Kreislaufwirtschaft für Technologiemetalle
Im Mai des vergangenen Jahres hatte der vietnamesische Mutterkonzern von H.C. Starck Tungsten, Masan High-Tech Materials, eine Absichtserklärung mit der Mitsubishi Materials Corporation (MMC) zur Veräußerung sämtlicher Anteile an der H.C. Starck Holding unterzeichnet. Die Akquisition wurde Mitte Dezember 2024 abgeschlossen.

Zur H. C. Starck-Gruppe, die von 1986 bis 2007 Teil des Bayer-Konzerns war, gehören inzwischen neben dem Wolframhersteller H. C. Starck Tungsten wieder der Analytikspezialist Chemilytics sowie Chemitas, Betreiber des Metallurgie-Parks Oker am Hauptsitz Goslar. Hady Seyeda, CEO der H. C. Starck-Gruppe, erläutert die Strategie zur Entwicklung des Unternehmens unter dem neuen Eigentümer und beleuchtet die Situation auf den Rohstoffmärkten. Die Fragen stellte Michael Reubold.
CHEManager: H.C. Starck ist jetzt Teil von Mitsubishi Materials. Was ändert sich durch den Eigentümerwechsel, was erwarten Sie von dem neuen japanischen Eigentümer?
Hady Seyeda: Die Mitsubishi Materials Corporation ist ein strategischer Eigentümer, seit vielen Jahren im Metallsektor tätig und daher – nicht zuletzt auch als Kunde unserer Wolframpulver – mit unserem Geschäftsmodell und unseren Märkten sehr gut vertraut. Der Konzern verfolgt das übergreifende Ziel, eine Kreislaufwirtschaft für wertvolle Rohstoffe aufzubauen, was hervorragend zu unserer eigenen Philosophie passt. Wir sehen daher vielversprechende Möglichkeiten für Synergien und gemeinsames Wachstum. Im Unterschied zu unserem vorherigen Eigentümer Masan, dessen eigentliches Kerngeschäft im Konsumgüterbereich liegt, bietet die Übernahme durch MMC Chancen für eine deutlich stärkere strukturelle und organisatorische Integration.
Kennen Sie bereits die Pläne, wie H.C. Starck künftig als Teil von MMC agieren wird?
H. Seyeda: Wir erarbeiten derzeit in einem gemeinsamen Projekt zur Post-Merger-Integration strukturelle und operative Details. Dabei spielen zwei Ebenen eine besonders wichtige Rolle. Zum einen ist H.C. Starck mit Produktionsstandorten in Deutschland, Nordamerika und China sowie einem weltweiten Vertriebsnetzwerk global präsent, während die wolframverarbeitende MMC-Tochter Japan New Metals im japanischen Heimatmarkt eine starke Position einnimmt. Auch die Produktportfolios und die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ergänzen sich hervorragend. In dieser Kombination können wir erhebliche Synergien und Wachstumspotenziale realisieren.
Zum anderen treibt MMC im Sinne der Kreislaufwirtschaft die Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen massiv voran. Hier können wir, neben dem Wolframrecycling, unsere Erfahrung und Expertise mit anspruchsvollen Recyclingprozessen generell einbringen, zum Beispiel im Bereich Batterieschwarzmasse.
Ihr Hauptgeschäft sind Wolfram und Wolframprodukte. Wo werden diese eingesetzt, und wie entwickeln sich die Hauptabnehmermärkte für Ihre Produkte?
H. Seyeda: Unsere hochreinen, häufig kundenspezifischen Wolfram- und Wolframcarbidpulver spielen in den unterschiedlichsten Industrien eine Rolle, von Bohr- und Schneidewerkzeugen über den Flugzeug- und Fahrzeugbau bis zu militärischen Anwendungen. Die traditionell eher stabilen Marktbedingungen sind in den letzten Jahren deutlich volatiler geworden. Ein Beispiel ist die Transformation hin zur Elektromobilität im Automobilsektor. Dadurch sinkt einerseits die Anzahl an Verbrennermotoren, für deren Herstellung man zum Beispiel wolframbasierte Schneidwerkzeuge benötigt. Andererseits muss für die Elektromobilität die entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden, und dafür sind ebenfalls wolframbasierte Werkzeuge notwendig.
Was sind Innovations- und Wachstumstreiber für Ihr Geschäft und wo sehen Sie neue Märkte oder Anwendungen für Wolfram und seine Verbindungen?
H. Seyeda: Wolfram kann seine einzigartige Kombination von Eigenschaften – sehr hohe Dichte und Schmelzpunkt des Metalls, im Wolframcarbid noch mit einer diamantähnlichen Härte verbunden – in vielen, immer wieder auch ganz neuen Anwendungen ausspielen. Ein wesentliches Ziel unserer Forschung und Entwicklung besteht darin, solche Optionen zu erschließen.
Innovative, wolframbasierte Anodenmaterialien können beispielsweise die Ladegeschwindigkeit und Leistungsfähigkeit von Lithium-Ionen-Batterien deutlich erhöhen – das beweist unter anderem das Start-up Nyobolt, an dem wir unter Masan beteiligt waren und das wir weiterhin beliefern. Auch im 3D-Druck, einem weiteren dynamischen Wachstumsmarkt, gibt es spannende Einsatzmöglichkeiten.
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