3. Internationale CSR-Konferenz: zur Lösung humanitärer Herausforderungen
08.09.2011 -
Wege zur Lösung einer humanitären Herausforderung. Vom 8. bis 10. Oktober 2008 fand die 3. Internationale CSR-Konferenz (Corporate Social Responsibility) der Humboldt- Universität Berlin statt. Diese maßgeblich von Prof. Joachim Schwalbach vom Institut für Management initiierte und organisierte Konferenz war auch in diesem Jahr nicht nur eine Tour d'horizon der aktuellen globalen CSR-Fragestellungen, sondern auch ein prominenter Treffpunkt internationaler CSR-Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik.
Ernst & Young hatte in diesem Zusammenhang die Gelegenheit, ein Podium mit internationalen Vertretern der Pharmaindustrie zu orchestrieren und das kontroverse und spannungsreiche Thema „Access to Medicine" (kompletter Titel: „CSR in the Pharma Industry - Vision and Specific Trends. Focus on Access to Medicine: Responsibility or Opportunity?") zu diskutieren.
Ziel war es, dieser sensiblen Fragestellung jeglichen populistischen Beigeschmack zu nehmen und vielmehr die Komplexität dieses Anspruchs einerseits und die Spannbreite und Erfahrungswerte der Aktivitäten der engagierten globalen Pharmabranche andererseits in den Vordergrund zu rücken.
Unter der Leitung und Moderation von Jürgen Peukert (Ernst & Young) und Thomas Saugnac (Ernst & Young), diskutierten vor gefülltem Auditorium:
- Liese Kingo, Executive VP & Chief of Staff, Novo Nordisk;
- Klaus M. Leisinger, President and Executive Director, Novartis Foundation for Sustainable Development;
- Wim Leereveld, Chairman, Access to Medicine Foundation; Klaus Brill, Vice President Corporate Commercial Relations, Bayer Schering Pharma;
- Lukas Pfister, Director External Affairs, Merck Sharp & Dohme.
Responsible Business is Good Business
Die Diskussion zeigte: Access to Medicine ist von der Agenda der Unternehmen nicht wegzudenken, weder im Umgang mit den Stakeholdern noch in der Frage der Entwicklung neuer und nachhaltig profitabler Märkte. Die sog. „Triple Bottom Line" als Dreiklang von ökonomischer, ökologischer und sozialer Verantwortung ist im Sinne eines „Sustainability in everything we do" integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie, der Risikovorhersage und des -managements sowie der Reputationsentscheidungen. Das Thema ist entsprechend bei den engagierten Unternehmen unmittelbar an den Vorstand angebunden, ist langfristig angelegt und erstreckt sich über alle Unternehmensbereiche sowie in die gesamte Zulieferkette hinein.
Die Aktivitäten der Unternehmen der Pharmaindustrie bewegen sich deshalb auch bereits jenseits der Frage, ob bzw. inwiefern der globale Zugang zu Medikamenten ein Thema der Verantwortung der Unternehmen gegenüber der Gesellschaft, d.h. ein Bestandteil des Corporate Citizenship oder ein Business Case, ist. In dem Maße, in dem es eine zentrale Frage der Glaubwürdigkeit der Unternehmen ist, gehört „Zugang zu Medikamenten" neben der Innovationsleistung und fairer Preisbildung zu den zentralen Herausforderungen der Branche.
Das Menschenrecht auf Medizin
Die Erfahrung der Unternehmen zeigt, dass im Rahmen der Wertekette der Unternehmen (Value Chain) die Sicherung des freien Zugangs zu Medizin nur ein Aspekt neben anderen ist. Nur im Kontext weiterer Rahmenbedingungen kann Access to Medicine eine nachhaltige und für alle befriedigende Wirkung erzielen. Darüber hinaus sind unter anderem essentiell:
- Die Bewusstseinsbildung in den betroffenen Ländern und der betroffenen Menschen um die Bedeutung von Krankheiten;
- Berücksichtigung der jeweiligen kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen für die Patienten in den Ländern;
- die Kenntnis der zeitlichen Logik von Heilungsverläufen;
- das Erkennen und die Übernahme von Verantwortung für den eigenen Genesungsprozess durch regelmäßige und vollständige Medikamenteneinnahme;
- das Wissen über die Wirkungsweise und Anwendung von Medikamenten.
