreißig solcher Geräte werden in Salzgitter Informationen in W@M verwaltet.

Komplettlieferant mit rundem Life-Cycle-Management Konzept
Seit der Errichtung des Cargill Standorts Salzgitter 1992 erfolgte über die Jahre die Standardisierung auf Endress+Hauser Messtechnik. Hauptgründe dafür waren das komplette Produktportfolio über alle relevanten Prozessparameter mit dem damit verbundenen einheitlichen Aufbau der Geräte-Bedienmenüs und dem FieldCare-Software Tool für die Gerätekonfiguration. Selbst die Lagergeräte werden im W@M Portal verwaltet und die Geräte des letzten Erweiterungsprojekts der Abwasseraufbereitung sind dort ebenso eingepflegt. Peter Schumann schätzt auch die gemäß ISO/ IEC 17025 ­zertifizierten Kalibrierdienstleistungen von Endress+Hauser, die entweder vor Ort von Kalibriertechnikern oder für die Durchflussmessgeräte im Kalibrier- und Servicecenter bei Endress+Hauser durchgeführt werden. Für ihn zählt hier Schnelligkeit, eingeschickte Geräte erhält er innerhalb einer Woche zurück. Per Email bekommt er die Information, dass die Kalibration erfolgt ist und das elektronische Kalibrierzertifikat im W@M verfügbar ist.
Die Leistungsfähigkeit eines Komplettlieferanten erschließt sich aber letzten Endes erst durch die kompetente Betreuung des für ihn seit Grundsteinlegung zuständigen Vertriebs­ingenieurs. In besonderen Fällen müssen kundenspezifische Lösungen gefunden. Vor zwei Jahren benötigte Cargill in einem Umbauprojekt Engineering-Unterstützung, die ein Endress+Hauser Mitarbeiter erbrachte, indem er sämtliche Messstellen bis zum Bestellcode auslegte. Aber auch sicherheitsrelevante Applikationslösungen wie eine Schieflauf-Meldung von Förderbändern in explosionsgefährdeten Bereichen oder Spezial-Prozessanschlüsse zum schnellen Kalibrieren von Temperatursensoren wurden gemeinsam entwickelt. Zu guter Letzt aber ist ein durchdachtes Dokumenta­tionssystem die Klammer um das gesamte Produktportfolio eines Komplettanbieters. Das W@M Portal ist die Lösung, dank der Peter Schumann jeden Auditor unbesorgt empfangen kann, ob angemeldet oder nicht, denn er hat alle Dokumente, die diese Prüfer sehen wollen, auf Knopfdruck immer griffbereit.