Tenside im globalen Kontext
Im Fokus des CESIO-Kongresses 2013 stehen die weltweiten Megatrends
Der Verkauf der 52 Messestände für den nächsten CESIO-Welttensidkongress in Barcelona, vom 10.bis 12. Juni 2013, hat begonnen. Das neue Konzept und der erstmalig auf zwei Jahre verkürzte Abstand zwischen den Veranstaltungen werden das 2011 begonnene Gespräch zwischen Herstellern und Verwendern auf allen Ebenen weiter beleben.
Dies verspricht sich Dr. Thomas Greindl, Präsident der CESIO, vom nächsten Kongress 2013, der unter dem Motto „Surfactants today and tomorrow - mapping the megatrends" steht.
Das Interview führte die Fachjournalistin Barbara Buller für CHEManager.
CHEManager: Herr Dr. Greindl, jetzt ist gerade Halbzeit zwischen zwei CESIO-Welttensidkongressen. Lassen sich heute schon Aussagen zum Verlauf der Veranstaltung machen?
Dr. Thomas Greindl: Zum ersten Mal wird mit der Veranstaltung 2013 der kürzere, zweijährige Turnus konsequent umgesetzt. Bei diesem Rhythmus lassen sich Kontakte leichter aufrecht erhalten, und wir können Trends genauer verfolgen. Die Auswertungen unseres letzten Kongresses in Wien haben bestätigt, dass wir mit dem neuen Konzept hin zu mehr Marktnähe auf einem guten Weg sind. So war bereits in Wien das Interesse und die Präsenz bei Marktthemen besonders hoch, sowohl regional als auch überregional.
Unsere Besucher kommen ja aus den unterschiedlichsten Unternehmen, von NGOs, aus der Forschung und von der gesetzgeberischen Seite; sie haben die Anreicherung der rein forschungsbezogenen Themen mit Aspekten, die auch Teilnehmer der Businessseite, Produzenten und Kunden, ansprechen, in nachgehenden Interviews ausdrücklich begrüßt.
Können wir daraus schließen, dass es auch in der wirtschaftlichen Entwicklung „Megatrends" gibt?
Dr. Thomas Greindl: Glücklicherweise gehört der Tensidmarkt zu den stabilen Märkten. In Europa zeigte er sich krisenbeständig und weist aufgrund des breiten Anwendungsspektrums der Tenside stetiges Wachstum auf. Dazu kommt noch die positive Entwicklung in Asien-Pazifik und Südamerika: Zunehmender Wohlstand in diesen Ländern wirkt sich unmittelbar auf die Konsumgewohnheiten der neu entstehenden Mittelschichten aus.
Nehmen wir z.B. Indien: Bisher spielte die Seife dort noch eine wichtige Rolle. Wir wissen nun, dass sich ab einem gewissen Einkommensniveau das Konsumverhalten fast schlagartig hin zu besseren Alternativen ändert. Zu diesem Zeitpunkt müssen wir dafür sorgen, dass die regionale Aufstellung den Bedarf der aufstrebenden Mittelklasse erfüllen kann. Ähnliche Entwicklungen erwarten wir auch für die anderen BRICS-Staaten, also für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, wobei Afrika noch ganz am Anfang dieser Entwicklung steht. Diesen Emerging Markets wird auf der nächsten CESIO mit Sicherheit hohes Interesse zuteil werden.
Welche Fragen müssen für Europa, bzw. die Industrieländer gelöst werden?
Dr. Thomas Greindl: Das große Thema des letzten CESIO-Kongresses, „Nachhaltigkeit", ist noch längst nicht ausdiskutiert. Besonders die Retailer warten dringend auf Antworten zu den Fragen, die sich aus Themen wie „Bioeconomy" oder auch „Low carbon Economy" mit entsprechenden Bewertungsmodellen wie dem CO2-Fußabdruck ergeben. Aber auch in den BRICS-Ländern wird „Nachhaltigkeit" immer mehr thematisiert - zum einen natürlich wegen der Importchancen nach Europa, zum anderen kommen zunehmend eigene Regulierungen hinzu. Derzeit gibt es noch die verschiedensten Labels, die Nachhaltigkeit versprechen. Der Bedarf an Harmonisierung und klaren Definitionen ist erheblich.
Würden Sie ein konkretes Beispiel nennen?
Dr. Thomas Greindl: Die Standards für Biosurfactants werden auch von der EU diskutiert. Hier musste erst einmal Einigung darüber erzielt werden, was mit „Bio" bezeichnet wird: Geht es um die Herstellungsmethode - „bio-technologisch" - oder um die Ausgangsstoffe aus nachwachsenden Materialien.
Worunter fallen Tenside wie die APG, die Alkylpolyglucoside, die auf rein synthetischem Weg aus nachwachsenden Komponenten erhalten werden? Noch komplexer wird es, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeit der Produkte zu bewerten. Die akzeptierte Herangehensweise mittels LCA, also Life Cycle Assessment wird immer umfassender. Die LCA-Zertifizierung von Prozessen ist extrem aufwändig, zudem handelt es sich dabei immer um eine Fallbetrachtung.
Unsere Aufgabe wird es sein, gewisse Basisdaten als Standards zu generieren - sog. "Scientific based industry standards", damit wir für großtechnische Prozesse wenigstens zu einer Aussage in Größenordnungen kommen.
Nach wie vor wird die Grundlagenforschung eine zentrale Rolle beim Kongress spielen - zeichnen sich hier bestimmte Trends ab?
Dr. Thomas Greindl: So weit ich es heute absehen kann, wird es in diesem Bereich verstärkt um die Auslotung komplexer Systeme gehen, neue Einzelsubstanzen werden nicht so sehr im Focus stehen. Zu den komplexen Systemen gehört z.B. die Frage, wie sich die Wirkung eines bekannten Tensidsystems „boosten" lässt. Wir treffen hier auch wieder auf das Thema Nachhaltigkeit, wenn es darum geht, Aktivsubstanz durch geschickte Kombination mit Polymeren einzusparen. Schließlich darf man gespannt sein auf Neuentwicklungen bei den Additiven - Enzyme, die das Wirkungsspektrum verbreitern.
Um die Wünsche der Konsumenten hinsichtlich der Performance bei tiefen Temperaturen zu erfüllen, muss an der Löslichkeit gearbeitet werden und Synergien müssen konsequent genutzt werden. Diese Entwicklung geht ebenfalls stark in Richtung „Anwendung komplexer Systeme". Sehr gespannt sind wir auf den Teil des Kongresses, der sich mit den „industriellen Anwendungen" beschäftigt und die ganze Bandbreite der Anwendung von Tensiden umfasst.
Wird REACh noch eine Rolle spielen?
Dr. Thomas Greindl: Nach wie vor wird uns das Thema REACh beschäftigen. Derzeit sind noch einige Fragen offen, es werden Nachforderungen zu den eingereichten Dossiers über die Großstoffe kommen. Die Frist für die kleinvolumigen Tenside unter 100 t pro Jahr läuft noch bis 2018. Auch diese Aufgabe dürfen wir nicht unterschätzen; sie betrifft viele kleine Hersteller, die möglicherweise erst jetzt beginnen, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ihnen bietet die CESIO Unterstützung bei der Konsortienbildung und der Erstellung von Muster- und Rahmenverträgen.
Welche persönlichen Erwartungen verbinden Sie mit Barcelona 2013?
Dr. Thomas Greindl: Zeitpunkt und Ort der Veranstaltung sowie das Ambiente vor Ort eignen sich hervorragend, um vielen Kongressteilnehmern eine anregende Umgebung zu bieten. Voraussichtlich werden über 1.200 Teilnehmer nach Barcelona kommen. Mit der Wahl des Veranstaltungsortes Barcelona haben wir für die Öffnung nach Lateinamerika ein Signal gesetzt. Wir wollen mehr Teilnehmer aus Brasilien und aus anderen Wachstumsregionen für die Veranstaltung interessieren, denn es wird um ihre Entwicklungschancen gehen.
Ich erwarte eine lebhafte, bereichernde Diskussion zur Rolle der Tenside im Zusammenhang mit den globalen Fragen - Ernährung, Verknappung von Wasser, effiziente Nutzung von Ressourcen - und dem Beitrag zum Klimaschutz über die Erfassung des Carbon Footprints.
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