Total Cost Ownership - Kostenanalyse findet versteckte Kostentreiber
23.05.2012 -
Total Cost Ownership - Kostenanalyse findet versteckte Kostentreiber
Die Herstellung von Biogenerika gilt weltweit als eines der interessantesten Wachstumsfelder – davon ist man bei der Ulmer Ratiopharm-Gruppe überzeugt. Dabei verfügt Ratiopharm mit den beiden Töchtern Merckle Biotec und Biogenerix über das komplette Know-How in der eigenen Wertschöpfungskette. In der Produktion bzw. Herstellung greift Merckle Biotec auf automatisierungstechnische Komplettlösungen z. B. von Festo bzw. Festo und Gemü zurück und umschifft damit „Gesamtkosten-Eisberge“.
Die Spitze eines Eisbergs deutet nur die Gefahr im Verborgenen an. Auch für Merckle Biotec lohnt daher der Blick unter die Oberfläche, um die so genannte Total Cost of Ownership aufzudecken. „Nicht nur mit einbaufertigen Schaltschrank-Systemen von Festo minimieren wir die Gesamtkosten entlang unserer Wertschöpfungskette“, erklärte Dr. Hermann Allgaier, Geschäftsführer der Merckle Biotec in Ulm auf einer Presseveranstaltung von Festo in Esslingen, bei der auch der Festo-Kooperationspartner Gemü Gebrüder Müller Apparatebau zugegen war.
Costs of Goods
Laut einer Studie der Unternehmensberatung IMS Health wird der Marktanteil biopharmazeutischer Erzeugnisse am Pharma-Gesamtmarkt von 10% im Jahre 2005 auf 14% im Jahre 2009 steigen. In zwei Jahren werden somit biotechnologische Arzneimittel einen Umsatz von 90 Mrd. US-$ erreichen, der globale Arzneimittelmarkt wird bei 650 Mrd. US-$ liegen. Biopharmazeutika wachsen damit doppelt so schnell wie klassische Pharmazeutika. Biopharma- Produkte der ersten Generation (Substitutionsprodukte) sind vergleichsweise kleine Moleküle (Molekulargewicht 5.000 – 40.000), werden üblicherweise niedrig dosiert (im Mikrogramm-Bereich) und verlieren ihren Patentschutz in Europa in den Jahren 2000–2010. Zu dieser Klasse gehören beispielsweise Erythropoietin gegen Blutarmut und Insulin gegen Diabetes. Ende der 1990er Jahre kamen verstärkt Antikörper zur Zulassung, die sich durch ihre Größe (Molekulargewicht 60.000– 150.000) und ihre Dosierung (im Milligramm-Bereich) von den Substitutionsprodukten unterscheiden. Für beide Produktklassen gilt, dass bedingt durch den ablaufenden Patentschutz bzw. durch die Gabe von hohen Dosen die Costs of Goods einen wesentlichen Faktor in der Produktion darstellen.
Große Investitionen
Dadurch liegt der Jahresbedarf im zwei- bis dreistelligen Kilogramm-Bereich, während Substitutionsprodukte einen Jahresbedarf im zwei- bis dreistelligen Gramm-Bereich haben. Die Folge: Bei Antikörperprodukten werden große Investitionen in Sachanlagen von 100 bis 300 Mio. € notwendig, bei Substitutionsprodukten 30 bis 50 Mio. €. Im Jahre 2004 entschloss sich die Ratiopharm- Gruppe, in entsprechende Mehrzweckanlagen zur Herstellung biotechnologischer Wirkstoffe aus Zellkulturen sowie deren aseptischer Abfüllung und Konfektionierung zu investieren.
Hoher Kostendruck
„Trotz des insgesamt stark wachsenden Marktes ist die biopharmazeutische Industrie einem massiven Kostendruck ausgesetzt“, betonte Allgaier. Therapien, die auf biotechnologischen Präparaten basieren, sind deutlich teurer als Therapien mit klassischen Pharmazeutika. Makroökonomische Faktoren wie die Entwicklung der Alterspyramide und die faktische Deckelung der Krankheitskosten verschärfen das Problem. „Daher müssen Hersteller alle Hebel zur Kostenminderung im Produktlebenszyklus in Bewegung setzen“, erläuterte Allgaier, „und dazu kann die Prozessautomation einen wesentlichen Beitrag leisten, indem sie für Prozesskonsistenz, Prozesssicherheit und verminderte Prozesskosten sorgt“.
Einsparpotentiale durch Automation
Werde bei der Umsetzung der Prozessautomation der Ansatz „Total Cost of Ownership” verfolgt, könne man weitere Einsparpotentiale erschließen, so Allgaier. Die tatsächlichen Kosten eines Projekts liegen nämlich häufig im Verborgenen – jegliche Analyse unterbleibt. Mancher Unternehmer, Konstrukteur oder Einkäufer sieht lediglich die Kosten für bezogenes Material und Komponenten. Die spielen jedoch meist nur eine untergeordnete Rolle. Die Analyse der Gesamtkosten – der Total Cost of Ownership, kurz TCO – befördert viele Kostentreiber an die Oberfläche, angefangen von der Konzeptions- und Designphase (10–15% der Gesamtkosten), übers Engineering (25– 30%), die Montage (15–20%), Vermarktung und Vertrieb der fertigen Maschine und Anlage (5–10%), Logistik (10–15%) bis hin zu Inbetriebnahme, Wartung und Service (ca. 20%). Auf die eigentlichen Materialund Komponentenkosten, die als Kosten für die Technologie auch Ausgaben für Forschung und Entwicklung umfassen, entfallen lediglich rund 15%.
Kostentreiber identifizieren
Die Kostenanalyse per Total Cost of Ownership fördert etliche Kostentreiber zu Tage: Das Finden und Dimensionieren der richtigen Komponenten, das Zeichnen von Schaltplänen, das Einbinden von Einzelkomponenten in eine Gesamtkonstruktion, Bestellvorgänge, Montieren und In-Betrieb-Nehmen sowie Services wie Energieberatung und Wartung von Anlagen. „Diese Kostentreiber kann man sich getrost sparen, wenn man bei der Projektierung den richtigen Partner auswählt“, sagte Allgaier. Partner wie Festo böten von der Produktauswahl mit Software- Paketen übers einfache Bestellen per Internet bis hin zur schnellen Inbetriebnahme durch vorgefertigte Einheiten wie komplette Schaltschranksysteme effiziente Lösungen zur „Kostendämpfung im Gesundheitswesen“.