Um dies zu erreichen, ist neben der Bereitstellung der Medikamente der begleitende Aufbau einer umfassenden medizinischen Infrastruktur notwendig, der es ermöglicht, die Gesamtheit der betroffenen Menschen zu erreichen und sie im Sinne der Vorsorge und des Umgangs mit Krankheiten zu schulen. Wenn Novo Nordisk in Entwicklungs- und Schwellenländern ein so genanntes Diabetes- Barometer entwickelt, dann zielt dies darauf ab, den freien Zugang zu Insulin in aktuell 50 am stärksten unterentwickelten Ländern mit entsprechenden Messungen zum Grad der Diabetes-Bewusstseinsbildung zu flankieren. Oder, wenn die Novartis Stiftung den Zugang zu medizinischer Versorgung in einen Gesamtkontext von „Availability, Accessability, Affordability, Adequacy und Acceptability" stellt, so reflektiert sich auch hier ein ganzheitlicher Ansatz von medizinischer Versorgung und Schulung.
Notwendig: Aufbau von Partnerschaften
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen wurde deutlich, dass nachhaltiger Erfolg im Bereich der globalen medizinischen Versorgung nicht über einzelne Unternehmensaktivitäten erreicht werden kann. Diese müssen hinter den selbst formulierten Erwartungen und denen einer kritischen Stakeholder- Community zurückbleiben. Nur wenn es gelingt, die Aktivitäten der Branche sowohl untereinander als auch mit Good-Governance- Initiativen der politischen Verantwortlichen in den betroffenen Ländern und der internationalen Gemeinschaft zu verzahnen, wird man Erfolg haben. Das heißt: Die Bildung von Allianzen innerhalb der gesamten medizinischen Community ist notwendig, um sinnvolle Synergien mit weit reichender Ausstrahlungswirkung zu ermöglichen und dem Menschenrecht auf medizinische Versorgung angemessen Rechnung tragen zu können. In diesem Sinne engagieren sich die Unternehmen auch für politische Verankerungen ihrer Aktivitäten, z. B. für eine UN-Resolution zur Diabetes.
Partnerschaftliche Lösungen werden auch an die Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) herangetragen. An diese Adresse richtet sich vor allem der Appell, in kooperativen Projekten mit zu helfen, Reputationskapital in den Unternehmen zu bilden und dies nicht über konfrontative Maßnahmen zu beeinträchtigen.
Komplexität versus einfache Lösungen
Die Diskussion des Podiums war konzentriert und beinhaltete die Aufforderung an alle, die sich ernsthaft und lösungsorientiert an der Debatte beteiligen, der Frage des freien Zugangs zur Medizin die notwendige Komplexität einzuräumen und konstruktiv an innovativen, Ziel führenden Lösungen mitzuarbeiten.
Dass die Pharmaindustrie im Rahmen des Partnerings untereinander eine Reihe von Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft hat, war eines der Ergebnisse. Die Verantwortung der weiteren aktiven und geistigen Mentoren, seien sie aus den Bereichen der NGOs oder der Politik, zur Lösung dieser humanitären globalen Herausforderung wäre darüber hinaus weiter zu diskutieren. Sie kann jedoch sicherlich nur im Rahmen einer konstruktiv-kritischen Partnerschaft aller liegen.
Kontakt:
Jürgen Peukert (Partner)
Ernst & Young AG, Eschborn
Tel.: 06196/996-19777
Fax: 0181/3943-19777
Juergen.Peukert@de.ey.com
www.de.ey.com
Karin Sahr (Senior Manager)
Ernst & Young AG, Düsseldorf
Tel.: 0211/9352-18181
Fax: 0181/3943-18181
Karin.Sahr@de.ey.com
www.de.ey.com