Brandschutz in der chemischen Industrie
22.05.2016 -
CHEManager stellt in der Reihe „Risikomanagement in der Praxis“ Risiken und Lösungsansätze vor, auf die Sicherheitsbeauftragte und Werkleiter ein besonderes Augenmerk legen sollten. Dies ist die Folge 8: Neue Risiken durch betriebliche Veränderungen.
Brände in der chemischen Industrie können wirtschaftliche Folgen für das betroffene Unternehmen und gefährliche Auswirkungen für die Umwelt haben. Deshalb gibt es gerade in dieser Branche großen Bedarf an optimalen Brandschutzlösungen. Zur Verbesserung der Feuerprävention forschen die Risikoingenieure des Industriesachversicherers FM Global kontinuierlich im eigenen ‚Labor‘, auf dem „Research Campus“. Von den dort gewonnenen Erkenntnissen zur Risikominimierung profitieren die Kunden direkt, denn die Ingenieure besuchen sie regelmäßig und bringen sie auf den neuesten Stand.
Im November 1986 hielt die Brandkatastrophe im Chemielager Sandoz bei Basel ganz Europa in Atem. 300 t Herbizide und Pestizide gelangten mit dem Löschwasser in den Rhein und vernichteten das biologische Leben im Oberrhein weitgehend. Sowohl das Erdreich als auch 500 Flusskilometer wurden vergiftet. Die Trinkwasserversorgung der Stadt Basel und der Region waren gefährdet. Eine zentrale Ursache: Weder Feuermelder noch Sprinkleranlagen waren damals im Gebäude vorhanden. Das heißt: Die Katastrophe hätte verhindert oder zumindest im Umfang abgemildert werden können, wenn entsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden wären.
Analysen durch Risikoingenieure
Auch heute, dreißig Jahre später, können Brände in einem Chemielager weiterhin nicht völlig ausgeschlossen werden. Striktere Anforderungen an den Brandschutz und eine kontinuierliche Verbesserung bestehender Brandschutzmittel minimieren jedoch die Gefahr potenzieller Feuerkatastrophen. Um einen optimalen Brandschutz zu erreichen, forschen FM Global Risikoingenieure kontinuierlich an einer Weiterentwicklung der bestehenden Systeme. Aufgetretene Schäden werden so lange analysiert, bis die Ursache ermittelt ist. Nur so kann verhindert werden, dass ein Schaden ein zweites Mal auftritt.
Handlungsort der Forschungsarbeit ist der Research Campus in Rhode Island (USA), wo sich die größte Brandhalle der Welt befindet. Das mit modernster Technik ausgestattete „Fire Technology Laboratory“ bietet eine Fläche von 10.000 m2, auf der sowohl Brandszenarien computergestützt modelliert als auch 1:1-Großbrand- und Wasserdurchflussversuche durchgeführt werden – bis hin zu einer Wärmefreisetzung von bis zu 1.093 C. Bei diesen Experimenten entwickeln die Risikoingenieure Methoden, um Explosions- und Brandschäden zu vermeiden oder zumindest so gering wie möglich zu halten.
Beratung durch Branchenexperten
Mit dem angesammelten Wissen über Schadenprävention und den Forschungsergebnissen aus dem „Research Campus“ besuchen die Ingenieure regelmäßig die Versicherungsnehmer. Für jede Branche werden speziell ausgebildete Experten eingesetzt. Wer als beratender Ingenieur detaillierte Gefährdungsanalysen für chemische Unternehmen erstellt, ist ausgebildeter Chemieingenieur und hat wie seine Kollegen eine intensive Ausbildung im eigenen Schulungszentrum „SimZone“ sowie im Research Campus durchlaufen. In dieser Zeit werden ihnen die technischen Richtlinien ihres Arbeitgebers vermittelt, sowie vertiefende Kenntnisse zu Prozesssicherheitsmanagement, mechanische Integrität, Bedienerschulung und Gefahrenanalyse in der chemischen Industrie. Hier wird auch geschult, worauf in chemischen Betrieben zu achten ist, wie z.B. geeigneter Brandschutz in chemischen Prozessanlagen inklusive Freianlagen oder Brandschutz in Chemielagern.
Bei den regelmäßigen Besuchen von chemischen Produktionsstandorten beschränken sich die Ingenieure nicht nur auf Lager, in denen brennbare Flüssigkeiten aufbewahrt werden. Um genaue Gefährdungsanalysen und Risikoeinschätzungen auszusprechen, besichtigen sie den gesamten Produktionsstandort: Von den einzelnen Büroräumen und Labors über die Produktions- und Lagergebäude bis hin zu den Außenanlagen und Dächern. Hierbei ist nicht nur das verwendete Baumaterial interessant. Um ein Risiko richtig einschätzen zu können, müssen auch die für die Produktion genutzten Materialien berücksichtigt und stets die Fragen beantwortet werden: Wie verhalten sich sämtliche Materialien bei einem Brand? Tragen sie zu einem größeren Schaden bei? Oder setzen sie gesundheitsschädliche Stoffe frei, die eine weitere Nutzung des Gebäudes unmöglich machen? Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Schadenverhütung an chemischen Produktionsstandorten stellt die Analyse der Prozesssicherheit, Wartung und Instandhaltung, sowie mechanischer Integrität und Anlagenverfügbarkeit dar.
Nachhaltige Investition
Zusammenfassend werden dem Versicherungsnehmer die größten und wichtigsten Gefahren am Standort dargestellt und Empfehlungen zur Risikominimierung ausgesprochen. Um die Gefahren besser erklären zu können und aufzuzeigen, welche Schäden entstehen könnten, greifen die Ingenieure bei ihren Erklärungen auf Video- und Forschungsmaterial aus dem Research Campus zurück. Die Schadenprävention mag manchmal teuer und durch die regelmäßigen Besuche der Ingenieure auch zeitintensiv erscheinen. Doch sie kann dafür sorgen, dass das Unternehmen langfristig am Markt bleibt. Und mit eigenen Augen zu sehen, welche Katastrophen sich ereignen könnten, lässt jeden Entscheider noch intensiver darüber nachdenken, welche Empfehlung für eine verbesserte Schadenprävention er von seinem beratenden Ingenieur umsetzen wird.
Kontakt
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