Strategie & Management

Bioökonomie im Ballungsraum

Projekte zur stofflichen Nutzung von Reststoffen

06.11.2020 - Das Innovationsbündnis “Bioökonomie im Ballungsraum” stellt sich der Aufgabe, in der Metropolregion anfallende biobasierte Reststoffe für eine stoffliche Nutzung zu erschließen.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie trägt in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main mit einem Anteil von rund 6 % der Bruttowertschöpfung wesentlich zu Beschäftigung und Wohlstand bei und soll auch zukünftig eine treibende Rolle als innovative und nachhaltige Schlüsselindustrie spielen. 

Langfristig regionale Standortvorteile sowie Entwicklungsperspektiven für die Zukunft zu sichern, stellt deshalb eine der vordringlichen Aufgaben dar, der sich Wirtschaft, Politik und öffentliche Verwaltung in der Region gemeinsam zu stellen haben; ebenso wie den Rohstoffwandel von fossilen zu erneuerbaren Kohlenstoffquellen als Entwicklungschance zu verstehen und zu gestalten, den Klimaschutz zu intensivieren und eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung zu fördern.
Noch sind 87 % der Rohstoffe der deutschen Chemieindus­trie fossiler Herkunft, so dass der größere Transformationsprozess weiter vor uns liegt. Alternative Kohlenstoffquellen können land- und forstwirtschaftliche Biomasse sein, aber auch diese erweist sich als nicht ausreichend verfügbar. Einen wichtigen Beitrag zum zukünftigen regionalen Rohstoffportfolio könnten biobasierte Reststoffe und Abfälle leisten, deren Vorkommen und Nutzung sich als endogener Standortvorteil der dicht besiedelten und vernetzt bewirtschafteten Region herausstellen könnte, sofern die entsprechenden Verarbeitungstechnologien zur Verfügung stehen.
Das ist die Mission des 2019 gegründeten Innovationsraums „Bioökonomie im Ballungsraum“ (BioBall). Das Innovationsbündnis stellt sich der Aufgabe, in der Metropolregion anfallende biobasierte Reststoffe (z. B. biobasierte Siedlungsabfälle, Grünschnitt, Klärschlamm, CO2) für eine stoffliche Nutzung zu erschließen.
Wichtige Akteure des Innovationsraums sind die private und kommunale Wirtschaft (Chemie­industrie, Abfallwirtschaft u. a.), die Wissenschaft und die öffentliche Verwaltung, der aufgrund der erforderlichen Beteiligung kommunaler Entsorgungsbetriebe und der langfristigen Anpassung der öffentlichen Ver- und Entsorgungsinfrastruktur eine besondere Bedeutung zukommt. Der zu Beginn eingerichtete Verein BioBall führt mit der Geschäftsstelle BioBall interessierte Akteure mit dem Ziel zusammen, Projekte zur stofflichen Verwertung von Reststoffen zu initiieren und in die Umsetzung zu bringen. Für deren öffentliche Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stehen BioBall von 2020–2024 bis zu 20 Mio. EUR zur Verfügung. 
Eine wesentliche Aufgabe des Innovationsraums besteht darin, das Leistungspotenzial der initiierten Ideen und Projekte für Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit zu prüfen. Projektvorschläge werden dem BMBF erst nach Begutachtung anhand nachhaltigkeitsorientierter Leistungsparameter zur Förderung empfohlen. Diese Kriterien umfassen den voraussichtlichen Beitrag zum Klimaschutz, zur Wertschöpfung, zur Stoffstromnutzung, zur Marktdurchdringung und die Übertragbarkeit in andere Regionen. BioBall versteht sich als ein Innovationsraum für Projekte, die ökologisches und ökonomisches Leistungspotenzial besonders aussichtsreich verbinden.
In diesem Jahr wurden bereits mehrere Projekte gestartet. Dabei ist die Bandbreite der eingesetzten Reststoffe, Verarbeitungstechnologien, Produkte und möglicher neuer Wertschöpfung sehr breit. So sollen z. B. Glykane aus faserreichen Rückstanden der Lebensmittelverarbeitung gewonnen und zu Rohstoffen für Lacke und Beschichtungen weiterverarbeitet werden, holzartige Stoffströme als Grundlage für organische Elektroden für Brennstoffzellen dienen, Bioabfälle zur Erzeugung antimikrobiell wirkender Futtermittel Verwendung finden und C1-Stoffströme zu Chemikalien transformiert werden. 

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BioBall
Der Verein BioBall koordiniert den Innovationsraum und lädt regelmäßig zu Netzwerkveranstaltungen ein. Thomas Bayer, Manfred Kircher und Bernd Rentmeister bilden den Vorstand des Vereins.
Die Geschäftsstelle BioBall ist die operative Einheit des Vereins und wird von der Provadis Hochschule geführt und von der Dechema unterstützt. Sie moderiert und unterstützt die Entwicklung des Innovationsraums BioBall. Sie vernetzt Akteure aus Forschung, Wirtschaft und kommunaler Verwaltung und unterstützt sie bei Anbahnung und Umsetzung von Projekten. Darüber hinaus fördert sie den Austausch mit weiteren Netzwerken und Metropolregionen national – wie auch international. 
 

Kontakt

KADIB - Kircher Advice in Bioeconomy

Kurhessenstr. 63
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