Chemie-Tarifrunde 2024: Arbeitgeber streben krisengerechten Tarifabschluss an

Die Chemiebranche ist auf Landesebene in die Tarifverhandlungen gestartet. Allerdings sind die Verhandlungen für die rund 69.000 rheinland-pfälzischen Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industrie nach wenigen Stunden ergebnislos vertagt worden. Sie sollen am 14. Mai im thüringischen Teistungen auf Bundesebene fortgesetzt werden.

Verhandlungsführer Hendrik Müller erklärte die Position der Chemiearbeitgeber in Rheinland-Pfalz: „Die wirtschaftliche Lage der Branche spricht eine eindeutige Sprache: Die Verlustgeschäfte an den deutschen Standorten häufen sich. Die Branche erlebt die schwerste Strukturkrise seit Jahrzehnten. Wir müssen dem Schutz des Chemiestandorts oberste Priorität einräumen und so Beschäftigung sichern“.

Die Produktion am Standort Deutschland sei vielfach nicht mehr wettbewerbsfähig. Das Wachstum finde im Ausland statt. Die rheinland-pfälzische Chemie mit ihrem hohen Exportanteil von 70% sei davon besonders betroffen. „Daher brauchen wir jetzt einen Krisentarifvertrag für die Branche“, betonte Müller. Seine Aussagen stützen die Zahlen des statistischen Landesamtes für das Jahr 2023: Die Chemie-Produktion ist in Rheinland-Pfalz um rund 15% geschrumpft, zudem fehlt jeder vierte Auftrag. Ein Aufschwung ist nicht in Sicht: mit einer Besserung rechnen die meisten Betriebe laut Arbeitgeberumfrage frühestens im Jahr 2025.

Die Gewerkschaft IGBCE fordert neben einer Erhöhung der Entgelte um 7% auch tarifliche Regelungen zur Wertschätzung und Besserstellung von IGBCE-Mitgliedern gegenüber Nichtmitgliedern der Chemiegewerkschaft. „Die Diskussionen in den vergangenen Wochen haben eindrucksvoll belegt, wie sehr den Menschen die Reallohnverluste der vergangenen Jahre auf den Nägeln brennen“, sagte IGBCE-Tarifvorstand und Chemieverhandlungsführer Oliver Heinrich nach Bekanntgabe der Forderung.

Dass die Inflation die Kaufkraft der Mitarbeitenden gefährdet, sehen die Arbeitgeber nicht. „Die Beschäftigten in unserer Branche erhalten im Durchschnitt mehr als 70.000 EUR pro Jahr. Diesen Januar gab es wieder ein Inflationsgeld von 1.500 EUR und zusätzlich eine Tabellenerhöhung von 3,25%. Das ist deutlich mehr als die Inflationsrate.“, erklärte Müller.

Die Chemiebranche verhandelt in ganz besonders schwierigen Zeiten: „Wir erleben derzeit schmerzhaft, wie wir Teile der Industrie verlieren. Und wenn wir eine rasche und effektive Stärkung des Industrie-Standortes Deutschland wollen, müssen wir uns auch darüber unterhalten, wie unser Beitrag als Tarifpartner dazu aussehen kann“, so Müller.

Vor diesem Hintergrund bewerten die Arbeitgeber auch die weiteren IGBCE-Forderungen zur Stärkung der Tarifbindung. Zusatzvorteile für Gewerkschaftsmitglieder lehnen sie ab. „Dies spaltet die Belegschaften“, so Müller. Eine Chance hingegen bietet die Entschlackung der Chemie-Tarifverträge. Hier wollen die Arbeitgeber eine Reihe von Vorschlägen in die Verhandlungen einbringen, um die Komplexität zu reduzieren und den Chemie-Tarif attraktiver zu machen.

Die Tarifverhandlungen sollen am 14. Mai in Teistungen auf Bundesebene fortgesetzt werden. Ansprechpartner ist der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) mit Sitz in Wiesbaden.

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