Scienceindustries kritisiert Züchtungstechnologiengesetz

Der aktuelle Entwurf für das neue Züchtungstechnologiengesetz NZTG verhindert laut Scienceindustries Fortschritt und isoliert die Schweiz im internationalen Vergleich. Man fordert eine grundlegende Überarbeitung – für mehr Innovationskraft, Ernährungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Dagegen sichere Bilaterale III die langfristige Stabilität der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union.

Scienceindustries lehnt den vorgelegten Entwurf für ein neues Bundesgesetz über Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien (NZTG) entschieden ab. Der Entwurf verpasse die Chance, der Schweizer Landwirtschaft und Forschung den Zugang zu modernen, präzisen und nachhaltigen Züchtungsverfahren zu eröffnen. Statt sich am internationalen Trend zu orientieren, verfestige der Gesetzesvorschlag eine wissenschaftlich nicht gerechtfertigte Sonderregulierung – mit gravierenden Folgen für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und Ernährungssicherheit.

NZTG blockiert Fortschritt, statt Lösungen zu ermöglichen
Neue Züchtungsverfahren wie die Genomeditierung bieten enormes Potenzial: Sie erlauben gezielte Veränderungen am Erbgut von Pflanzen – oftmals ohne artfremdes Erbmaterial – und können wesentlich zur ressourcenschonenden, klimaresilienten Landwirtschaft beitragen. Weltweit sind bereits zahlreiche Sorten im Anbau oder kurz vor der Markteinführung. Führende Agrarnationen wie die USA, England, Brasilien oder Japan sowie auch die EU setzen auf eine differenzierte, risikobasierte Regulierung solcher Pflanzen – unter Berücksichtigung ihrer tatsächlichen Eigenschaften, nicht der Methode. Der Schweizer Gesetzesentwurf hingegen basiere weitgehend auf dem überholten Gentechnikgesetz von 2003 und verordnet neuen Züchtungsverfahren ein faktisches Anwendungsverbot – trotz jahrzehntelanger Erfahrung, die keine zusätzlichen Risiken im Vergleich zur konventionellen Züchtung aufzeigt.

Folgen für Landwirtschaft, Forschung und Handel
 
Der vorliegende Entwurf droht, die Schweiz regulatorisch zu isolieren. Während moderne Sorten hier kaum entwickelt oder angebaut werden könnten, wären sie über den Import verfügbar – ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Schweizer Landwirtschaft. Auch für die Forschung, Züchtung und die biotechnologische Industrie bedeutet der Entwurf massive Einschränkungen.

Scienceindustries fordert eine vollständige Revision
 
Statt eines innovationsfeindlichen Sonderwegs brauche es ein modernes Zulassungssystem, das sich am internationalen Stand von Wissenschaft und Regulierung orientiert. Die Schweiz müsse:

• Technologieoffenheit ermöglichen, statt pauschal zu verbieten
 • Wettbewerbsnachteile vermeiden, insbesondere für die heimische Landwirtschaft
 • Wissenschaftlich begründete Regeln anwenden, mit Fokus auf das Produkt, nicht auf die Methode
 • Internationale Handelskompatibilität sicherstellen

Der vorgelegte Entwurf sei untauglich, um diese Ziele zu erreichen. Scienceindustries fordert deshalb eine grundlegende Überarbeitung des NZTG, um die Chancen neuer Züchtungstechnologien auch in der Schweiz nutzen zu können. 

Dagegen unterstützt man das Abkommenspaket zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union. Die Sicherung einer langfristig stabilen Beziehung zur wichtigsten Handelspartnerin trägt zur Planungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und zum Erhalt des Wohlstands in der Schweiz erheblich bei. Gerade angesichts wachsender globaler Unsicherheiten sind verlässliche Handelsbeziehungen essenziell.

Scienceindustries stellt fest, dass die Kernanliegen der Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences im Abkommenspaket zwischen der Schweiz und der Europäischen Union (EU) weitgehend abgedeckt sind. In Anbetracht geopolitischer Risiken, globaler Blockbildungen und steigender Regulierungsdynamik bietet das Abkommen die bestmögliche Balance zwischen Sicherheit, Mitgestaltung und Flexibilität. Das ausgehandelte Paket sorgt für Rechtssicherheit und Planbarkeit mit der wichtigsten Handelspartnerin in einem von zunehmender Unsicherheit geprägten internationalen Umfeld.

EU ist wichtigste Handelspartnerin
 
Die Schweiz ist eine weltweit vernetzte Exportnation mit einem jährlichen Handelsüberschuss von rund 60 Mrd. CHF. In den Industrien Chemie, Pharma und Life Sciences werden über 90% der Produkte im Ausland abgesetzt – allein in den EU-Markt gelangen über die Hälfte aller Ausfuhren. Umgekehrt stammen über 75% der in die Schweiz eingeführten chemisch-pharmazeutischen Produkte aus der EU. Diese enge Verzahnung verdeutlicht die zentrale Bedeutung eines barrierefreien, verlässlichen Marktzugangs und stabiler Rahmenbedingungen für den Wirtschaftsstandort Schweiz.

Paketansatz gewährleistet Stabilisierung und Weiterentwicklung
Mit dem Nein zum EWR 1992 entschied sich die Schweiz gegen einen institutionellen Rahmen in der Beziehung zum EU-Binnenmarkt. Seither basiert die Zusammenarbeit mit der EU auf statischen bilateralen Abkommen ohne institutionelle Mechanismen. Ende 2024 haben die Schweiz und die EU Verhandlungen über einen neuen Paketansatz materiell abgeschlossen und der Bundesrat hat diesen am 13. Juni 2025 in die Vernehmlassung geschickt: Mehrere Binnenmarkt- und Kooperationsabkommen sollen gebündelt und jeweils mit maßgeschneiderten institutionellen Lösungen versehen werden.

Ohne das Abkommenspaket laufen für die Exportindustrie zentrale Teile des sogenannten Mutual Recognition Agreement (MRA) aus, was zu beachtlichen Handelshemmnissen führt. Auch der Zugang zu Forschungs- und Innovationsprogrammen der EU sowie die Akquirierung qualifizierter Fachkräfte aus dem EU-Raum sind ohne das Stabilisierungspaket gefährdet. Eine vertiefte Prüfung der Abkommenstexte und der nationalen Gesetzesanpassungen wird mit der entsprechenden Stellungnahme von Scienceindustries bis zum Ende der Vernehmlassungsfrist (31. Oktober 2025) vorliegen.

Scienceindustries kritisiert Züchtungstechnologiengesetz
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