Anlagenbau & Prozesstechnik

Performance für weltweiten Einsatz

Turck zeigt neue Interfacegeräte-Generation auf der Achema

09.06.2015 -

Auf der Achema präsentiert Turck eine neue Interfacegeräte-Generation. Im Gespräch mit CHEManager erklärt Klaus Ebinger, Produktmanager Interfacetechnik bei Turck, die Vielseitigkeit der IMX-Reihe, das Hase-und-Igel-Spiel bei Ex-Zulassung und Total Performance und die Vorteile einer höheren Schaltfrequenz in der Prozessautomation.

CHEManager: Herr Ebinger, Turck startet auf der Achema mit der neuen Interfacetechnik-Generation IMX. Sind Sie erleichtert, dass der Großteil dieses Projekts nun hinter Ihnen liegt?

Klaus Ebinger: Erleichtert ist vielleicht das falsche Wort. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit dem bisherigen Projekt. Ich weiß aber auch, dass der Weg hier nicht zu Ende ist. Mit dem Launch der ersten Geräte der neuen Generation können wir für IMX gerade mal das Projekt-Bergfest feiern. Die Hälfte des Wegs bis zur vollen Einführung der kompletten Produktlinie liegt noch vor uns. Produktmanagement in der Interfacetechnik ist ja bekanntlich eher ein Marathon als ein Sprint-Rennen.

Was waren die Gründe, die zur Entwicklung einer komplett neuen Produktgeneration geführt haben. Hätte Turck nicht auch seine etablierten Produktlinien weiterentwickeln können?

K.Ebinger: Unsere Serie IM ist zwar im Markt bewährt, konnte allerdings nur noch begrenzt weiterentwickelt werden. Da wir auf 12,5 Millimeter Breite mit der IMX runter wollten, hätten wir das Gehäuse der IM-Geräte grundsätzlich neu konstruieren müssen. Damit wäre auch zwingend die Elektronik anzupassen. Am Ende dieser Überlegung entschieden wir uns konsequenterweise, eine komplett neue Generation auf Basis modernster Elektronikkomponenten zu entwickeln, die dem Anwender für die nächste Dekade Investitionssicherheit verspricht.

Abgesehen von der erwähnten Baugröße, was konnten Sie konkret verbessern?

K.Ebinger: So ziemlich alles. Angefangen bei der funktionalen Sicherheit. IMX ist auch für funktional sichere Kreise bis zu SIL 2 einsetzbar. Ein SIL-Prozess muss von der Entwicklung über die Produktion bis zur Dokumentation mit Sicherheitshandbüchern sauber aufgezogen werden. Auch das wäre im Übrigen mit einer bestehenden Serie kaum möglich gewesen. Außerdem haben wir die Total Performance der Geräte und beim Trennschaltverstärker die Schaltfrequenz verbessert.

Die gesamte Familie wird außerdem von vornherein für die wichtigsten Märkte weltweit zugelassen. Das können Sie bei älteren Produktserien auch nur bedingt gewährleisten. Wenn Bauteile eines etablierten Geräts abgekündigt werden, müssen Sie dieses ersetzen und das Gerät eventuell erneut zulassen. Mitunter ändern sich auch die Normen. Bei weltweit zugelassenen Geräten wird das zum Hase-und-Igel-Spiel. Sie haben gerade eine wichtige internationale Zulassung durch, da ändert eine andere Zulassungsstelle ein Kriterium und der Spaß geht von vorne los.

Und wie umgehen Sie dieses Spiel mit IMX?

K.Ebinger: Vollständig umgehen können wir es nicht, aber IMX ist als Neuentwicklung jetzt auf dem aktuellen Stand: Die Zulassungen für ATEX und IEC-Ex, die ja als Referenznorm für viele weitere Ex-Zulassungen dient, haben wir bereits erhalten. Beantragt haben wir aktuell cULus, cFMus für den nordamerikanischen Markt, TR CU für Russland, NEPSI für China, Inmetro für Brasilien und KOSHA für Südkorea. Darüber hinaus haben wir für eine Typzulassung gemäß Marine- und Offshore-Applikationen alle Vorbereitungen getroffen.

