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Der VCI-Hauptgeschäftsführer zur Energiewende: Kostenbelastung reduzieren und Grundversorgung sicherstellen

13.07.2012 -

Bis 2022 wird Deutschland aus der Kernenergie aussteigen. Gleichzeitig will die Politik damit eine „Energiewende" vollziehen, mit der der Ausbau erneuerbarer Energien massiv vorangetrieben wird. Zum derzeitigen Stand erklärt VCI-Hauptgeschäftsführer Dr. Utz Tillmann:
„Der mittel- und langfristige Umstieg auf erneuerbare Energien ist vorgezeichnet. Die Innovationskraft der chemischen Industrie trägt dazu bei, dass die Energiewende möglich wird. Ohne unsere Produkte dreht sich kein Windrad, funktioniert keine Solaranlage, fährt kein Elektroauto. Für die Chemie stellt die Energiewende ein wichtiges Geschäftsmodell dar, gleichzeitig aber auch eine Gefährdung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer effizienten Produktionsanlagen in Deutschland.
Die erneuerbaren Energien haben eine beträchtliche Entwicklung genommen und sind aus den Kinderschuhen herausgewachsen. Vor diesem Hintergrund scheint die Zeit reif, dass sich die Erneuerbaren dem Wettbewerb stellen. Der geschätzte Anstieg der EEG-Umlage von rund 50 Prozent für 2013 unterstreicht genau diesen Wettbewerbsaspekt. An sonnen- und windreichen Tagen reicht die Kapazität der Erneuerbaren bereits aus, mehr Strom zu produzieren, als eigentlich gebraucht wird. Konsequenz daraus ist, der überschüssige Strom muss quasi zu Negativpreisen in die Netze unserer Nachbarländer geleitet werden. Dadurch sinkt zwar der Börsenpreis für Strom, doch gleichzeitig steigen die EEG-Kosten. Aus Sicht der Ökonomen bedeutet dies Marktversagen.

Das zweite Problem ist die mangelnde Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren. Solange der Einspeisevorrang für Erneuerbare auch für den Grundlaststrom besteht, ist unter den gegebenen Bedingungen die Stromproduktion aus Kohle und Gas nicht zu wettbewerbsfähigen Preisen zu realisieren.

Beide Punkte zeigen: Der Umsetzung der Energiewende fehlt noch die klare Linie. Es hat nach wie vor den Anschein, sie sei ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Um Vertrauen bei Bevölkerung und Industrie zu erreichen, brauchen wir
• eine Form der Finanzierung, die weder private noch industrielle Stromkunden überfordert;
• ein verlässliches Konzept in Form eines Projektmanagements, welches sicherstellt, dass das Dach nicht direkt auf das Fundament gesetzt wird sowie
• eine durchgreifende Koordination zwischen Bund und Ländern.  Die Autarkiebestrebungen einzelner Bundesländer sind kontraproduktiv."