Eckart wächst profitabel unter dem Dach von Altana
12.09.2011 -
Eckart wächst profitabel unter dem Dach von Altana. Im Jahr 2005 übernahm der Altana-Konzern das traditionsreiche Familienunternehmen Eckart mit Sitz in Güntersthal bei Nürnberg. Heute ist der Pigmenthersteller mit einem Umsatz von 363 Mio. € neben Byk, Elantas und Actega eine von vier wichtigen Säulen des Spezialchemiekonzerns, der durch die Übernahme seine Abhängigkeit vom Markt für Additive deutlich reduzierte. Das Portfolio von Eckart umfasst Produkte für vielfältige Anwendungen in unterschiedlichen Branchen. Größte Abnehmer sind die Lack- und Druckfarbenindustrie sowie die grafische Industrie. Dr. Andrea Gruß sprach mit Dr. Christoph Schlünken, Geschäftsbereichsleiter von Eckart Effect Pigments, über die Wachstumsstrategie des Marktführers für Effektpigmente.
CHEManager: Wodurch zeichnet sich das Pigmentgeschäft von Eckart aus?
Dr. C. Schlünken: Eckart verfügt über ein Netz an Produktionsstätten und Entwicklungslaboren in allen wichtigen Märkten und bietet seinen Kunden ein breites Portfolio. Viele unserer Wettbewerber sind entweder auf Metall- oder auf Perlglanzpigmente spezialisiert. Wir decken hingegen das gesamte Spektrum an Effektpigmenten ab und sind führender Lieferant in Bezug auf Marktanteil, Technologie und Service.
Die Eckart-Produktpalette an Metallpigmenten reicht von Metallgrieß über Aluminium-, Zink- und Goldbronzepigmente bis hin zu beschichteten PVDAluminiumpigmenten mit hervorragenden optischen Eigenschaften. Unser besonderes Know-how bei der Beschichtung von Metallpigmenten haben wir auch auf den Bereich von Perlglanzpigmenten und anderen Substraten übertragen können. Das differenziert uns ganz klar von unseren Wettbewerbern.
Hinzu kommt unsere Technologieführerschaft. In unseren Anlagen steckt ein hohes Know-how. Wir betreiben unser eigenes Engineering und entwickeln unsere eigenen Produktionstechnologien. Dies ermöglicht es, Ideen schnell in neue Produkte umzusetzen.
Inwieweit profitiert Eckart von der Integration in den Spezialchemiekonzern Altana?
Dr. C. Schlünken: Wir arbeiten heute z. B. bei der Entwicklung von Lacksystemen für Kunden eng mit dem Additiv-Geschäftsbereich Byk zusammen. Auch in der Produktion von Pigmenten setzen wir die Additive von Byk ein und erzielen so bessere Effekte. Und es sind letztlich die Effekte und nicht das Chemieprodukt, für die unsere Kunden zahlen. Denn deren Kaffeemaschinen oder Autos gewinnen durch eine effektvolle Lackierung deutlich an Wert.
Neben einer gemeinsamen technologischen Entwicklung über die Geschäftsbereiche hinweg, gibt es natürlich Synergien bei Marketing und Vertrieb. Wir profitieren von einem breiteren Marktzugang im Konzern, umgekehrt brachte Eckart die Kosmetik- und Bauindustrie als neue Abnehmermärkte in das Unternehmen ein.
Ingesamt wurden bereits Synergien im Einkauf, Marketing und Vertrieb sowie in Forschung und Entwicklung von ca. 15 Mio. € jährlich realisiert.
Das Effektpigmentgeschäft ist ein starker Eckpfeiler des Altana-Portfolio und trug ab dem ersten Tag der Akquisition zur Wertschaffung bei. Seit der Übernahme im Jahr 2005 ist unser Jahresumsatz um 21 % auf 363 Mio. € im Jahr 2007 gewachsen. Die EBITDA-Marge stieg von 17,3 % im Jahr 2005 auf 23,5 % in den ersten neun Monaten 2008.
Worin begründet sich dieses Wachstum?
Dr. C. Schlünken: Ein Wachstumstreiber waren sicherlich die gestiegenen Rohstoffkosten. Wir hatten in den Jahren 2005 bis 2007 einen Metallkostenanstieg von 25 %, den wir durch Preiserhöhungen an den Markt weitergeben mussten. Hinzu kommt aber auch – gerade im ersten Halbjahr 2008 – ein deutliches Mengenwachstum und ein verbessertes Portfolio. So ist beispielsweise der Anteil an höherwertigen Pigmenten für wasserbasierte Systeme gestiegen und trägt maßgeblich zum Wachstum bei. Für diese Produkte sehen wir insbesondere in den Märkten Amerika und Asien noch ein hohes Wachstumspotential. In Asien erzielen wir derzeit 22 % unseres Umsatzes; mittelfristig soll dieser Anteil auf 25 bis 30 % steigen.
Wie wollen Sie diesen Markt weiter erschließen?
