14.05.2025 • ThemenLogistikZschimmer & SchwarzCargoclix

Wie Digitalisierung in der Logistik gelingt

Das System von Cargoclix ermöglicht es, Anlieferungs- und Abholzeiten digital zu koordinieren, was nicht nur Wartezeiten reduziert, sondern auch die Planungssicherheit erhöht.
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Mit einer klaren Ausrichtung auf Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit wird gezeigt, wie digitale Transformation nachhaltig und erfolgreich gelingen kann.


Wenn bestehende Systeme nicht mehr den Anforderungen genügen, bedarf es einer klaren Vision und einer entschlossenen Umsetzung. Henrik Schneider hat genau das bewiesen. Innerhalb von wenigen Monaten digitalisierte er als Interimsmanager mithilfe einer engagierten Mannschaft und von Cargoclix Prozesse des Chemieunternehmens Zschimmer & Schwarz und schuf damit die Basis für eine nachhaltige digitale Zukunft.

Im Dezember 2022 übernahm Schneider, Inhaber von Schneider Consulting & Management für Logistik, seine Aufgabe als interimsweise berufener Head of Logistics bei Zschimmer & Schwarz in Lahnstein. Eine der Herausforderungen: Ein bestehendes, aber nicht funktionierendes Yard-Management-System hatte nicht die erhofften Ergebnisse gebracht. Statt Effizienz herrschten lange Wartezeiten für Lkw, Sicherheitskontrollen wurden manuell abgewickelt – ein aufwendiger und unbefriedigender Zustand. Anfang 2024 war dieser Zustand Vergangenheit. Mithilfe von Cargoclix wurde nicht nur ein modernes Zeitfenstermanagement eingeführt, sondern auch die Grundlage für eine schlanke, zukunftsfähige Logistik geschaffen.


Sicherheit und Effizienz in der Chemielogistik

Als Chemiekonzern unterliegt Zschimmer & Schwarz besonderen Sicherheitsanforderungen. Lkw dürfen das Werksgelände nur befahren, wenn sie strenge Vorgaben erfüllen: von der Verkehrstauglichkeit des Fahrzeugs über den Zustand der Reifen bis hin zu klaren Verhaltensregeln für den Fall eines Alarms auf dem Werksgelände. Für das Unternehmen war klar: Ohne klare Prozesse und eine strukturierte Kommunikation mit den Fahrern – viele davon kommen aus dem Ausland – lassen sich solche Standards nicht effizient umsetzen. Die erste Maßnahme bestand darin, das unzureichende Altsystem durch das cloudbasierte Timeslot-Managementsystem ‚Slot‘ von Cargoclix zu ersetzen. Das System ermöglicht es, Anlieferungs- und Abholzeiten digital zu koordinieren, was nicht nur Wartezeiten reduziert, sondern auch die Planungssicherheit erhöht.

Doch Schneider und das Projektteam des Unternehmens gingen noch einen Schritt weiter: Mit dem Modul ‚Safe Check-in‘ wurden u. a. Sicherheitskontrollen digitalisiert und Fahrern spezielle Apps zur Verfügung gestellt, welche die Kommunikation in der jeweiligen Landessprache ermöglichten. Fahrer können nun alle relevanten Informationen abrufen und Frachtpapiere bei der Anlieferung digital einreichen. Das System war Schneider bereits von anderen Unternehmen und Projekten bekannt

Schrittweise Digitalisierung für nachhaltigen Erfolg

„Lieber kleine Schritte als ein großer Big Bang“, betont der Interimsmanager. Die Einführung der neuen Systeme erfolgte daher in mehreren Phasen. Nachdem die notwendigen Prozesse in gemeinsamen Workshops definiert worden waren, wurde zuerst ‚Slot‘ genutzt, um die Anlieferungs- und Abholzeiten der Lkw zu optimieren. Im nächsten Schritt integrierte das Unternehmen ‚Safe Check-in‘, um Sicherheitskontrollen zu digitalisieren und die Fahrer effizienter in die Prozesse einzubinden. Ergänzend wurden QR-Codes, Flyer und Touch-Terminals installiert, die Fahrer auf die Nutzung der App hinweisen und bei Bedarf unterstützen.

Eine besondere Herausforderung war die Sprachbarriere. Viele Fahrer, insbesondere aus Osteuropa, hatten Schwierigkeiten, die Vorgaben zu verstehen. Mit der App – sie übersetzt Konversationen automatisch in alle gängigen Sprachen und der Fahrer kann in seiner Landessprache antworten – und ergänzenden Unterstützungsangeboten gelang es jedoch, die Mehrheit der Fahrer einzubinden. Für die verbleibenden 30 %, die weiterhin persönliche Hilfe benötigen, wurden gezielte Schulungen angeboten, sie von den Mitarbeitenden des Unternehmens „an die Hand“ genommen und durch die Prozesse geführt.

