Offshore Turnaround ist die Meisterklasse der Stillstandsarbeiten

Ein Turnaround ist der bewegteste Stillstand, den man sich vorstellen kann - und nichts für Anfänger! Jeder Tag zählt und gleichzeitig sind Präzision und Sicherheit die obersten Maßgaben. Doch was passiert, wenn ein solch komplexes Projekt auf einem Schiff vor der Küste stattfindet? Ein Offshore-Turnaround stellt noch viel weiter gehende Anforderungen an Betreiber und Dienstleister.

Wenn die Anlagen in einer Raffinerie planmäßig für Wartungs-, Reparatur- und Reinigungsarbeiten still stehen, beginnt der Wettlauf mit der Zeit: Ein Turnaround ist immer eine spannende und große Aufgabe für die Betreiber und deren Partner. Jeder Tag, an dem die Anlage stillsteht, kostet große Summen. Zusätzlich gelten immer mehr und strengere Auflagen, was die Revisionsarbeiten umfassender und aufwändiger macht. Und dennoch hat die Sicherheit der Mitarbeiter vor Ort oberste Priorität.

Um ein solches Projekt zu stemmen, muss schon lange vor dem eigentlichen Turnaround jeder Arbeitsschritt genau geplant werden. Dabei unterstützen Industriedienstleister wie Voith Industrial Services schon in der Vorbereitung eines Turnarounds bis hin zur Durchführung. Sie konzentrieren sich ganz auf den Stillstand, bringen umfassende Erfahrungen aus verschiedensten Turnaround-Projekten mit und verfügen über ein fundiertes Fachwissen, während die Anlagenbetreiber die Eigenheiten ihrer jeweiligen Anlage bis ins Detail kennen.

Auf diesem Weg schloss das Serviceunternehmen im vergangenen Jahr zahlreiche Stillstände erfolgreich ab. Ein ganz besonderes Projekt war der Offshore-Turnaround als Hauptkontraktor bei BP Angola Greater Plutonio FPSO (floating, production, storage and offload vessel). Dabei handelt es sich um ein Spezialschiff, das durchschnittlich 174.000 Barrel Öl pro Tag fördert und lagern kann. Es liegt rund 180 km vor der Küste Angolas.

Kein fester Boden unter den Füßen

Für den ersten Turnaround auf einem Schiff benötigten die Industriedienstleister eine Vorbereitungs- bzw. Planungsphase von etwa einem Jahr. Während bei Stillständen an Land besonders viele Mitarbeiter tatkräftig anpacken können, um möglichst schnell alle Aufgaben zu erledigen, reicht der Platz auf dem Schiff oft gerade einmal für 75 Menschen aus, die dort zeitgleich arbeiten. Aus diesem Grund zählt der begrenzte Platz beim Offshore-Arbeiten zu den größten Herausforderungen. Auch für schweres Gerät, das beim Heben und Transportieren hilft, ist hier kein Platz: Nahezu alle Arbeiten müssen rein manuell durchgeführt werden. Daher muss jeder Arbeitsgang genau sitzen: Mitarbeiter und Equipment für diesen Auftrag vorzubereiten, erfordert im Vorfeld eine noch viel genauere und zugleich umfassendere Vorbereitung als es ohnehin schon der Fall ist.

Welche Mitarbeiter sind dafür geeignet? Grundsätzlich werden für derartige Aufgaben keine Spezialisten, sondern vielmehr Generalisten benötigt, die über vielfältige Fähigkeiten und Qualifikationen verfügen, um möglichst viele der anfallenden Aufgaben ausführen zu können. Unter anderem zählen zu den Aufgaben: Schweißen, Montage, Filterinspektion, Schlosserarbeiten, Austausch/Instandsetzung von Ventilen oder Dichtungen, Öffnen und Verschließen von Tanks, Einsatz von hydraulischem Werkzeug und Wärmebehandlung. Dazu sollten die Mitarbeiter teamfähig sein, gut mit den Mitarbeitern der Betreiberfirma zusammenarbeiten - trotz vorhandener Sprachbarrieren. Ebenfalls wichtig ist, dass sie aufgeschlossen sind, sich auf neue Situationen und Gegebenheiten vor Ort gut einstellen können, keine Scheu oder Berührungsängste haben, sondern diese Erfahrung als Bereicherung betrachten.

