Anlagenbau & Prozesstechnik

Klassische Pumpenlösung für neuen Prozess

Schwefelsäureherstellung mit Wärmeauskopplung

30.08.2019 -

Mit der Abwärme, die bei der Herstellung von Schwefelsäure entsteht, versorgt Aurubis die östliche HafenCity mit CO2-freier Wärme. Die Pumpen liefert ITT Rheinhütte Pumpen.

Nicht erst die Elbphilharmonie hat das Projekt HafenCity Hamburg bekannt gemacht. Auf einer Fläche von 157 ha entwickelt die Hanse­stadt Hamburg in Europas größtem Projekt zur Stadtentwicklung bis 2029 neuen, urbanen Lebens- und Arbeitsraum für rund 14.000 Einwohner und 45.000 Beschäftigte.
Eine direkte Nachbarin der Hafencity ist zumindest in Fachkreisen weltbekannt und leistet einen ungewöhnlichen Beitrag zur Umsetzung des ökologischen Konzepts der HafenCity. Aurubis ist ein weltweit führender Anbieter von Nichteisenmetallen und der weltweit größte Kupferrecycler. Das Unternehmen verarbeitet komplexe Metallkonzentrate, Altmetalle und metallhaltige Recyclingstoffe zu Metallen mit höchster Qualität.
Gehören Industriebetriebe sonst nicht zu den populärsten Nachbarn eines Wohnquartiers, bietet Aurubis den (künftigen) Anwohnern und Beschäftigten der HafenCity einen sehr geschätzten Nutzen. In einer Kontaktanlage setzt sie Schwefeldioxid, das bei der Kupferraffination als Nebenprodukt gewonnen wird, exotherm zu Schwefelsäure um. Die dabei entstehende Wärme ist nahezu CO2-neutral und wird zu einem großen Teil als Fernwärme der HafenCity Ost zur Verfügung gestellt. Durch die Nutzung der Industriewärme werden – so lautet das Ziel für 2029 – im Endausbau rund 4.500 t CO2 pro Jahr eingespart. Zusammen mit der internen Nutzung bei Aurubis sowie der weiteren externen Nutzung werden sogar bis zu 20.000 t CO2 jährlich eingespart.
Um die Wärme auskoppeln zu können, muss die Schwefelsäureherstellung auf einem höheren Temperaturniveau als bisher ablaufen. Dafür wurde ein Teil der Kontaktanlage extra umgebaut. Hier erfolgt die Förderung der heißen Schwefelsäure durch Schwefelsäurepumpen von Rheinhütte Pumpen aus Wiesbaden.
Das Unternehmen ist ein weltweit gefragter Pumpenspezialist, dessen Produkte – insbesondere durch Material- und Kon­struktionsvielfalt – im internationalen Wettbewerb eine führende Rolle einnehmen.

Entscheidend: Die Wahl des Werkstoffs
Hochkonzentrierte Schwefelsäure (> 90 % H2SO4) stellt zunächst einmal keinen besonderen Anspruch an die eingesetzten Werkstoffe. Konventionelle Chrom-Nickel-Edelstähle bilden eine feste Passivschicht auf der Oberfläche, die vor weiterer Korrosion schützt. Durch den Einfluss von Temperatur und Strömungserosion wird die Passivschicht jedoch angegriffen und abgetragen. Ist die Abtragsrate größer als die der Neubildung, entsteht ein Materialverlust, sprich Korrosion.
Deshalb muss hier – bei der Förderung von hochkonzentrierter Schwefelsäure mit Temperaturen bis 125 °C – ein spezieller Werkstoff zum Einsatz kommen. Für diese und andere Anwendungen hat Rheinhütte die Chemienormpumpen der Baureihe RN aus einem speziellen, säurefesten, ferritischen Stahlguss (1.4136S) im Programm. Dieses Material bildet auf Grund seines hohen Chromanteils in der Legierung (etwa 30 % Cr) eine stabile, harte Chromoxid-Schutzschicht aus, die bei Temperaturen bis zu 140 °C zuverlässig die Korrosion der benetzten Oberflächen verhindert.
Darüber hinaus eignen sich auch hoch siliziumlegierte Gusswerkstoffe für die Förderung von Schwefelsäure. Hier bildet ein hoher Siliziumgehalt im Gefüge eine Passivschicht aus Siliziumoxid aus, die das Pumpenmaterial vor Korrosion schützt. In diesem Fall entschieden sich die Experten von Rheinhütte jedoch aus wirtschaftlichen Gründen für die stark chromhaltige Legierung.

Abdichtung: Traditionell, aber sehr ­betriebssicher
Gerade bei korrosiven Medien ist die Abdichtung der rotierenden Pumpenwelle ein wichtiges Thema. Aktueller Stand der Technik sind Gleitringdichtungen oder Magnetkupplungen, die in den Schwefelsäurepumpen von Rheinhütte in verschiedene Ausführungen anwendungsbezogen eingesetzt werden.
Die Verantwortlichen bei Aurubis haben sich – in Absprache mit und auf Empfehlung von Rheinhütte – für ein traditionelles, aber auch sehr betriebssicheres Abdichtungssystem entschieden: eine hydrodynamische Wellenabdichtung. Sie arbeitet berührungsfrei und ohne Verschleißteile, erfordert keinerlei Wartung und eignet sich besonders für Dauerbetrieb, wie er in der Schwefelsäureanlage gegeben ist. Mit Hilfe von Laufrad-Rückschaufeln und nachgeschaltetem Entlastungsrad wird der Wellendurchtritt hydrodynamisch vollkommen vom Pumpen- und Zulaufdruck entlastet. Das Medium wird von der Wellendurchführung ferngehalten, und die Pumpe ist während des Betriebs ohne Peripherieanlagen und ohne Verschleiß tropffrei dicht.
Diese Technologie hat Rheinhütte schon 1925 auf der Achema in Frankfurt vorgestellt; sie ist noch heute eine klassische Lösung für das Fördern von heißer Schwefelsäure.

Wirkungsgrad: Entscheidend für die ­Lebenszykluskosten
Über den Lebenszyklus einer Pumpe betrachtet machen die Energiekosten den weitaus größten Kostenanteil aus. Das gilt insbesondere für Pumpen, die im kontinuierlichen Betrieb laufen. Auch kleinere Wirkungsgradvorteile bewirken in einem langen Zeitraum erhebliche Energieeinsparungen. Hier kann die Pumpenbaureihe RN gegenüber anderen Fabrikaten punkten. Insbesondere in einem Projekt, das eine möglichst klimaneutrale Wärmeversorgung und somit eine Reduzierung von CO2-Emissionen zum Ziel hat, ist der Wirkungsgrad ein wichtiger Faktor für die Auswahl der Pumpen.

Kontakt

ITT RHEINHÜTTE Pumpen GmbH

Rheingaustr. 96-98
65203 Wiesbaden
Deutschland

+49 611 604 0