Schweizer Biotechbranche expandiert
Überblick über die Entwicklung der Schweizer Biotechnologie

Ob in der Entwicklung von Schnelldiagnosetests, neuer Therapiemethoden oder bei der Impfstoffherstellung: Die Schweizer Biotechfirmen leisten wertvolle Beiträge zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie. Die Kapitalinvestitionen in Schweizer Biotechunternehmen haben sich von 2019 bis 2020 fast verdreifacht und erreichten 3,4 Mrd. CHF. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) stiegen um 10 % auf 2,2 Mrd. CHF. Gleichzeitig haben die forschenden Schweizer Biotechfirmen innerhalb der Jahresfrist 8 % zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Erstklassige Patentanmeldungen trugen dazu bei, dass die Schweiz zum zehnten Mal in Folge den Spitzenplatz des Global Innovation Index einnimmt.
Als eines der weltweit führenden Biotech-Zentren war die Schweiz gut positioniert, um internationale Kooperationen zu nutzen und Lösungen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zu entwickeln. 2020 verzeichnete die Biotechindustrie ein Rekordniveau an Investitionen. Der Wert der Schweizer Life-Sciences-Exporte betrug 99,1 Mrd. CHF und machte 44 % der Gesamtexporte aus. Der Sektor ist seit dem Jahr 2000 um mehr als das Vierfache gewachsen und ist damit der bedeutendste Treiber des Schweizer Exportwachstums.
„2020 waren Schweizer Unternehmen an einer Vielzahl von Fusionen und Übernahmen sowie Kooperationen beteiligt.”
Während die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Rampenlicht stand (z. B. Klonen des Virus, Diagnostikaentwicklung oder Impfstoffproduktion), vernachlässigten die Schweizer Biotechunternehmen andere Forschungsbereiche nicht und investierten weiterhin stark in den Ausbau ihrer F&E- und Produktionsinfrastruktur. Investoren steuerten neue Mittel in Rekordhöhe bei, um die vielversprechende Pipeline des Schweizer Biotech-Hubs weiterzuentwickeln. Insgesamt stiegen die F&E-Investitionen um 10 % auf 2,2 Mrd. CHF.

Im Kampf gegen das Coronavirus, lieferten Schweizer Forschungsgruppen wertvolle Erkenntnisse zur Virusstruktur und möglichen therapeutischen Angriffszielen. Die Schweizer Life-Sciences-Industrie entwickelte in Rekordzeit neue Diagnostika (z. B. Roche, Quotient, Ender, MosaiQ, Biolytix) und sie spielte eine wichtige Rolle in der Herstellung von Impfstoffen (z. B. Lonza, Bachem, Janssen Cilag). Zudem haben Schweizer Biotech-Firmen potente, therapeutische Wirkstoffkandidaten entwickelt (z. B. Humabs Biomed/Vir Biotechnologies oder Molecular Partners/Novartis). Ein weiteres klares Indiz für die Stärke der Schweizer Biotechbranche sind zahlreiche internationale Auszeichnungen, die die bedeutenden Fortschritte der letzten Jahre widerspiegeln.
„Die Pandemie hat die Bedeutung des Biotech- und Pharmasektors klar hervorgehoben.”
Investitionen und Umsatz
Die Kapitalgeber (inkl. neue biotechspezifische Investmentfonds wie Pureos Bioventures und Bernina Bioinvest) investierten 2020 insgesamt 3,44 Mrd. CHF in Schweizer Biotechunternehmen – das beste Jahr aller Zeiten. CHF 2,7 Mrd. wurden in kotierte Unternehmen investiert, darunter ADC Therapeutics aus Lausanne mit 470 Mio. CHF (IPO & Follow-on), CRISPR Therapeutics (940 Mio. CHF), Idorsia (866 Mio. CHF), Molecular Partners (80 Mio. CHF) und Basilea (125 Mio. CHF). Bei den nicht-kotierten Unternehmen konnten VectivBio Holding (135 Mio. CHF), SOPHiA Genetics (100 Mio. CHF) und das neu gegründeten Unternehmen Noema Pharma (54 Mio. CHF) die größten Finanzierungsrunden abschließen.
Die Schweizer Biotechindustrie erwirtschaftete einen Umsatz von 4,5 Mrd. CHF, verglichen mit 4,8 Mrd. CHF im Jahr 2019. Dieser Umsatzrückgang ist hauptsächlich auf spezielle, einmalige Ereignisse im Jahr 2019 zurückzuführen. Dennoch konnten Biotechfirmen, die ihre Produkte/Dienstleistungen vermarkten, auch 2020 ihre Umsätze weiter steigern.

Fusionen und Übernahmen
2020 waren Schweizer Unternehmen an einer Vielzahl von Fusionen und Übernahmen sowie Kooperationen beteiligt. Mehrere Schweizer Biotechfirmen wurden durch Pharmafirmen oder andere Biotechfirmen übernommen: Sumitomo Dainippon Pharma investierte 3 Mrd. USD in die strategische Allianz mit Roivant Sciences und die damit verbundene Gründung eines neuen Unternehmens, Sumitovant Biopharma. Genkyotex gab die Übernahme durch Calliditas bekannt und Boehringer Ingelheim erwarb NBE-Therapeutics für 1,2 Mrd. EUR. Erfolgreich war die Branche nicht nur an der Finanzierungsfront, sondern auch im Bereich der Kooperationen und Lizenzvereinbarungen. 2020 wurden viele erfolgreiche neue Partnerschaften geschlossen, darunter auch die Partnerschaft von BC Platforms mit Dante Labs, um das größte europäische Labor für Gensequenzierung der nächsten Generation aufzubauen.
Die Pandemie hat die Bedeutung des Biotech- und Pharmasektors klar hervorgehoben. Gleichzeitig sind gewisse Warnzeichen sichtbar, mussten doch zahlreiche Unternehmen erhebliche Verzögerungen in ihrer Forschungs- und Entwicklungspipeline hinnehmen. Dennoch darf man zuversichtlich sein, dass die Schweizer Biotechbranche ihre beeindruckende Expansion fortsetzen wird.


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