Zutrittsmanagement muss auf den Prüfstand
Diskussion für eine Jahreskarte für Zugang zu Industriestandorten
Stellen Sie sich vor, Sie reisen von Süddeutschland quer durch die Bundesrepublik und müssen beim Passieren der einzelnen Bundesländer jedes Mal neue Kriterien erfüllen, um Zutritt zu erlangen. Lästig, oder? Doch genauso sind die Prozesse für Fachkräfte/Facharbeiter, Lkw-Fahrer, Kontraktoren oder Besucher von Chemieparks und Chemieunternehmen in Deutschland. Jeder Park, jedes Unternehmen hat seine eigenen Anforderungen und Unterweisungen.
Wir haben jedoch herausgefunden, dass zwischen den unterschiedlichen Standorten eine Deckungsgleichheit von 85 – 90 % bei den Anforderungen an Fremdfirmen, Besucher und Kontraktor-Mitarbeiter herrscht. Wäre es da nicht eine Überlegung wert, einen einheitlichen ChemPass zu erstellen, der den Standardanforderungen gerecht wird und das Zutrittsmanagement vereinfacht? So könnte ein Arbeiter eine Art „Jahreskarte der Industrie“ erlangen, mit den wichtigsten Unterweisungen für alle Chemie- und Industrieparks und diese bei Bedarf durch regional- bzw. unternehmensspezifische Zusatzanforderungen ergänzen.
Das Ganze wird digital durchgeführt und abgerufen, wodurch Kosten und Ressourcen eingespart werden. Besonders attraktiv wird das Prozedere beim Einsatz durch mehrere Kontraktoren für Turnarounds und in der Instandhaltung. Dort müssen gleich mehrere hunderte Arbeitskräfte das Tor passieren, und für deren Sicherheit ist Sorge zu tragen. Der Planungsumfang könnte somit gemindert werden.
In Zeiten von Facharbeiter- und Fachkräftemangel ist es wichtig, dass die kostbaren Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, nicht mit unnötig komplizierten Prozessen und veralteten Unterweisungsverfahren überfrachtet werden. Daher muss diese Vielzahl von nahezu identischen Unterweisungen auf den Prüfstand!
„Das Zutrittsmanagement muss auf den Prüfstand.“
Eine vereinfachte Einwanderung ist nicht die alleinige Lösung des Problems, sondern nur ein Teil der Gesamtlösung: Es ist zwingend erforderlich, sich mit der Thematik auseinander zu setzen. Die Chemieindustrie leidet in vielerlei Hinsicht. Kein Grund für Mitleid, es gibt auch kein Allerheilmittel, aber die Dinge müssen angegangen werden- und zwar richtig und konsequent. Es bedarf Roundtables und Arbeitsgruppen mit Vertretern aus den Bereichen Standortsicherheit, Park- und Turnarroundmanagement. Es muss mitgemacht und verändert werden, dann kann sich auch nachher niemand beschweren, dass keiner gefragt wurde.
Munio hat das Thema schon bei Veranstaltungen wie dem ChemCologne Netzwerktreffen 2022 oder diversen Veranstaltungen im Port of Antwerp eng begleitet. Nun sollte die Automatisierung von Unterweisungen und Zutritt zu Risikozonen deutschlandweit stärker forciert werden.
Entscheidend für den Erfolg einer solchen Initiative sind konzertierte und im Idealfall auch synchronisierte Initiativen und Strategien, die eine Harmonisierung und Vereinheitlichung auf regionaler und nationaler Ebene haben.
Ziel ist die Schaffung und Stärkung eines Bewusstseins, dass es einfacher gehen kann und auch muss. Das ist absolut essenziell, ganz nach dem Motto „Wir alle sind was Besonderes, aber eigentlich auch nicht“. Letztendlich stehen der Mitarbeitende und dessen Sicherheit im Fokus
Ein Folgetermin zum weiteren Ausarbeiten möglicher Strategien und dem Finden von „gemeinsamen Nennern“ wird dann eine Arbeitsgruppe zusammen mit ChemCologne im letzten Quartal ´2023 sein. Wie kommt das Thema „zuhause“ in der eigenen Region, im eigenen Betrieb bzw. am gesamten Standort an? Was ist bisher geschehen und wo liegen Herausforderungen aber auch Chancen in dem ganzen Vorhaben? Wer traut sich? Welche Hürden sind noch zu überwinden? Lasst uns reden und was bewegen.
Autorin: Kira Brücksken, Munio – part of EcoOnline, Köln