Sie sagten, Sie haben die Schaltfrequenz bei IMX verbessert. Ist das denn überhaupt so relevant in der Prozessautomation?

K.Ebinger: In bestimmten Bereichen schon. Der IMX12-DI kann als Standard Frequenzsignale bis zu 15 KHz sauber auflösen und zur Steuerung übertragen. Das ist in vielen Fällen nicht relevant, aber es gibt Einsatzszenarien, wo die Anwender dadurch auf teure Frequenzmessumformer verzichten können. So beispielsweise bei bestimmten Durchflusssensoren, die neben dem analogen auch ein digitales Frequenzsignal ausgeben. Diese sehr genauen Durchflussmesser werden vor allem bei teuren Medien eingesetzt. Das digitale Frequenzsignal ist im Unterschied zum Analogsignal nicht temperaturabhängig und somit sehr genau. Und das bei einer optimalen Total Performance.

Was meinen Sie mit Total Performance genau?

K.Ebinger: Total Performance nennen wir unseren umfassenden Genauigkeitswert. In diesen Wert rechnen wir nicht nur die Linearität der Geräte ein, wie es wie viele Wettbewerber tun. Denn die Genauigkeit eines Interfacegeräts zeigt sich nicht im Labor, sondern im Schaltschrank, und da haben sie keine 20 Grad, sondern meistens eher 40 Grad. Außerdem kommen noch Spannungsschwankungen und Veränderungen durch die angeschlossene Last hinzu. Das sind alles Fehler, die man in vielen Datenblättern nur findet, wenn man genau weiß, wo man suchen muss. Wir haben sie jetzt in der Total Performance zusammengerechnet und erreichen damit immer noch Werte, die aktuell kein anderer Hersteller bieten kann.

Wo sehen Sie schwerpunktmäßig die Einsatzfelder mit IMX?

K.Ebinger: Da IMX zur galvanischen oder Ex-Trennung dient, ist die Serie in erster Linie für die Chemie mit ihren vielen Unterbranchen interessant. Es gibt aber weitere Anwendungen, die wir mit IMX ganz bewusst adressieren: Beispielsweise mobile Anwendungen, die brennbare Flüssigkeiten transportieren. Diese Hersteller müssen auch einen Ex-Bereich abtrennen, haben aber meistens mit einer schwankenden Bordspannung um die 12 Volt zu kämpfen. Deshalb haben wir den Spannungsbereich der Geräte auf 10 bis 30 VDC erweitert. So ist die Serie auch für kleinere und mittlere Anlagen interessant, die ihre Energie aus Solarpanels oder Batterien beziehen. Mit der hohen Genauigkeit und der Schaltfrequenz erfüllt IMX selbst die Anforderungen der Pharmabranche und sogar bestimmter Fabrikautomationsanwendungen. Im Grunde ist IMX das Schweizer Taschenmesser der Interfacetechnik.

Wie gelingt denn bestehenden Kunden der Umstieg auf IMX?

K.Ebinger: Dass der Umstieg ein heikler Punkt ist, das war uns bewusst. Daher gehen wir bei solchen Neuentwicklungen schon frühzeitig auf unsere Kunden zu. Aus diesen Gesprächen fließen dann viele Impulse in die Entwicklung mit ein. Die Kunden wiederum wissen langfristig, worauf sie sich einstellen können, lange bevor wir die neue Produktgeneration ankündigen. Diesen guten Draht werden wir auch beim Umstieg auf die neue IMX-Reihe nutzen, den wir in den kommenden fünf bis sechs Jahren gemeinsam mit den Kunden vorbereiten und realisieren werden. (voe)

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