33. ProcessNet Jahrestagung mit Dechema-Jahrestagung der Biotechnologen
Glanz- und Höhepunkte in Aachen
Im wahrsten Sinne hoch hinaus ging es bei der diesjährigen 33. ProcessNet Jahrestagung, die gemeinsam mit der Dechema-Jahrestagung der Biotechnologen vom 10.–14. September in Aachen stattfand. Knapp 1.000 Teilnehmer aus Forschung, Entwicklung und Industrie informierten sich in 34 Keynote- und Tandemvorträgen sowie 304 wissenschaftlichen Vorträgen und einer Posterausstellung rund um das Generalthema „Forschung und Produktion in einer digitalen Welt“. Dieses wurde auch in den vier Plenarvorträgen von Martin Stratmann, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Christian Bruch, Mitglied des Linde-Vorstandes, Norbert Kockmann, TU Dortmund und Ralf Möller vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland thematisiert.
Der Materialwissenschaftler und Werkstofftechniker Dr. Matthias Maurer von der European Space Agency (ESA) in Köln erläuterte in seinem Festvortrag am ersten Abend die Möglichkeiten und Erfolge der aktuellen Weltraum- und ISS-Forschung. Maurer, der seit April dieses Jahres als zweiter Deutscher neben Alexander Gerst und als einer von nur 10 Europäern die offizielle Berufsbezeichnung „Astronaut“ führt, wies explizit darauf hin, dass die Weltraumforschung längst nicht mehr nur Grundlagenforschung betreibe sondern auch kommerziell verwertbare Projekte einwerbe.
Nach den Sternen greifen auch die Wissenschaftler, die mit Ihren viel versprechenden Arbeiten auf sich aufmerksam machen und mit Preisen geehrt werden.
Studentenpreise
Mit Studentenpreisen würdigte die Dechema hervorragende fachliche Leistungen bei gleichzeitig kurzer Studiendauer. Die folgenden Absolventen, die ihren Studiengang in diesem Jahr mit einem Masterabschluss beeendet haben, wurden in Aachen ausgezeichnet:
Im Fachgebiet Biotechnologie wurden Christoph Grün, KIT – Karlsruhe Institute of Technology, Patrick Opdensteinen, RWTH Aachen, und Tobias Steinwedel, Universität Hannover geehrt. Christoph Grün beschäftigte sich in seiner Masterarbeit mit der Optimierung und Charakterisierung des vasQchip als Grundlage für ein Liver-on-a-Chip-Modell. Patrick Opdensteinen optimierte Prozesse zur Herstellung der Komponenten des Zmapp Anti-Ebola Antikörper-Cocktails in glycoengineerten Pichia pastoris Expressionsklonen. Tobias Steinwedel evaluierte einen neuen In-situ-Fluoreszenzsensor für die Überwachung von Bioprozessen.
Im Fachgebiet Technische Chemie /Chemieingenieurwesen gingen die Studentenpreise an Fengmin Du, Technische Universität München, Anne Streb, KIT – Karlsruhe Institute of Technology, Anna Kann, RWTH Aachen, und Johanna Vondran, Technische Universität Dortmund. Fengmin Du untersuchte in seiner Arbeit die Zweiphasenströmung in Flowfieldkanälen von automotiven PEM-Brennstoffzellen mit Hilfe von CFD-Tools. Anne Streb erarbeitete in ihrer Masterarbeit ein Modell zur Auslegung eines technischen Wabenreaktors. Anna Kann erforschte feste, molekulare Katalysatoren zur Hydrierung von Kohlendioxid zu Ameisensäure. Johanna Vondran beschäftigte sich in ihrer Arbeit mit der Palladium-katalysierten Amidotelomerisation von 1,3-Butadien mit sekundären Aminen zu linear ungesättigten Pelargonsäureamiden.
Arnold-Eucken-Preis
Bereits weit gebracht hat es der Akademische Oberrat am Lehrstuhl für Thermodynamik der Fakultät Bio- und Chemieingenieurswesen an der TU Dortmund, PD Dr.-Ing. Christoph Held (s. im Profil; CITplus 9/2018, S. 22). Er wird als einer der fähigsten Nachwuchswissenschaftler gehandelt und seine Arbeiten zur Biothermodynamik könnten ihn zu Höherem berufen. Nach Ansicht der Jury, die ihm den Arnold-Eucken-Preis der VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC) zuerkannte, setzt insbesondere seine experimentelle Ermittlung neuer Standarddaten biochemischer Reaktionen Maßstäbe.
VDI-Ehrenmedaille
Um zu Höhenflügen aufbrechen zu können, muss zuallererst ein festes Wissensfundament existieren. Ein solches wird im VDI-Wärmeatlas zementiert, dem Standardwerk eines jeden Verfahrensingenieurs. Prof. Dr.-Ing. Peter Stephan, Institutsleiter für Technische Thermodynamik an die TU Darmstadt, treibe seit über einem Jahrzehnt – und bereits in zweiter Generation nach seinem Vater Prof. Karl Stephan – die seit 55 Jahren bewährte Tradition voran, neue und gesicherte Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wärmeübertragung und der Stoffdatenthermodynamik in dieses Werk zu integrieren. Dafür im Besonderen und für seine Arbeiten und Erfolge auf dem Gebiet der Wärme- und Stoffübertragung ganz allgemein zeichnete ihn nun die VDI-GVC mit der goldenen VDI-Ehrenmedaille aus.
ProcessNet-Medaillen
Der Vorsitzende der Dechema, Prof. Dr. Hirth (l.), Vizepräsident für Innovation und Internationales am KIT Karlsruhe, ehrte Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arlt, Universität Erlangen-Nürnberg mit der Emil Kirschbaum-Medaille.
Sicherlich einen Höhepunkt im Leben eines Verfahrenstechnikers stell die Verleihung einer ProcessNet-Medaille für das Lebenswerk dar. In Aachen konnten diese Auszeichnungen die beiden „Wolfgangs“ von der Universität Erlangen-Nürnberg entgegennehmen. So erhielt Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Arlt die Emil Kirschbaum-Medaille für seine wegweisenden Entwicklungen in der Fluidverfahrenstechnik, die den Grundstein für zahlreiche Innovationen in Prozessen der chemischen und petrochemischen Industrie bilden.
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Peukert (l.), Universität Erlangen-Nürnberg, erhielt von Prof. Dr. Thomas Hirth Urkunde und Hans Rumpf-Medaille 2018 überreicht.
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Peukert wurde mit der Hans Rumpf-Medaille 2018 ausgezeichnet für seine zukunftsweisenden Arbeiten im Bereich der Partikeltechnik, durch die sich die mechanische Verfahrenstechnik von der grundlegenden Erforschung einzelner Prozesse in Richtung der Betrachtung von Prozess-Struktur-Eigenschafts-Beziehungen und damit der Gestaltung von Produkten weiterentwickelt hat.
Der dreizehnte ChemCar-Wettbewerb war wieder ein Highlight der Jahrestagungen. Mehr dazu in einer der kommenden Ausgaben von CITplus und bei bit.ly/chemistryviews_digital_world. www.processnet.org