Strategie & Management

Pionierarbeit

Energiemanagement in der Kunststoffindustrie

09.01.2014 -

Als einer der ersten Kunststoff verarbeitenden Betriebe weltweit hat Simona in Kirn, Rheinland Pfalz, ein Energiemanagement gemäß ISO 50001 eingeführt, das von den unabhängigen Experten des TÜV Süd zertifiziert wurde. Die Kunststoffindustrie ist keine Ausnahme: Damit Deutschland sein angestrebtes Ziel einer gesteigerten Energieproduktivität, bezogen auf den Endenergieverbrauch um jährlich 2,1 %, erreicht, ist ein möglichst flächendeckendes Energiemanagement erforderlich. Die 2011 eingeführte EU-Richtlinie ISO 50001 unterstützt Unternehmen des produzierenden Gewerbes dabei, ihren Energiebedarf und ihre Emissionen zu reduzieren.

Simona zählt zu den führenden Anbietern von thermoplastischen extrudierten Halbzeugen (Platten, Profile und Schweißdrähte), Rohren sowie Form- und Fertigteilen mit internationalen Produktions- und Vertriebsstandorten. Die Jahresproduktion beträgt über 100.000 t. Extruder und Pressen zur Verarbeitung des Kunststoffgranulats sowie die Spritzgießmaschinen haben einen besonderen Energiebedarf. Hinzu kommen die Temperöfen und Kältemaschinen.

In die Berechnung des Energiebedarfs von Simona fließen neben Strom auch die Energieträger Gas, Dampf und Druckluft ein sowie die Energie zur Lagerung und zum Transport der Produkte. Im Rahmen des Simona-Managementsystems wurde neben Qualität- und Umweltmanagement auch ein Energiemanagement etabliert, um so neben der Qualität der Produkte und der Produktionsprozesse auch die Nachhaltigkeit, die Energiebilanz und die gewünschte Reduzierung des CO2-Ausstoßs im Auge zu behalten.

Staatliche Förderung mit System

Aufgabe eines Energiemanagements sind die transparente Verfolgung sämtlicher Energieströme im Unternehmen, das Erkennen von Potenzialen zur Kosteneinsparung sowie die systematische Optimierung des Energiebedarfs und der Energieeffizienz durch die Optimierung der Prozessparameter. Innerbetriebliche Innovationen werden im Rahmen des Energiemanagements zielgerichtet gefördert und häufig erhöht sich dadurch auch die Lebensdauer der betrieblichen Systeme. Gleichzeitig steigert das Unternehmen auf diesem Wege seine Wettbewerbsfähigkeit.

Die seit 2011 eingeführte DIN EN ISO 50001 hilft aber nicht nur bei Bewertung der Energiebilanz des Unternehmens sondern bietet gleichzeitig mögliche Steuererleichterungen. Nach einer Erhebung des Fraunhofer Institutes für System und Innovationsforschung (ISI) gibt es für nahezu die Hälfte des verarbeitenden Gewerbes Energieeinsparpotenziale von mehr als 10 % im Umfeld der Produktion. Dies dürfte die Bundesregierung mit zum Anlass für Maßnahmen genommen haben, wie Steuervergünstigungen gemäß Stromsteuergesetz.

Der sogenannte Spitzenausgleich wird ab 2013 nur noch gewährt, wenn bis spätestens 2015 ein Energiemanagementsystem (EnMS) gemäß ISO 50001 eingeführt wurde. Auch Anträge auf besondere Ausgleichsregelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2012) sollen nur noch nach Zertifizierung möglich sein. Für die Jahre 2013 und 2014 gibt es eine Übergangsregelung. In diesem Zeitraum reicht es für eine Genehmigung des Spitzenausgleichs aus, dass die Betriebe nachgewiesenermaßen mit einem EnMS begonnen haben, das 2015 abgeschlossen sein muss. Auch die Zertifizierung eines Energiecontrollings sowie der Erwerb von Messtechnik und Datenverarbeitungstechnologien für das EnMS werden gefördert.

Energieeffizienz mit Brief und Siegel

Die Simona AG hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich 1,5 % Energie einzusparen. Dies geschieht zum einen durch Managementmethoden, aber auch durch Hard- und Software-Komponenten, wie spezielle Sensoren und elektronische Datensammler. Die Anzahl der Messstellen im Produktionsbereich für Strom, Gas, Dampf, Druckluft und Treibstoff wurden erneuert und erweitert, so dass sämtliche in die Produktion einfließende Prozesse systematisch aufgezeichnet und ausgewertet werden können. Technische Optimierungsmöglichkeiten lassen sich so zeitnah erkennen und beheben. Aus dem Vergleich zwischen Verbrauchs- und Produktionszahlen ergeben sich Hinweise auf Einsparpotenziale. Um Stromspitzen zu vermeiden, wurde ein Regelungssystem für Lastspitzen integriert. Bei all diesen Neuerungen wurde die Simona AG von Auditoren der TÜV Süd Management Service begleitet.

In einem ersten optionalen Vor-Audit informierten sich diese über standortspezifische Bedingungen und bereits erfolgte Schritte beim Energiemanagement. Daran schloss sich ein zweites Audit (Stufe1) an mit der Prüfung der Dokumentation und einer Vorbereitung des Zertifizierungsaudits (Stufe 2). Dieses erfolgte unter Einbeziehung von Prozessen, Daten und Kennzahlen des Unternehmens. Dieses ermöglicht dem Betrieb, auch die außerhalb von Kirn gelegenen Standorte und Logistikzentren zentral zu überwachen. Nachdem sich gezeigt hatte, dass Simona alle Kriterien eines EnMS erfüllt hat, wurde das Zertifikat erteilt. Dieses gilt drei Jahre, danach erfolgt eine Re-Zertifizierung. Als Solltermin für die Re-Zertifizierung ist der letzte Audit-Tag maßgeblich. Das TÜV Süd-Zertifikat belegt, dass Simona ein EnMS gemäß ISO 50001 eingeführt hat und anwendet.

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