CO2-Management: Kennzahlen, Überwachung und Klimaziele sind die Schlüsselfaktoren
27.01.2011 -
Ökologisch nachhaltig ausgerichtete Wertschöpfungsketten verschaffen Unternehmen strategische Vorteile. Sowohl von gesetzlicher und gesellschaftlicher Seite als auch vom Kapitalmarkt wird von Unternehmen ökologisch nachhaltiges Wirtschaften und aktiver Klimaschutz erwartet. Eine entscheidende Rolle kommt hierbei der Senkung von Klimagasemissionen wie CO2 zu.
Effektives Carbon Management in der logistischen Wertschöpfungskette setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Ein geeignetes Kennzahlsystem, zeitnahe Überwachung der Klimagasemissionen und Berücksichtigung von Klimazielen in Supply Chain Design und Operation. Neben den üblichen Kennzahlen wie Kosten, Leistung und Lieferzeit sollten insbesondere in der Design-Phase für Logistiknetzwerke ökologische Kennzahlen mit betrachtet werden. Hierbei ist eine ganzheitliche Betrachtung der Versorgungskette unerlässlich, um ineffiziente Suboptimierung zu vermeiden.
Ein Beispiel für die Berücksichtigung von Klimazielen im Supply Chain Design ist die Neuausrichtung der Pharma-Distribution von Bayer Healthcare in China: In verschiedenen Szenarien wurde die Auswirkung der Einrichtung von Regionallagern auf Servicegrad, Bestand, Transportkosten und CO2-Emissionen ermittelt. Entsprechend den Unternehmenszielen konnte anschließend aus den verschiedenen Szenarien die am besten passende Lösung ausgewählt werden.
So führt die Einrichtung zweier zusätzlicher Distributionszentren für den Bayer Healthcare-Vertrieb in China zu einer Senkung der in der Distribution anfallenden CO2-Emissionen um rund 75%. Das gilt trotz einer Zunahme der Transportleistung (gemessen in Kilometer-Tonnen) um 4%. Ausschlaggebend für diese deutliche Verbesserung ist ein erheblicher Rückgang der Luftfrachten von rund 70% auf nur noch rund 10% der Frachtkilometer.
Vernetztes Bestandsmanagement erlaubt zudem, auf eine Erhöhung der Lager- bzw. der Sicherheitsbestände zu verzichten. Für den Großteil der Lieferungen sinkt die Lieferzeit deutlich, beim Rest bleiben sie konstant. Die resultierenden geringeren Frachtkosten senken in diesem Beispiel die Logistikkosten um rund ein Fünftel. Die Struktur mit den drei Distributionszentren hat allerdings eine höhere Komplexität und erfordert daher einen höheren Planungsaufwand.
Gemäß dem Grundsatz „Man kann nicht kontrollieren, was man nicht messen kann" ist im Alltagsbetrieb ein zeitnahes Überwachen der durch Supply Chain Aktivitäten verursachten CO2-Emissionen notwendig. Erst ein Monitoring von CO2-Emissionen über die gesamte Supply Chain ermöglicht ein effektives Carbon Management. Verursacher sollen quantitativ erfasst werden, um Hot-Spots der Emissionsquellen erkennbar zu machen. So können im nächsten Schritt effektive Klimaschutzmaßnahmen mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ergriffen werden.
Ein von Bayer Technology Services entwickeltes Green Logistics Dashboard hilft bei der Einhaltung und Visualisierung von Klimagasemissionen in der Supply Chain. Die webbasierte Dashboard-Anwendung ermöglicht die Erfassung und das Monitoring von CO2-Emissionen entlang der gesamten Supply Chain eines Unternehmens. Interessant ist dabei die Verknüpfung mit weiteren Unternehmenskennzahlen wie bspw. den Transportkosten. Die Ermittlung der Emissionen erfolgt durch die Nutzung von bereits vorhandenen Daten in einem ERP-System.
Da in den Bereichen entlang der Supply Chain die Emissionen meist nicht als Messwerte vorliegen, müssen sie über weitgehend standardisierte Ansätze indirekt errechnet werden.
Unternehmen erhalten mit einem Green Logistics Dashboard eine Darstellung von Unternehmenskennzahlen, Benchmarks und Emissionen auf einen Blick. Durch die Möglichkeit des Aufsplittens in verschiedene Teilbereiche z. B. nach Transportmodi, Regionen oder Unternehmensbereichen lassen sich Ursache-Wirkungsbeziehungen und damit mögliche Optimierungspotentiale zur Senkung von CO2-Emissionen und Kosten schnell identifizieren. Im nächsten Schritt können dann in gezielten Optimierungsprojekten für die identifizierten Einsparpotentiale Maßnahmen erarbeitet, umgesetzt und Ergebnisse kontrolliert werden.
Bei der Optimierung der Klimagasemissionen werden oft die Emissionen durch Intralogistik und Lagerung ignoriert. Der Einfluss ist hier aber größer als meist angenommen wird. Eine mögliche Ursache für die Vernachlässigung liegt in der schlechten Datenverfügbarkeit in diesem Bereich. Hier bieten qualitative Logistik-Checks erste Anhaltspunkte für Verbesserungen und für eine sinnvolle Datenerfassung.
Das vorausschauende Handeln im Carbon Management bietet Nutzern zwei Vorteile: Zum einen werden durch Steigerung der Energie- und Ressourceneffizienz Kosten gesenkt. Zum anderen lassen sich strategische Risiken für das Unternehmen vermeiden, indem Marktposition und Konformität bezüglich zukünftiger Anforderungen durch Gesetze und Kundenwünsche abgesichert werden.