03.09.2024 • ThemenInterviewTCOCapEx

Zukunft vorbereiten – TCO-optimierte Investitionen

Interview mit Fernando Cruzado, Vice President und Industry Lead Chemie, und Holger Peterkord, Senior Principal und Capex Practice Lead, Efeso Group

Fernando Cruzado (links), Vice President & Industry Lead Chemicals und Holger...
Fernando Cruzado (links), Vice President & Industry Lead Chemicals und Holger Peterkord (rechts), Senior Principal & Capex capability lead bei der Efeso Gruppe © Efseo

Wie wichtig ist das Thema Investitionskostenoptimierung für Chemieunternehmen?

Investitionen in neue Technologien und Kapazitäten sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil im strategischen Portfolio von Chemieunternehmen, um Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu sichern. Aufgrund des langfristigen Charakters von Investitionen konzentrieren sich die Unternehmen zunehmend auf die Gesamtbetriebskosten (TCO), die auch Umweltfaktoren wie industriepolitische Anreize, langfristige Energiekostenerwartungen oder die Verfügbarkeit von Rohstoffen am geplanten Standort umfassen. Gleichzeitig agieren Chemieunternehmen oft in sehr unterschiedlichen Marktumfeldern, die jeweils einen anderen Fokus und ein anderes Gleichgewicht zwischen OpEx und CapEx erfordern. Natürlich ist jedes Unternehmen bestrebt, die Investitionsausgaben zu optimieren und so effektiv wie möglich einzusetzen.

Was sind die grundlegenden Komponenten, um optimierte Investitionen zu gewährleisten?

Unserer Erfahrung nach gibt es vier Themen, die angegangen werden müssen: An erster Stelle steht die Notwendigkeit eines robusten Stage-Gate-Prozesses, der mehrere Disziplinen und Interessengruppen effektiv einbindet. Er beginnt mit einer soliden FEL-Phase (Front End Loading), die ein gutes Verständnis der kritischen Projektfaktoren und Marktbedingungen gewährleistet. Dies ermöglicht es dem Projektteam, die Prioritäten zu verstehen und die richtigen Entscheidungen während der Projektdurchführung zu treffen.

Zweitens müssen regulatorische Anforderungen, Genehmigungsschritte und Zeitpläne intelligent in den Projektplan integriert werden. Dazu gehört zum Beispiel die Unterscheidung von Projekttypen nach ihrem Risikoprofil und angepasste Bereitstellungsmodelle wie vereinfachte "Fast-Track"-Optionen mit geringeren Anforderungen an Berichterstattung und Genehmigungen.

Drittens müssen Bedingungen geschaffen werden, die eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten gewährleisten. Dies beginnt beispielsweise damit, dass ein Geschäftspartner auf der technischen Seite die Marktanforderungen des "internen Kunden" gut versteht. Teil dieser Partnerschaft ist es, eine gemeinsame "erste Zahl" für die Kostenschätzung abzustimmen und zu verteidigen und Regeln für die Zusammenarbeit zu vereinbaren.

Nicht zuletzt ist es entscheidend, die Investitionsausgaben unter Berücksichtigung der Marktbedingungen auf ein TCO-Optimum zu bringen.

Welche Faktoren sollten im Rahmen einer umfassenden TCO-Analyse berücksichtigt werden?

In der Vergangenheit wurden in der Regel die Finanzkennzahlen sehr genau betrachtet. Heute wird ein viel umfassenderer Ansatz verfolgt. Dieser umfasst neben den eigentlichen Betriebskosten zunehmend auch Nachhaltigkeitsaspekte wie die Energieeffizienz oder denCO2-Ausstoß der Anlagen, die in Form von Nachhaltigkeitskoeffizienten in die Bewertung der Investitionskosten einfließen.

Das bedeutet, dass durch die Quantifizierung dieser Umweltfaktoren nun ein gewisser Ausgleich geschaffen werden kann, um höhere Investitionsausgaben für Investitionen in nachhaltigere Strukturen zu rechtfertigen. Mit anderen Worten: Nachhaltigkeit ist zu einem Schlüsselfaktor bei den Investitionsentscheidungen von Chemieunternehmen geworden.

Welche Hebel können Unternehmen der chemischen Industrie nutzen, um die Kosten im CapEx-Umfeld direkt zu beeinflussen?

Es gibt verschiedene Ansatzpunkte, um beim Bau neuer oder der Erweiterung bestehender Anlagen die CapEx zu reduzieren. Entscheidend für eine effektive Optimierung ist, dass die Engineering-Teams bereit sind, Dinge aktiv zu hinterfragen. Typischerweise geschieht dies in Cost-Down-Workshops, in denen auf Basis des Lastenheftes eine Minimallösung auf das Funktionale, Sinnvolle und Notwendige hin untersucht wird.

Weitere Ansatzpunkte ergeben sich typischerweise dort, wo "externe" Anforderungen in den Engineering-Prozess eingebracht werden - zum Beispiel bei der Sicherheit. Bei den sicherheitskritischen Elementen darf es keine Kompromisse geben. Gleichzeitig ist eine pragmatische Umsetzung der Sicherheitsanforderungen in die Systemgestaltung zwingend erforderlich - mit dem Ziel, sichere und funktionsfähige Systeme zu entwerfen. Potenziale liegen darüber hinaus in der eigentlichen Ausführung sowie im Cost Engineering, also der detaillierten Betrachtung und dem Benchmarking von Kostenstrukturen. Letzteres ist in der chemischen Industrie im Vergleich zu anderen Branchen weniger ausgeprägt. So können gerade Techniken aus dem Value Engineering und bewährte Best Practices aus anderen Branchen helfen, die CapEx für einen vereinbarten Umfang um 10-20% zu senken.

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Digitale Technologien können Investitionen absichern, indem sie die Auswirkungen bestimmter Maßnahmen digital simulieren, bevor in physische Infrastruktur investiert oder ein chemischer Prozess angepasst wird. Das betrifft zum einen die Verfahrenstechnik, wo mit einem digitalen Zwilling die Auswirkungen bestimmter Parameteränderungen auf die chemische Reaktion simuliert werden können.

Zum anderen können 3D-Modelle im Rahmen der Anlagenplanung eingesetzt werden, um neben Verfahrenstechnikern und Anlagenbauern auch Vertreter der Produktion frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen. So können Planungsfehler erkannt werden, anstatt sie später mit hohem Investitionsaufwand zu korrigieren.

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