KMU innovativ: Mehr Sicherheit für Flurförderfahrzeuge

Der Transport von chemischen Produkten unterliegt besonderen Sicherheitsanforderungen. Wie vielfältig Unfallszenarien sein können, zeigen Ereignisse wie der Chemie-Zwischenfall in Gremberghoven. In einer Lagerhalle fuhr ein Stapler ein 150-Liter-Fass an und eine geringe Menge Triethylentetramin trat aus. Bei einem Gefahrgutunfall in Vellmar-Frommershausen war im Gebäude ein Hochregallager zusammengestürzt und mehrere große Fässer hatten Leck geschlagen. Wie innovative Präventionsmaßnahmen Unfälle dieser Art vermeiden können wird im vom BMBF unterstützten Forschungsprojekt „IntraSafe" (Sicherheit und Effizienz von Flurförderfahrzeugen durch intelligenten IKT-Einsatz) gemeinsam mit Partnern der Chemielogistik untersucht. Mit KMU-innovativ fördert das BMBF Spitzenforschung in wichtigen Zukunftsbereichen.
Für „IntraSafe" konnte TBM hightech control als Verbundkoordinator u.a. Chemion Logistik, Alfred Talke, Lanxess und das Biba - Bremer Institut für Produktion und Logistik vereinen. Die technische Grundlage des Forschungsprojekts bildet ein auf Infrarottechnik basierendes Sensor-Aktor-System, das Menschen, Waren und Flurförderzeuge miteinander vernetzt. Zur Kollisionsvermeidung greift das System im Notfall aktiv in den Betrieb des Fahrzeugs ein. Darüber hinaus sollen durch intelligente Navigationslösungen potenzielle Unfallsituationen präventiv vermieden werden. Die Berücksichtigung der relevanten arbeits- und datenschutzrechtlichen Aspekte ist dabei gewährleistet.
„Bei unserer täglichen Arbeit zeigt es sich, das Sach-und Personenschäden meistens durch eingeschränktes Sichtfeld, zu hoher Geschwindigkeit sowie Anfahrunfällen entstehen. In deren Folge kommt es zu unnötigen krankheitsbedingten Ausfällen und zu Stillstandzeiten die den Betriebsablauf erheblich stören. Mit Nocoll Fahrerassistenzsystemen lassen sich bis zu 80% der Unfälle vermeiden", weiß Waldemar Marinitsch Entwicklungsleiter bei TBM zu berichten.
Mit den Anforderungen der Intralogistik kennt sich der wissenschaftliche Biba-Mitarbeiter Jens Ehm aus. „In unserem Institut konnten wir in einer Halle mit einem flächendeckenden Ortungssystem bereits Erfahrungen sammeln. Mit dem TBM System lassen sich situations- und ortsgenau Gefahrenstellen erkennen, die dann gezielt mit der Sensorik entschärft werden können", erklärt Ehm. Da es in Hallen oder Logistikzentren auch weniger riskante Stellen gibt, muss somit nicht immer die ganze Halle mit Sensoren bestückt werden. Dies führt zu geringeren Investitionskosten. Das Projekt beinhaltet über die technische Entwicklung hinaus eine intelligente Verknüpfung der Signale mehrerer Sensoren, um Gefahrensituationen bereits präventiv durch Hinweise an den Fahrzeugführer zu vermeiden.
Bei Projektpartner Talke steht die Sicherheit der Mitarbeiter im Mittelpunkt. In einem Feldtest wird eine Lagerhalle zur Verfügung gestellt. Nach der Ermittlung möglicher Gefahrenstellen werden die Sensoren bauseitig installiert und Staplerfahrzeuge mit dem System ausgestattet. Die Arbeit im Chemikalienlager fordert vom Staplerfahrer ein hohes Maß an Konzentration, besonders, wenn mehrere Stapler im Einsatz sind. Nachrüstbare Fahrerassistenzsysteme sind eine wirtschaftliche Möglichkeit, die Sicherheit weiter zu erhöhen.
Manfred Broich, Logistikleiter bei Talke Deutschland, sieht Potenzial für Effizienzsteigerungen durch Wegeoptimierungen und eine Verringerung der Anzahl von Betriebsunterbrechungen. Für den Test vorgesehen ist ein stark frequentierter Lagerkomplex des Chemielogistikspezialisten in Hürth bei Köln.