Markt für Reinigungschemie entwickelt sich positiv



Ein Höchstmaß an Hygiene zur Sicherheit wird heutzutage als selbstverständlich erachtet. Es zeigt sich jedoch häufig, dass dies in der Praxis schwierig umzusetzen ist. Die Hersteller von Wasch-, Reinigungs-, Pflege- und Desinfektionsmitteln für professionelle Anwendungen sind wichtige Partner, wenn es darum geht, Hygienestandards nicht nur zu sichern, sondern diese auch stetig zu verbessern. Die Branche nimmt somit eine hohe Bedeutung für den Gesundheits- und Verbraucherschutz im öffentlichen Raum ein. Darüber hinaus dienen die Produkte dem Erhalt von materiellen Werten, wodurch finanzielle und natürliche Ressourcen geschont werden. Der Gesamtumsatz der Branche lag 2016 in Deutschland bei ca. 1,02 Mrd. EUR. Dabei wurden von den Unternehmen mehr als 7.300 Mitarbeiter beschäftigt.
Es zeigt sich, dass die Branche mittlerweile viel mehr als nur Reinigungs- und Waschchemie liefert. Die Produzenten und Lieferanten von Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sind wichtige Partner, wenn es darum geht, Unternehmensziele und -aufgaben zu erreichen. Sie haben das Know-how und die Mittel, um mit hochwertigen Lösungen anspruchsvolle Kundenwünsche zu erfüllen. Ausgehend vom Angebot umfangreicher Service- und Consultingleistungen beraten hochqualifizierte Experten der Hersteller von Wasch-, Reinigungs- und Pflegemitteln in allen Fragen entlang der Steigerung des Wertschöpfungsprozesses. So werden bspw. mittels Audits hochmoderne Lösungen erarbeitet oder Schulungs- und Trainingsmodule für die Mitarbeiter angeboten.
Neben der persönlichen Zusammenarbeit zur Prozessoptimierung gibt es auch zahlreiche computergesteuerte Systeme, die zum Einsatz kommen. Auf diese Weise können kritische Parameter des Betriebsprozesses überwacht und derart beeinflusst werden, dass eine bessere Reinigungsqualität bei gleichzeitiger Reduzierung der Betriebskosten sowie verbesserter Produktivität erreicht wird. Es werden gemeinsam Potenziale identifiziert, um so den Produktionsprozess dauerhaft sowie nachhaltig zu optimieren.
Ressourcenschonung im Blick
Speziell hinsichtlich Wasser- und Energieverbrauch dienen konkrete Maßnahmen der Ressourcenschonung. Die Hersteller der professionellen Wasch- und Reinigungschemie können mittels Expertenanalysen bspw. aufzeigen, wo und wie Wasser – und damit gleichzeitig auch Energie – innerhalb der Betriebspraxis verloren geht. Ziel ist es, detaillierte Vorschläge für einen effizienteren Ressourcenumgang zu erarbeiten und gemeinsam umzusetzen, um im Zuge dessen – ohne Qualitätseinbußen – Wasserbilanzen, Energieverbrauch und Kosten zu senken.
Die Unternehmen der Branche weisen mit 4,7% eine überproportionale Quote für Investitionen in Forschung und Entwicklung auf. Sie produzieren zahlreiche Innovationslösungen, die anwendungsspezifisch, spezialisiert und individualisiert sind. Die Aufwendungen der Branche für Forschung und Entwicklung waren im vergangenen Jahr jedoch um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr rückläufig.
Erschwerte Rahmenbedingungen
Mit großer Besorgnis muss allerdings auf die Gefährdung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Branche geblickt werden. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen, dass eine starke Tendenz besteht, immer ausführlichere und detailliertere europäische Verordnungen zu beschließen, die gerade eine mittelständisch orientierte Industrie vor enorme Herausforderungen stellt. Die Aufwendungen für Folgekosten aus der vorwiegend europäischen Gesetzgebung lagen 2016 bei 2,5%; eine Steigerung um 0,3 Prozentpunkte. Bereits 2015 waren diese Ausgaben von 1,5 auf 2,2% rasant angestiegen und erschwerten unter diesen Umständen weiter die Rahmenbedingungen für die Industrie.
Die Umsetzung zahlreicher Verordnungen nimmt somit großen Einfluss auf die Aktivitäten der Unternehmen der Reinigungs- und Waschchemie. Insbesondere hinsichtlich Produktneuentwicklungen bündeln sowohl finanzielle wie personaltechnische Aspekte des Kernbereichs „Regulatory“ zahlreiche Ressourcen in den Unternehmen. So ergeben sich die größten Belastungen für Unternehmen durch den Verwaltungsaufwand, wovon die Reinigungs- und Waschmittelindustrie überproportional betroffen ist. Es entfallen nahezu 28% der Gesetzesfolgekosten darauf. Im Allgemeinen fallen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) höhere Kosten an, da Erfüllungskosten nicht linear sind und nicht durch große Mengen von Chemikalien amortisiert werden können.
Preistrends
Das Jahr 2016 war darüber hinaus weiterhin vom deutlichen Rückgang der Erzeugerpreise für chemische Produkte gekennzeichnet. Erst gegen Ende des Jahres stabilisierte sich diese Entwicklung dank eines leicht gegenläufigen Trends. So sind die Erzeugerpreise für chemische Erzeugnisse im ersten Halbjahr 2017 in Deutschland und Europa deutlich angestiegen. Die Preise lagen 2017 um 4 bis 6% über dem Vorjahr. Treibender Faktor in beiden Trends ist der schwankende Rohölpreis, der erst zu Preisrückgängen und später zu hohen Steigerungsraten bei Petrochemikalien geführt hatte. Besonders auffällig waren zudem zu Beginn des Jahres 2017 die drastischen Preissteigerungen bei Polycarboxylaten sowie Isopropanol (ca. 75%).
Aktuelle Geschäftsentwicklung
Für 2017 lässt sich keine stärkere Dynamik für das Chemiegeschäft feststellen. Grundsätzlich sind nur leichte Änderungen hinsichtlich der Marktgegebenheiten zu erwarten. Zweifellos besteht jedoch die Gefahr, dass die regulatorischen Zwänge zulasten der Produktpalette sowie insbesondere der Produktleistungsfähigkeit gehen und zu einer Verringerung von Innovationen führen. Dies hätte erhebliche Konsequenzen für die Anwender von Wasch- und Reinigungschemie. Vor allem hinsichtlich der Produktion oder Entwicklung sog. spezialisierter Nischenprodukte sind die derzeitigen Gesetzesfolgekosten für Hersteller weder tragbar noch sinnvoll. Die aktuellen Gegebenheiten um die Biozidprodukte-Verordnung könnten schlimmstenfalls dafür sorgen, dass sehr spezielle aber durchaus wichtige Wirkstoffe und Produkte aus dem Angebot zu verschwinden drohen.
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