Effizientere Designs für technische Produkte





CHEManager: Was hat Sie zu der Idee inspiriert, aus der Dive Solutions entstand?
Pierre Sabrowski: Der Entwicklungsingenieur im Maschinen- und Anlagenbau löst seine Konstruktionsaufgaben heute vollständig am Computer. Das ist das Bild des modernen Ingenieurs. Die Realität sieht etwas anders aus. Viele augenscheinlich einfache Maschinen, sind dermaßen komplex, dass Ihr Verhalten derzeit nicht durch digitale Modelle prognostiziert werden kann. So z. B. auch das digitale Abbild einer Waschmaschine. Hier sind aufwändige Experimente an der Tagesordnung. Um auch hier effiziente nachhaltigere Entwicklungsprozesse zu nutzen, müssen neue Wege mit alternativen Simulationsmethoden gegangen werden. Das haben wir getan.
Wie sind Sie an die Umsetzung herangegangen?
P. Sabrowski: Wir haben uns auf den industriellen Einsatz neuartiger partikelbasierter Simulationstechnologien spezialisiert. Bleiben wir beim Beispiel Waschmaschine. Wenn wir uns die Flüssigkeit wie ein Bad aus kleinen Kügelchen vorstellen, dann können diese das Fließen des Wassers nachempfinden. Wir stellen die Bewegung der Trommel in unserer Software ein, wählen das gewünschte Flüssigkeitsmodell, starten die Simulation und die Partikel bahnen sich Ihren Weg. Diese Prozesse sind mit heutigen etablierten sogenannten „gitterbasierten Simulationsverfahren“ nicht abzubilden. Unsere Algorithmen können für solche dynamischen Szenarien das Verhalten unterschiedlichster Materialien jedoch valide vorhersagen. Besonders gefragt sind daher z.B. die Simulation der Ölverteilung in Getrieben, schwappender Flüssigkeitstanks, Beregnungstests oder Füllprozesse diverser Behältnisse.
Mit welchen Herausforderungen sahen Sie sich während der Entwicklung konfrontiert?
Felix Pause: Unser Hintergrund war stark wissenschaftlich geprägt. Das erfordert eine Umstellung, wenn man das erste Mal mit industriellen Anforderungen konfrontiert ist. Simulationen müssen robust, einfach und valide sein, auch für äußerst komplexe Anwendungsszenarien. Wir arbeiten heute entsprechend industrienah, um unsere Software auf Basis der Kundenwünsche weiterzuentwickeln. Es ist am Ende die Balance aus wissenschaftlicher Qualität und industrieller Reaktionszeit, die wir finden mussten. Hier lernen wir jeden Tag dazu, um unseren Kunden mit neuen Technologien einen Marktvorteil zu verschaffen.
Wie machen Sie den Kunden Ihre Software-Lösung zugänglich?
F. Pause: Wir bieten unser Produkt DICE als browserbasierte Software an. Es ist uns wichtig, dass die Software unseren Kunden und Interessenten auf einfachstem Weg zugänglich ist. Die Web-Technologie bringt aber mehr als nur einen schnellen Zugang. So können z.B. Simulationen über bereitgestellte Cloud-Rechendienste flexibel und schnell durchgeführt werden, ohne Investitionen in Hardware zu tätigen.
Wie würden Sie den Status Quo beschreiben und was sind die nächsten Schritte?
P. Sabrowski: Die Software ist verfügbar und kann von unseren Kunden genutzt werden. Bis vor kurzem haben wir die Software in erster Linie für Dienstleistungen eingesetzt und weiterentwickelt. Dabei haben wir viel über die vielseitigen Einsatzszenarien gelernt. Es existieren viele Anwendungen die wir gar nicht auf dem Schirm hatten. Daher sind wir weiter im Austausch mit diversen Unternehmen, um den Einsatz unserer Technologie in unterschiedlichsten Szenarien zu erproben. Wir sind immer wieder überrascht, wie vielen Branchen unsere Software bei dem Aufbau effizienter und nachhaltiger Designprozesse helfen kann. Im Fokus stehen jetzt aber die Nutzer. Wir wollen Ihnen eine erstklassige und kreative Arbeitsumgebung bieten, um das volle Potenzial ihrer Anwendungen zu entfalten.
ZUR PERSON
Felix Pause studierte Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin. In dieser Zeit sammelte er ingenieurtechnische Erfahrungen als Mitarbeiter der Gasturbinensparte bei Siemens. Über das Studium lernte er das restliche Gründerteam kennen. Sie teilten die Leidenschaft zur Strömungstechnik, den Gründergeist und eine innovative Produktvision. Mit dem EXIST-Gründerstipendium 2017 wurde der Grundstock für Dive Solutions gelegt. Heute leitet er die Produktentwicklung der webbasierten Simulationssoftware DICE.
ZUR PERSON
Pierre Sabrowski studierte physikalische Ingenieurwissenschaft an der TU Berlin. Während dieser Zeit hat er in der Vorentwicklung bei BSH Hausgeräte Software für den industriellen Einsatz von partikelbasierten Simulationsmethoden geschrieben. Dort lernte er Maik Störmer und Johannes Gutekunst kennen. Nach dem Studium setzte er die Forschungsarbeit an der TU Berlin in Kooperation mit der Beuth Hochschule fort und leitete das wachsende Entwicklerteam. Seit der Gründung im Jahr 2018 ist er Geschäftsführer bei Dive Solutions.
Erfolge & Meilensteine
Anbieter
Dive SolutionsBismarckstr. 10-12
10625 Berlin
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