Anlagenbau & Prozesstechnik

Artenvielfalt

18.05.2013 -

Artenvielfalt – Ressource für die Wirtschaft In Deutschland gibt es rund 48.000 Tierarten und 28.000 Pflanzenarten; weltweit sind des rund 1,8 Mio. Spezies. Weitere 15 Mio. sind noch zu entdecken, schätzen Experten.

Das klingt beeindruckend, allerdings nimmt der Artenreichtum derzeit mit einem Faktor 100 bis 1000 schneller ab, als die Forschung entdecken kann. Die biologische Vielfalt (Biodiversität) ist in Gefahr.

Artenschutz war daher der Fokus der 9. UN-Naturschutzkonferenz zur Biodiversitätskonvention vom 19. bis 30. Mai 2008 in Bonn, an der rund 6000 Vertreter aus 157 Nationen teilnahmen.

Biodiversität bildet nicht nur die Basis für die Evolution, sondern ist zugleich Quelle für viele technologische Innovationen in der Chemie- und Pharmaindustrie, z. B. Enzyme für Waschmittel oder biotechnologische Produktionsverfahren, pflanzliche Wirkstoffe für Pharmaka bis hin zu technischen Innovationen, z. B. selbstreinigenden Oberflächen, die auf einem Vorbild aus der Natur basieren.

Dieses Naturkapital muss geschützt werden. Gleichzeitig gilt es eine weltweite Einigung über den Zugang zu genetischen Ressourcen und den gerechten Ausgleich von Vorteilen und aus ihrer Nutzung zu finden.

Dies fordert auch der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA): „Unsere Mitgliedsunternehmen müssen Hunderte Millionen Dollar aufwenden, um aus Substanzen natürlichen Ursprungs sichere, wirksame und zugelassene Arzneimitteln zu machen. Ehe Unternehmen bereit sind, in eine solche mit hohem wirtschaftlichen Risiko behaftete Entwicklung zu investieren, müssen die Eigentumsrechte bei den betreffenden Ressourcen vollständig geklärt sein", sagt Cornelia Yzer Haupgeschäftsführerin des VFA und appellierte an die Regierungen der Länder, die über genetische Ressourcen verfügen, transparente und praktikable Verfahren zur Feststellung der Eigentumsrechte zu implementieren.

 


Studie zum ökonomischen Wert der Biodiversität

Ungefähr die Hälfte aller synthetischen Medikamente hat ihren Ursprung in einem Naturstoff. Dazu zählen 10 der 25 meistverkauften Arzneimittel in den USA und 42 % der Krebsmedikamente.

Der Umsatz mit Medikamenten, die mit genetischen Ressourcen hergestellt werden, betrug 1997 in den USA zwischen 75 und 150 Mrd. US-$, so die Ergebnisse der am 29. Mai vorgestellten Studie „The Economics of Ecosystems and Biodiversity", die vom Bundesministerium für Umwelt und der Europäischen Union in Auftrag gegeben wurde.

Pavan Sukhdev, Chef des Londoner „Global Market Centre" der Deutschen Bank und Autor der Studie, schätzt allein die Kosten des Waldverlusts auf 6 % des weltweiten Bruttosozialprodukts - das entspricht 2000 Mrd. €.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Zerstörung der weltweiten Ökosysteme jährlich 50.000 Mrd. US-$ kostet, und darin seien Schäden an Arktis und Antarktis noch nicht enthalten.

In einer zweiten Phase der Studie wird untersucht werden, wie sich ökonomische Modelle und Politik optimieren lassen, um die Wertleistungen der Natur in transparenter und ausgewogener Form sicherzustellen.

Hier gibt es u.a. bereits Ansätze in Costa Rica (International Payments for Ecosystem Services), in den USA (Habitat Banking) und Uganda (Aufteilung der Einnahmen aus Schutzgebieten).

Ziel ist es, ein globales Instrumentarium zu schaffen, das Handlungen und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität ökonomisch bewertet.

 


34 Unternehmen verpflichten sich zum Artenschutz

Die Auswirkungen der biologischen Vielfalt auf die eigenen Firmenaktivitäten analysieren die Mitglieder der Initiative „Business & Biodiversity". 34 Unternehmen aus Deutschland, Japan, Brasilien, Finnland und der Schweiz haben sich zu dieser Initiative zusammengeschlossen und zu freiwilligen Beiträgen zum Artenschutz verpflichtet.

Die Firmen wollen Artenschutz und umweltfreundliche Produktionsmethoden zur Chefsache machen, teilte die Initiative mit. Dazu soll eine verantwortliche Stelle bei der Unternehmensleitung eingerichtet werden, die die Auswirkungen der Firmenaktivitäten auf die biologische Vielfalt analysieren.

„Der weltweite Aufbruch zum konkreten Schutz der biologischen Vielfalt ist gelungen. In Bonn hat sich die Weltgemeinschaft auf den Weg gemacht, den anhaltenden Raubbau an der Natur zu stoppen", zog Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zum Abschluss der Vertragsstaatenkonferenz Bilanz.

Als „Durchbruch" bezeichnete Gabriel die Einigung gegen Biopiraterie sowie auf Verhandlungen über ein Reglement über den Zugang zu genetischen Ressourcen und die gerechte Aufteilung des Nutzens (Access and Benefit Sharing, ABS).

Das „Bonner Mandat" sieht einen straffen Fahrplan für die nächsten zwei Jahre vor, um bei der 10. Vertragsstaatenkonferenz in Japan ein sogenanntes „Internationales ABS-Regime" beschließen zu können.

 

Andrea Gruß