Das Team lernt dann z.B. in einem speziellen Helikopter-Training, wie sie vom Hubschrauber aus auf das Schiff gelangen. Auch sämtliche auf einem Schiff geltenden Sicherheitsvorschriften lernen sie kennen, um sich im Gefahrenfall schützen zu können und um bei allen Arbeiten keinerlei Risiko einzugehen. Die Devise lautet: Die Sicherheit der Menschen geht immer vor! Ein Projekt ist nur dann erfolgreich, wenn alle Mitarbeiter gesund und wohlbehalten wieder nach Hause kommen. Aus diesem Grund hatten die Industriedienstleister vor einigen Jahren die Initiative: „Safety - It's your life" gestartet. Der Erfolg ist messbar. Die Frequency Rate (Anzahl der Unfälle, gerechnet auf eine Million Arbeitsstunden) liegt im Bereich Energy-PetroChemicals derzeit bei 1,3.

Vorkehrungen für den Arbeitseinsatz in Angola

Beim Offshore-Projekt vor der afrikanischen Küste stellten auch das Klima hohe Anforderungen an das Team der Dienstleister: „Die Mehrheit der Experten kommt aus dem kühlen Dänemark. Dieses Projekt im heißen Angola hat den Kollegen einiges abverlangt. Umso mehr waren sie anschließend aber stolz auf ihre Leistung", so Henrik Roland Soerensen, von Voith Dänemark. Auch bei der Arbeitskleidung mussten die hohen Temperaturen berücksichtigt werden. Bspw. mussten die feuerfesten Arbeits-Overalls aus einem speziellen, sehr dünnen Material sein.

Schon im Vorfeld galt es, einige Vorsorge-Maßnahmen zu ergreifen und verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Jeder Mitarbeiter benötigte ein spezielle Einladung sowie ein Visum für Angola. Alle mussten sich einer zahnärztlichen Untersuchung unterziehen und verschiedene Impfungen durchführen sowie möglichst sicherstellen, dass keine größeren medizinischen Maßnahmen ergriffen werden müssen, da vor Ort die medizinische Versorgung nicht überall durchgängig gewährleistet ist. Da in Angola eine hohe Kriminalitätsrate vorherrscht, sorgten die Betreiber der Anlage dafür, dass die Mitarbeiter sicher vom Flughafen zum Hotel und zum Arbeitsort kamen.

Früher fertig dank speziellem Verfahren zur Flanschreparatur

Die Fähigkeiten der Mitarbeiter in den verschiedenen Arbeitsmethoden und speziellen Verfahren wurden weiter ausgebaut. Unter anderem entwickelten die Industriedienstleister ein spezielles Verfahren zur Reparatur für korrodierte Flansche, das erheblich Zeit einspart. Dabei werden bestimmte Flansche mit einer speziellen Beschichtung überzogen, anschließend wieder in die ursprüngliche Form und auf den ursprünglichen Flächegrad gebracht. Die Besonderheit besteht dabei darin, dass ein Großteil der Arbeiten direkt auf dem Schiff durchgeführt werden konnte. Damit trug das neue Verfahren zusammen mit der umfassenden Planung dazu bei, dass der Turnaround vier Tage früher als geplant bereits fertig war. So fiel das gemeinsame Fazit der beteiligten Partner positiv aus.

Eckdaten Offshore Turnaround bei BP Angola Greater Plutonio FPSO 2014

  • Planung: 1 Jahr im Voraus
  • Turnaround-Durchführung in Angola: 4 Wochen
  • Mitarbeiter des Dienstleisters vor Ort: 32
  • 30 Ventile austauschen
  • Dichtungen in 450 Flanschverbindungen austauschen
  • 4 Druckbehälter für die Inspektion öffnen und schließen
  • 2 GWR (Guided Wave Radar) austauschen
  • Entwicklung von Arbeitsplänen und Notfallplänen für Zuverlässigkeit und Integrität
  • Kompetenzbewertung und Weiterbildung der Mitarbeiter für Offshore-Projekte

Turnaround-Leistungen von Voith Industrial Services

  • Erfahrungen aus über 400 Turnarounds in ganz Europa
  • Beratung, Planung, Budgetierung
  • Projektierung und Projektmanagement
  • Durchführung, auch als Hauptkontraktor
  • Umbauten und Modifizierungen
  • Dokumentation, Vorbereitung von Abnahmen
  • Sicherheits- und Qualitätsmanagement
  • IT-Integration
  • Erfahrung und Know-how bei Arbeiten an Spezialanlagen:
  • Umbau von anspruchsvollen FCC-Anlagen
  • Umbau von Alkylierungsanlagen
  • Ofenverrohrung
  • Mehr als 20 Stillstandsprojekte jedes Jahr
  • Teams mit bis zu 500 Mitarbeiter
  • 100% Termintreue
  • Mehr als 20 Sicherheitsauszeichnungen in den letzten Jahren 

 

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Voith Industrial Services

Meitnerstr. 11
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