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Bayer will sich auf Pharma und Agrarchemie fokussieren

18.09.2014 -

Bayer steht vor einem radikalen Umbau. Der Konzern will seine weniger rentable Kunststoff-Sparte an die Börse bringen und sich ganz auf Pharmaprodukte, Tiermedizin und Agrarchemie konzentrieren. Dieser Schritt sei innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate geplant, so das Unternehmen. Experten bewerten den Bereich MaterialScience, der knapp ein Drittel des Gesamtkonzerns ausmacht, mit bis zu 11 Mrd. EUR. Damit zeichnet sich der größte Börsengang in Deutschland seit Jahren ab.

"Unsere Absicht ist es, zwei globale Top-Unternehmen zu schaffen: Bayer als Innovationsunternehmen von Weltrang bei den Life-Science-Geschäften und MaterialScience als führendes Unternehmen bei den Polymeren", erläuterte Vorstandschef Marijn Dekkers. Mit den Arbeitnehmervertretern vereinbarte Bayer eine Beschäftigungssicherung bis 2020 für beide Firmen - die bisher längste Laufzeit einer solchen Vereinbarung, wie der Vorsitzende des Bayer-Betriebsrats, Thomas de Win, betonte. Die Zustimmung zu der Abspaltung sei den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat äußerst schwer gefallen. "Eine andere Möglichkeit sahen wir jedoch nicht, da der Vorstand notwendige finanzielle Mittel in Frage gestellt hat", erklärten sie. Mit einem Umsatz von rund 11 Mrd. EUR wäre das Kunststoffgeschäft Europas viertgrößter Chemiekonzern mit dann knapp 17.000 Mitarbeitern.

Bayer hielt bisher als einer der letzten europäischen Pharmakonzerne an seinen Wurzeln in der Chemieindustrie fest. Schon seit geraumer Zeit wird aber spekuliert, dass sich der Erfinder von Aspirin, Alka-Seltzer und Matratzen-Schaum von der Kunststoff-Sparte trennen könnte, die knapp 30 % des Konzernumsatzes, aber nur 14 % des operativen Gewinns ausmacht. MaterialScience könne sich als eigenständiges Unternehmen am besten entwickeln, erläuterte Dekkers. Es müsse nicht mehr mit den anderen Sparten um Investitionen bei Bayer konkurrieren, sondern könne sich die Mittel selbst über den Kapitalmarkt besorgen.

Übrig bleiben bei Bayer die Geschäfte mit Medikamenten für Mensch und Tier, Vitaminpräparaten, Pflanzenschutzmitteln und Saatgutsorten mit einem Jahresumsatz von rund 29 Mrd. EUR und 99.000 Mitarbeitern. Der Konzern werde auch künftig im Wesentlichen auf "organisches Wachstum" setzen, sagte Dekkers. Doch durch die Abspaltung könnte man die nötigen Mittel erhalten, um etwa den Tiermedizin-Bereich auch durch Zukäufe auf eine kritische Größe zu bringen, hieß es in einer Studie der Analysten von Jefferies. Ein Übernahmeziel könnte etwa die frühere Tiermedizin-Sparte von Pfizer, Zoetis, sein, die der US-Konzern im Frühjahr 2013 an die Börse gebracht hatte. Konkurrent Eli Lilly hatte sich im April den Tiermedizin-Bereich von Novartis gesichert.

Die Kunststoff-Sparte, in der Bayer weltweit Polycarbonat-Produkte für alle möglichen Einsatzgebiete fertigt, leidet seit einiger Zeit unter der zunehmenden Konkurrenz aus Asien. Außerdem sei es nicht gelungen, die gestiegenen Rohstoffkosten in vollem Umfang an die Kunden weiterzugeben, hatte Bayer zuletzt erklärt. Mit einer operativen Umsatzrendite von 9,5 % war MaterialScience 2013 um einiges weniger rentabel als die beiden anderen Bereiche: Bei Healthcare blieben 28 % des Umsatzes als operativer Gewinn hängen, bei CropScience 25,5 %.