Nachhaltigkeit in der Chemieindustrie – das Projektprogramm
Kurzinterview mit Prof. Dr. Hannes Utikal, Vize-Präsident der Provadis Hochschule
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes der Provadis Hochschule mit dem VCI findet am 15. Mai 2014 eine Auftaktveranstaltung zum Thema „(Wie) führt die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks zu einer besseren Wettbewerbsposition?" im Industriepark Frankfurt-Höchst statt. Im Anschluss an diese Auftaktveranstaltung können Unternehmen der Chemieindustrie konkret bei der Ermittlung des CO2-Fußabdrucks und (Teil-)Umweltfußabdrucks unterstützt werden. CHEManager fragte bei Prof. Dr. Hannes Utikal, Vize-Präsident der Provadis-Hochschule nach, welche Vorteile Unternehmen durch die Projektteilnahme erzielen.
CHEManager: Warum haben Sie ein Bildungsprogramm zusammen mit dem VCI im Themenfeld Nachhaltigkeit aufgesetzt?
Prof. Dr. Hannes Utikal: Das Thema Nachhaltigkeit erfährt in der Chemieindustrie richtigerweise große Aufmerksamkeit. Dabei wissen wir von vielen Unternehmen, dass mit Blick auf die Vorgehensweise im Bereich der Umweltberichterstattung große Unsicherheit herrscht. Welche Regeln soll ich in welcher Situation wie anwenden? Wie nutze ich intern die Ergebnisse? Wie kommuniziere ich die Ergebnisse? Das sind relevante Fragen aus Sicht der Unternehmen. Und diesen Fragen können die Unternehmen auch nicht ausweichen; die Kunden erwarten immer mehr Transparenz.
Nun gibt es ja bereits viele Seminare zum Thema Nachhaltigkeit. Was unterscheidet Ihr Programm von anderen Angeboten?
Prof. Dr. Hannes Utikal: Der projektorientierte Ansatz! Wir wählen die individuellen Themen der Unternehmen als Ausgangspunkt; die Unternehmen definieren ihr konkretes Projekt - sei es die Ermittlung des CO2-Fußabdrucks für das gesamte Unternehmen oder für ein einzelnes Produkt, sei es die nachhaltige Optimierung von Produktionsprozessen - und wir setzen dann daran an und bieten konkrete Hilfestellungen. Dabei ist unser Ansatz nicht die eintägige Schulung, sondern die projektorientierte Begleitung im Zeitablauf.
Und wie wird das konkret organisiert?
Prof. Dr. Hannes Utikal: Gemeinsam mit professionellen, auf die Chemieindustrie spezialisierten Beratern unterstützen wir die Unternehmen konkret und handfest bei der Lösung ihrer Herausforderungen. Wir starten mit 2 Präsenztagen im Mai 2014, an denen die methodischen Grundlagen vermittelt werden und die Unternehmen ihre Themen auf den Tisch bringen. Bis Juli wird dann ein konkreter Projektplan im Unternehmen für die kommenden Monate entwickelt. Danach kann es mit der konkreten Projektarbeit im teilnehmenden Unternehmen losgehen - wobei die Berater bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite stehen. Am Ende der 18 Monate werden die Ergebnisse und Schlussfolgerungen gemeinsam diskutiert, sofern die Unternehmen mit der Präsentation im kleinen Rahmen einverstanden sind. Daran anschließend werden während der Abschlussveranstaltung auch mögliche Maßnahmen zur Reduktion des CO2- und/oder Umwelt-Fußabdrucks vorgestellt. In Summe sprechen wir also von sechs Präsenztagen plus persönlicher oder telefonischer Betreuung bei Bedarf.
Warum fördert die EU ein solches Projekt?
Prof. Dr. Hannes Utikal: Das Projekt wird durch die europäische Forschungs- und Bildungsinitiative Climate-KIC, Europas größte öffentlich-private Partnerschaft im Bereich Klimawandel, ermöglicht. Das Ziel dieser Initiative ist es, Innovationen im Umgang mit dem Problem des Klimawandels hervorzubringen und Veränderungsprozesse zu unterstützen. Ein Steering Committee mit Vertretern aus Wissenschaft, Unternehmen, dem VCI, dem CDP sowie der Politik begleitet die Projektarbeit und vernetzt sie mit bestehenden nationalen und internationalen Initiativen. Dabei geht es in erster Linie darum, dass die teilnehmenden Chemieunternehmen aus dem Projekt ihren konkreten Nutzen ziehen.
Was ist nun der Nutzen für Unternehmen?
Prof. Dr. Hannes Utikal: Teilnehmende Unternehmen werden bei ihren individuellen Herausforderungen im Bereich Umweltberichterstattung sowie Produkt- und Prozessoptimierung durch professionelle Berater langfristig unterstützt. Sie werden gleichzeitig Teil einer internationalen Wissens-Community und können sich so mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit konkret positionieren.