15.07.2025 • ThemenInterviewMichael ReuboldKI

Wissenschaftliche Fakten kreativ verpackt und emotional präsentiert

Interview mit der Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin, Fernsehmoderatorin, YouTuberin und Autorin Mai Thi Nguyen-Kim zur Rolle von Wissenschaft in unserer Gesellschaft.

Mai Thi Nguyen-Kim ist promovierte Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und...
Mai Thi Nguyen-Kim ist promovierte Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und Autorin. Im CHEManager-Interview mit Michael Reubold teilt Mai Thi Nguyen-Kim ihre Begeisterung für Chemie und äußert sich zur Rolle von Wissenschaft in unserer Gesellschaft.
© Oetinger Verlag

Mai Thi Nguyen-Kim ist promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin und vielen als Fernsehmoderatorin, YouTuberin oder Autorin bekannt. Ende Mai wurde sie gemeinsam mit ihrer Projektpartnerin Marie Meimberg mit dem Literaturpreis des Fonds der Chemischen Industrie ausgezeichnet. Die beiden haben die Jury mit ihrer Sachbilderbuchreihe „BiBiBiber hat da mal ’ne Frage“ begeistert. Als Kinderbuch konzipiert ist es für die Autorin aber auch ein Chemiebuch, das Menschen jeden Alters MINT-Themen verständlich näherbringen soll. Im Interview mit Michael Reubold teilt Mai Thi Nguyen-Kim ihre Begeisterung für Chemie und äußert sich zur Rolle von Wissenschaft in unserer Gesellschaft.

CHEManager: Ihr vom Fonds der Chemischen Industrie mit dem Literaturpreis ausgezeichnetes Buch soll bei Kindern ab sieben Jahren die Freude an Wissenschaft wecken. Wann und wie begann Ihre Begeisterung für Wissenschaft und insbesondere die Chemie?

Mai Thi Nguyen-Kim: Meine Begeisterung für die Wissenschaft, insbesondere die Chemie, wurde stark durch meinen Vater geprägt, der sein Leben lang bei der BASF in der Forschung und Entwicklung gearbeitet hat. Ich habe Chemie nicht als akademisch-schulisch, sondern als alltäglich wahrgenommen. Viele chemische Prinzipien waren Teil unseres Alltagswissens, wie das Wissen darüber, warum man beim Backen erst die trockenen und dann die nassen Zutaten mischt, oder wie Shampoo und Spülung funktionieren und warum Tenside sauber machen. Diese Dinge sind alle Chemie, aber ich habe sie nicht als solche abgespeichert.
Anders als viele meiner Kommilitonen im Chemiestudium hatte ich als Kind keinen Chemiebaukasten. Meine Hobbys waren eher musischer Natur: Malen, Basteln, Musik und Tanzen. Daher habe ich meine Liebe zur Chemie vielleicht nicht früh bemerkt, aber sie war schon immer da, seit ich als Kind „warum“ fragen konnte.

In Ihrem Fall hat also das familiäre Umfeld die Neugier geweckt, Dinge zu hinterfragen und verstehen zu wollen. Diese kindliche Neugier wollen Sie auch mit der Sachbilderbuchreihe „BiBiBiber hat da mal 'ne Frage“ wecken, die Sie gemeinsam mit Ihrer Projektpartnerin Marie Meimberg konzipierten. Wie entstand die Idee dafür?

M. Nguyen-Kim: Die Idee kam von Marie, mit der ich schon länger befreundet bin. Ich habe immer bewundert, was sie als Künstlerin macht, und sie fand auch meine Arbeit interessant. Aber weil sie im kulturwissenschaftlichen Bereich arbeitet und ich im naturwissenschaftlichen Bereich, sind wir davon ausgegangen, dass wir niemals zusammenarbeiten werden. Eines Tages rief sie mich an und sagte, sie habe eine Idee: „BiBiBiber hat da mal 'ne Frage“, eine Kinderbuchreihe, in der wir Kunst und Naturwissenschaft verbinden. Ich habe sofort verstanden, was sie meint und habe zugesagt, weil ich wusste, dass genau das benötigt wird.

Wie sind Sie beide an das Projekt herangegangen?


M. Nguyen-Kim: Marie und ich arbeiten die Texte gemeinsam aus. So erkläre ich ihr beispielsweise das Periodensystem, bis sie es vollständig versteht. Wenn sie das dann erklärt und den Text schreibt, geschieht etwas Magisches, es entstehen ganz neue, emotionale und kreative Sichtweisen, die ich als Chemikerin nicht habe – so wie die unterschiedlichsten Arten der tanzenden Teilchen. Ihre Interpretation meiner Liebe zum Periodensystem bringt eine ganz neue Perspektive in unser Projekt, die meine chemischen Kenntnisse ergänzt. Unsere Zusammenarbeit ist wirklich interdisziplinär, nur dass ich nicht malen kann, das überlasse ich komplett Marie.

Laut dem Verlag wollen Sie nicht weniger als „Sachbücher für Kinder revolutionieren“.

M. Nguyen-Kim:
Ja. In den fast zehn Jahren in meinem Beruf habe ich viel gelernt. Am Anfang dachte ich naiv, dass die Vernunft siegen wird, wenn man Dinge nur gut genug erklärt. Doch während der Pandemie wurde mir klar, dass Menschen nicht immer rational handeln. Da wurde mir bewusst, wie wichtig unsere Idee ist, Kinder und ihre Eltern gemeinsam durch Geschichten für Naturwissenschaften zu begeistern.

Als Wissenschaftsjournalistin und Moderatorin wollen Sie Wissenschaft für Menschen jeden Alters zugänglich machen. Das Motiv hängt sicherlich – so wie die gewählten Formate – von der jeweiligen Zielgruppe ab. Warum sind manche Adressaten „begeisterungsresistent“?

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