Dr. C. Schlünken: In China haben wir Ende Oktober unsere erste Produktionsstätte in Zhuhai, in der Provinz Guangdong, in Betrieb genommen. An diesem Standort wollen wir künftig auf einer Produktionsfläche von 33.000 m2 bis zu 5.500 t an metallischen Druckfarben und Aluminiumpigmenten für Beschichtungen herstellen. Die Investition sichert neben der umfassenden Infrastruktur mit Produktionshallen, Labors und Vertriebseinheiten auch den Transfer technologischer Standards. Mit dem Equipment und der Ausstattung in Zhuai haben wir bereits an Produktionsstätten in Deutschland und Italien gearbeitet.
Wie schützen Sie sich als Technologieführer vor dem Abfluss von Know-how in China?
Dr. C. Schlünken: Wir produzieren z. B. keine beschichteten Systeme oder beschichteten Pigmente in China. Dieses Know-how halten wir hier in Deutschland. Die Produkte werden vom Standort Güntersthal exportiert. In China konzentrieren wir uns eher auf den Bereich medium quality für Industrieanwendungen.
Grundsätzlich bewerte ich jedoch das Risiko für uns als Technologieführer, nicht nach China zu gehen, als deutlich höher, als dort in eine eigene Produktion zu investieren. Denn die vielen chinesischen Coatingoder Lackfirmen bieten ein hohes Marktpotential, das nur lokal erschlossen werden kann.
Wie sichern Sie sich als Hersteller von Metallpigmenten gegen die starken Schwankungen der Metallpreise ab?
Dr. C. Schlünken: Da etwa 75 % unserer Rohstoffkosten auf Metalle fallen, sind wir hier natürlich Experten. Zurzeit ist die Volatilität bei Kupfer extrem hoch. Hier decken wir uns lediglich für ein Quartal ein und fangen die schwankenden Preise über Metallzuschläge ab, die wir in der Regel vierteljährlich für unsere Kunden anpassen.
Die Preise für Aluminium gehen derzeit, bedingt durch die Finanzkrise, zurück. Insgesamt ist hier die Volatilität nicht so hoch wie bei Kupfer. Deshalb versuchen wir bei Aluminium längerfristige Schwankungen durch Hedging auszugleichen und kaufen einen gewissen Vorrat für das nächste Jahr ein.
Welche Rolle spielen Akquisitionen für das Wachstum von Eckart?
Dr. C. Schlünken: Unser Ziel ist es, 2 % stärker zu wachsen als der Markt, der nach unserer Einschätzung im mehrjährigen Mittel 4 % zulegt. Zum einen soll dies durch die verstärkte Erschließung der Region Asien gelingen, zum anderen spielt natürlich das Wachstum durch Innovationen und Akquisitionen eine wichtige Rolle. Unsere letzten beiden Akquisitionen im Oktober 2008 und August 2007 – die Übernahmen des Kupfer-, Bronze- und Edelstahlpigmentherstellers United States Bronze Powder (USBD) in den USA und des britischen Bronze- und Aluminiumpigment- Produzenten Wolstenholme – waren getrieben durch die Konsolidierung des Marktes.
Demnach haben Sie vor allem Marktanteile gekauft?
Dr. C. Schlünken: Richtig, wir haben ein Asset Deal gemacht, eine sogenannte arrondierende Akquisition. Das heißt, wir haben die Kundenlisten, die Technologien, die Markennamen übernommen, aber keine Mitarbeiter oder Produktionsanlagen. Die Produktion integrieren wir in unsere bestehenden Standorte. Auf diese Weise können wir ein Geschäft, das evtl. stand alone nicht profitabel war, profitabel gestalten. Wir übernehmen das Geschäft im Wesentlichen ohne Fixkosten. Bei USBP kam als Nebeneffekt hinzu, dass wir eine neue Technologie, die Edelstahlpigmente, übernommen haben – ein kleines, aber interessantes Geschäft, das sich noch ausbauen lässt. Haupteigenschaften der Edelstahlpigmente sind ihre gute UV- und Korrosions- Stabilität. Sie haben aber auch gewisse dekorative Effekte, z. B. einen sehr schönen Gelbton, der in der Architektur eingesetzt wird.
Welche weiteren Produkte oder Technologien würden das Portfolio von Eckart ergänzen?
Dr. C. Schlünken: Das sind sicherlich neue, künstliche Substrate, die als Basis zur Herstellung von Effektpigmenten dienen. Auch der Ausbau des Perlglanzpigment- Geschäfts ist interessant. Aber wir schauen uns auch breiter nach neuen Pigmentklassen um, die zu uns passen. Darüber hinaus wollen wir unser Geschäft mit Pigmenten für funktionale Anwendungen ausbauen. Dabei setzen wir nicht allein auf Akquisitionen, sondern investieren jährlich 6 % unsers Umsatzes in Forschung und Entwicklung, um umweltfreundlichere Anwendungen und Produkte mit neuen, attraktiven Effekten und funktionalen Eigenschaften zu entwickeln.