BioNTech und Ganymed eröffnen biotechnologisches Forschungs- und Entwicklungszentrum
17.10.2014 -
Individualisierte Tumortherapien auf höchstem Niveau zu entwickeln und schon in absehbarer Zeit für die Behandlung von Krebspatienten zur Verfügung zu stellen, ist erklärtes Ziel der Ganymed Pharmaceuticals und BioNTech. Ca. 300 Forschungsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Unternehmen haben jetzt gemeinsam ein neues, hochmodernes Forschungszentrum in Mainz bezogen. Der neue Standort zählt mit 8.357 m2 Gesamtfläche zu den größten und modernsten Zentren des deutschen Biotech-Sektors.
Hauptinvestor des Forschungszentrums sind die Brüder Andreas und Thomas Strüngmann. Eveline Lemke, Wirtschaftsministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin von Rheinland Pfalz, lobte das starke Engagement der Forscher und der Investoren in den Biotechnologie-Bereich als wegweisend: "Die Pharmabranche hat am Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz einen sehr hohen Stellenwert. Umso mehr freue ich mich, dass mit dem Forschungszentrum in Mainz jetzt der nächste Schritt zu hochinnovativen Therapien und medizinischen Wirkstoffen made in Rheinland-Pfalz getan wird."
Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur ergänzte: "Das Zusammenspiel von Forschung und wirtschaftlicher Verwertung am Standort Mainz ist beispielhaft. Gemeinsam schaffen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität und der Universitätsmedizin Mainz, Initiatorinnen und Initiatoren sowie Investorinnen und Investoren, die Landesregierung und die Stadt, den Rahmen, für medizinische Fortschritte, die in Zukunft Leben retten. Die Mainzer Firmen sind wichtiges Glied einer Kette von Akteuren, die die Produktion wirksamer Medikamente gegen den Krebs ermöglicht. Das hierfür heute eingeweihte Forschungszentrum hat das Potenzial, nicht nur auf die Rhein-Main-Region auszustrahlen, sondern weit darüber hinaus."
Michael Ebling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz: "Ich freue mich, dass die Unternehmen mit dem neuen Biotechnologie-Zentrum auch in Zukunft auf den Standort Mainz setzen. Es kann nur von Vorteil sein, wenn medizinische Forschung auf allerhöchstem Niveau in der Landeshauptstadt ihr Zentrum hat."
Die anschließende grundsätzliche Diskussion um den Biotech-Standort Deutschland zeigte ein deutsches Dilemma auf: die hierzulande geringe Bereitschaft, privates Kapital für langfristige Projekte und Technologien zu mobilisieren. Die von Ernst & Young erhobene Studie "Deutscher Biotechnologie-Report 2014" zeigt, dass die in Deutschland derzeit getätigten Investitionen in die Branche zu 80 % von lediglich zwei Familien getragen werden. Dies ist für die Finanzierung einer ganzen Sparte sehr unausgewogen und stellt letztlich auch den Standort Deutschland für den Biotechnologie-Sektor infrage. Es ist daher zwingend erforderlich, dass eine durchgängige Kapitalnahrungskette von der Gründung bis zum Exit an die Börse etabliert wird, damit die Umsetzung des unbestritten hohen Innovationspotenzials in Deutschland in marktreife Innovationen gelingt.
Investor Dr. Thomas Strüngmann brachte in diesem Zusammenhang zusammenfassend sein Anliegen vor auf den Punkt: "Am Beispiel der beiden Unternehmen wird deutlich, dass Forschung auf höchstem Niveau und wirkliche medizinische Innovation sehr wohl in Deutschland stattfinden können. Es ist mir ein Anliegen, dies weiterhin zu unterstützen, und ich freue mich, wenn private Investitionen in diesem wichtigen, zukunftsträchtigen, aber gleichwohl auch herausfordernden Bereich zukünftig stärker mobilisiert werden. Damit die Branche nicht allein auf den Schultern von wenigen privaten Investoren liegt, müssen die politischen Rahmenbedingungen für solche, für den medizinischen Fortschritt unverzichtbare Art der Kapitalanlage entsprechend angepasst werden."
Die 2008 gegründete Unternehmensgruppe BioNTechentwickelt und produziert individualisierte Immunotherapien gegen eine Vielzahl menschlicher Krebsarten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf zukunftsweisenden Technologien, wie individualisierte mRNA-basierte Biologika oder innovative Antigen-Rezeptor-/T-Zell-Rezeptor basierte Therapien. Aktuell befinden sich zwei Projekte in der klinischen Erprobung der Phase I/II. Daneben entwickelt das Unternehmen Molekular-Diagnostika für die Onkologie. Die Einführung eines ersten In-vitro-Diagnostikums für Brustkrebs steht kurz bevor. Man beschäftigt 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sechs Tochterunternehmen.
Ganymed Pharmaceuticals entstand 2001 als Ausgründung der Universitäten Mainz und Zürich. Bis heute hat das Unternehmen mit rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen hoch selektiven Antiköper (IMAB362) gegen Magen-/Speisröhrenkrebs in die fortgeschrittene Phase der klinischen Entwicklung gebracht. In der Phase-IIa-Studie zeigte sich bei fast der Hälfte aller 21 austherapierten, nach Protokoll behandelten Patienten eine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs.
Mitte des Jahres 2014 wurde die Rekrutierungsphase für eine randomisierte und kontrollierte Phase-IIb-Studie mit 210 Teilnehmern abgeschlossen. Der Antiköper wird in dieser Studie als Erstbehandlung in Kombination mit einer Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenen Magen-/Speiseröhrenkarzinom eingesetzt. Im Februar 2014 wurde darüber hinaus mit IMAB027 ein weiterer Antikörper in die klinische Erprobung (kombinierte Phase-I/II-Studie) gebracht für die Indikation des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms.