Die Stahlkolonnen und weißen Kesselanlagen glänzen in der Sonne: Das Chemie­unternehmen Puraglobe baut derzeit im Chemiepark Zeitz, Sachsen-Anhalt, eine dritte Raffinerie. Im Oktober soll sie in Betrieb genommen werden. 

„90 Mio. EUR haben wir investiert“, sagt Unternehmenschef Andreas Schüppel. In der Anlage werde Altöl zu hochwertigen Basisölen aufgearbeitet. Abnehmer sei der Öl-Multi Shell. „Wir haben die gesamte Produktion für die kommenden zehn Jahre bereits verkauft“, berichtet Schüppel. 

Am Recyclingverfahren des Unternehmens haben auch Mineralölkonzerne immer größeres Interesse. Die Raffinerien vier und fünf sind bereits in Planung, sie werden in den USA errichtet. Die Technologie wurde von Puraglobe beständig weiterentwickelt: So werden inzwischen auch Basis­öle der Gruppe III hergestellt, die als Rohstoff für neue Motoröle dienen. Das mittelständische Unternehmen gehört in seinem Geschäftsfeld zu den Weltmarktführern. Das Konzept: Zähflüssiges Altöl wird komplett zu glasklaren Basisölen aufgearbeitet, die als Schmier-, Getriebe- oder Motoröle eingesetzt werden. Entwickelt wurde das verwendete Hochdruckhydrierverfahren von der US-Firma UOP.  Die erste Raffinerie, die es umsetzte, entstand 2005 in Zeitz.

Nach Angaben des Bundesverbands Altöl fallen jährlich in Deutschland etwa 550.000 t Altöl an. Mehr als zwei Drittel davon werden bereits recycelt, der Rest verbrannt – etwa in der Zement­industrie. Puraglobe sammelt mit 60 eigenen Tanklastern in ganz Deutschland Altöl ein und fährt es zur Aufbereitung nach Zeitz. „Wir können 70 % des Altöls recyceln“, erläutert Schüppel. Mit der dritten Raffinerie steige die jährliche Verarbeitungskapazität von Puraglobe von 140.000 auf 225.000 t Altöl.

Weiter wachsen will das Unternehmen in den kommenden Jahren in den USA. „Wir werden die vierte und fünfte Raffinerie bei unserer US-Schwesterfirma in Tampa im US-Staat Florida bauen“, kündigt Schüppel an. Dafür seien Investitionen in Höhe von 220 Mio. USD vorgesehen. In den USA verkauft das Unternehmen bereits Basisöle der Gruppe III, die besonders geeignet sind, um daraus Motoröle für Pkw und Motorräder herzustellen. In Tampa betreibt Puraglobe auch schon eine Chemieanlage, die solche Motoröle herstellt. „Wir haben dazu verschiedene Zertifizierungsverfahren durchlaufen“, erläutert Schüppel. In den USA werde das Motoröl unter dem Namen Syntainics verkauft. In Europa würden inzwischen auch erste Zulassungen vorliegen. Syntainics-Motoröl gebe es in Deutschland inzwischen für Motorräder.

Dass nun in den USA investiert wird, hat nach Schüppels Angaben mehrere Gründe: „Es ist ein großer Markt, der bürokratische Aufwand bei Investitionen ist geringer als in Deutschland, und einige US-Ölfirmen setzen verstärkt auf Recyclingprodukte.“ Da durch strengere Klimaschutzgesetze der Ausstoß von CO₂ teurer werde und auch in der Mineralölindustrie der Klimaschutz eine immer größere Rolle spiele, sei die innovative Technologie von Pura­globe gefragt.

Das Engineering der US-Anlagen soll jedoch von Deutschland aus erfolgen. „Die gesamte Konstruktion der Anlagen und auch der Bau wesentlicher Teile geschieht hier“, so Schüppel. Die Anlagenteile würden dann per Schiff nach Florida geliefert und dort montiert.
Puraglobe wurde von dem deutschen Manager Heinz Schimmelbusch – einst Firmenchef der Metallgesellschaft – in den USA gegründet und gehört heute Finanzinvestoren. „Wir besitzen den US-Unternehmergeist und die deutsche Technikbegeisterung“, umschreibt Schüppel die Firmen-DNA. Es gebe sehr enge Verbindung zu US-Partnern, was die Geschäftsentwicklung erleichtert. „Die USA sind der wettbewerbsintensivste Markt der Welt, wenn wir uns dort durchsetzen, dann können wir es überall“, ist Schüppel überzeugt.

Steffen Höhne, Wirtschafts­journalist, Markkleeberg