„Digitalisierung senkt nicht nur Kosten, sie schafft Synergien und spart wertvolle Zeit.“

Henrik Schneider, Interimsmanager, Zschimmer & Schwarz
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Henrik Schneider, Zschimmer & Schwarz
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Prozesse neu definiert und optimiert

Die Digitalisierung ging mit einer umfassenden Prozessoptimierung einher. Fahrzeuge werden nun mit einer eindeutigen Cargoclix-ID erfasst und erhalten automatisch eine zugewiesene Rampe. Dadurch werden Abläufe planbarer: Die Fahrzeuge werden strukturiert über das Gelände geleitet, die Ladeprozesse an der Rampe vorbereitet, und Fahrer dürfen sich nur begleitet bewegen – innerhalb von wenigen Minuten ist der Vorgang abgeschlossen. Die Integration von ‚Slot‘ in das SAP-ERP-System ermöglicht zudem in der Zukunft u. a. eine automatisierte Erstellung von Versandpapieren, was Zeit spart und Fehler reduziert, und gewährleistet eindeutige Sendungs- und Fahrzeuginformationen für die Ver- und Entladung.

Eine weitere Innovation war die Anbindung von Waagen, die zukünftig direkt in den digitalen Workflow eingebunden sind. Sobald ein Fahrzeug über die Waage geleitet wird, erfolgt eine automatische Rückmeldung über das Gewicht an das SAP-System. Für die Zukunft plant das Unternehmen, auch Transportdokumente über Schnittstellen direkt aus SAP bereitzustellen, um z. B. den Papierverbrauch weiter zu reduzieren.
Die Buchung eines Zeitfensters kostet gerade einmal 50 ct – eine geringe Investition, die bewusst für die Transportunternehmen übernommen werden, ohne sie weiter zu berechnen. „Ohne gebuchtes Zeitfenster kommt bei Zschimmer & Schwarz niemand rein“, stellt Schneider klar. „Die Kosten sind für das Unternehmen bei rund 75 Lkw pro Tag marginal, während der Nutzen enorm ist. Schließlich führt die Zeitfensterbuchung zu einer deutlichen Effizienzsteigerung“, betont er.

Digitalisierung als strategisches Ziel

Die Digitalisierung der Logistik war nicht nur ein technisches Projekt, sondern auch eine strategische Antwort auf lokale Herausforderungen. In Lahnstein beeinträchtigte eine große Baustelle den Verkehr massiv. Um den Warenfluss trotz Sperrungen zu gewährleisten, wurde auf die Echtzeitüberwachung von An- und Abfahrtszeiten gesetzt – ein entscheidender Vorteil in kritischen Situationen mit der Möglichkeit zur Planung von Anlieferungen. Zukunftsgerichtet denkt das Unternehmen auch bereits weiter: Ein Shipment-Dashboard, das den Versand von Containern verfolgt und Kunden über den genauen Lie­ferstatus informiert, befindet sich in Entwicklung. Damit wird nicht nur die interne Effizienz gesteigert, sondern auch die Kundenkommunikation verbessert.


Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Der Erfolg des Projekts lag nicht zuletzt an der engen Zusammenarbeit zwischen Zschimmer & Schwarz, Cargoclix und den Mitarbeitenden. Alle 14 Tage fanden Abstimmungen statt, in denen Verbesserungsvorschläge und Feedback gesammelt wurden. Besonders die Verladeteams lieferten wichtige Impulse aus ihrer täglichen Arbeit, die direkt in die Weiterentwicklung der Systeme einflossen. Das gesamte Projekt dauerte rund 14 Monate, wobei die Integration der SAP-Schnittstelle den größten Zeitaufwand beanspruchte. Mit überschaubaren Investitionen in das eigentliche System war das Projekt auch aus Kostensicht äußerst effizient. „Wenn Fortschritte sichtbar werden, macht die Arbeit richtig Spaß“, resümiert Schneider.

Digitalisierung mit klarem Fokus

Dieses Beispiel verdeutlicht eindrucksvoll, dass Digitalisierung weit mehr ist als die bloße Einführung neuer Technologien. Sie verlangt durchdachte Prozesse, die aktive Einbindung aller Beteiligten und einen schrittweisen, strategischen Ansatz. Mit einer klaren Ausrichtung auf Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit wird hier gezeigt, wie digitale Transformation nachhaltig und erfolgreich gelingen kann.
„Digitalisierung senkt nicht nur Kosten, sie schafft Synergien und spart wertvolle Zeit“, betont Schneider. Ein sorgfältig umgesetztes Projekt könne nicht nur helfen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sondern eröffne zugleich die Möglichkeit, bestehendes Personal für wertschöpfendere Aufgaben einzusetzen. „Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Digitalisierung zunächst mit Aufwand verbunden ist“, unterstreicht er. „Doch sie ist unverzichtbar für alle Unternehmen, die ihre Zukunftsfähigkeit sichern wollen.“

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Cargoclix Dr. Meier & Schmidt GmbH

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