Fachliche Heimat für Betriebsingenieure
Neue Struktur der VDI-GVC bietet Mehrwert für die mehr als 15.000 VDI-Mitglieder
CITplus - Seit dem 15. Oktober hat die VDI-Gesellschaft für Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC) ein neues Gesicht und eine neue Struktur bekommen. Zukünftig besteht die VDI-GVC aus drei Fachbereichen: GVC 01 „Verfahrenstechnische Prozesse", GVC 02 „Verfahrenstechnische Anlagen" und GVC 03 „Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen". Letztere soll den Betriebsingenieuren eine fachliche Heimat bieten.
In den Fachbereichen GVC 01 „Verfahrenstechnische Prozesse" und GVC 02 „Verfahrenstechnische Anlagen" werden die überwiegend wissenschaftlich geprägten Themen von ProcessNet - der gemeinsamen Initiative mit Dechema - gebündelt. Der neugegründete Fachbereich GVC 03 „Betrieb verfahrenstechnischer Anlagen" trägt der Hauptaktivität der VDI-GVC, d. h. der Betreuung der Betriebsingenieure, Rechnung und gibt dieser Berufsgruppe eine fachliche Heimat. Hier werden aktuelle, praxisorientierte Themen aus dem betrieblichen Umfeld behandelt, die zur Gewährleistung einer sicheren und störungsfreien Produktion in der chemischen Industrie erforderlich sind. Die Betriebsingenieure haben in dem neuen Fachbereich, den Regionalgruppen und auf den Jahrestreffen nun die Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen sowie den regionalen und überregionalen Informationsaustausch für die eigene Praxis zu nutzen.
Themen aus dem betrieblichen Umfeld
Die Unterstützung der Betriebsingenieure ist eine zentrale Aufgabe der VDI-GVC. Die Informationsplattform für Betriebsingenieure hat sich dabei als tatkräftige Interessenvertretung und wichtige Fortbildungsinitiative in den fünf Regionalgruppen Bayerisches Chemiedreieck, Mitteldeutschland, Rhein-Ruhr, Rhein-Main-Neckar, Westfalen etabliert. Hier und auf den Jahrestreffen werden aktuelle Themen aus dem betrieblichen Umfeld diskutiert, Netzwerke geknüpft sowie der regionale und überregionale Informationsaustausch für die eigene Praxis genutzt.
„Wir sind gespannt, wie die VDI-Mitglieder diesen Mehrwert nutzen. Durch die zusätzlich geschaffene Zuordnungsmöglichkeit außerhalb der VDI-GVC können die bisherigen Leistungen zukünftig z. B. durch kostenlose Messekarten zur Biotechnica oder zu anderen Fachmessen der VDI-Gesellschaften erweitert werden. Im nächsten Jahr werden wir eine Mitglieder-Befragung durchführen, um die Zufriedenheit unserer Kunden sowie deren Bedürfnisse zu erfragen und angemessen reagieren zu können.", betont Frau Dr. Ljuba Woppowa, GVC-Geschäftsführerin und Initiatorin der GVC-Umstrukturierung.
Jahrestreffen der Betriebsingenieure
Das 4. Jahrestreffen der Betriebsingenieure findet am 22. November 2013 im Mainhaus Stadthotel Frankfurt im Kolpingsaal statt.
Online-Anmeldung:
www.vdi.de/gvc/bing2013
Weitere Informationen und
die Termine aller Regionalgruppen:
www.vdi.de/gvc/bi
Regionalgruppe Rhein-Ruhr
Das nächste Treffen der Regionalgruppe Rhein-Ruhr findet im Dezember 2013 bei der Bayer AG in Leverkusen statt.
Betriebsingenieure sind Garanten für reibungslose Arbeitsabläufe in ihren Betrieben und damit für die chemische Industrie und den Produktionsstandort Deutschland von großer Bedeutung. Zu ihren Verantwortungsbereichen gehören u.a. Anlagenverfügbarkeit, Instandhaltung sowie Prozess- und Anlagensicherheit. In dieser Reihe beschreiben wir in lockerer Folge Themen des betrieblichen Alltags und berichten über die regelmäßigen Treffen der Regionalgruppen der Informationsplattform für Betriebsingenieure in der VDI-Gesellschaft Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen (VDI-GVC).
Elektromotoren: Die chemische Industrie rüstet um - auch im Sinne des Umweltschutzes
Beim Treffen der Regionalgruppe Rhein-Ruhr am 27.09.2013 stand der Einsatz energieeffizienter Elektromotoren im Vordergrund. Christoph Lammertz von Lanxess, Leverkusen, berichtete, dass in der deutschen Industrie ca. 35 Mio. Motoren im Einsatz sind. Laut ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e. V.) können durch den Austausch mit Motoren der Energieklasse (International Efficiency) IE2 mit Frequenzumrichter oder IE3 bis zu 38 TW/a eingespart werden. Bei einem Energiepreis von 10 Ct/kWh sind dies Energiekosten von über 3,8 Mrd. €/a.
Europäische Gesetzgebung stellt Weichen
Mit der Verordnung 640/EG/2009 vom 22. Juli 2009 zur Durchführung der EUP-Richtlinie hat die europäische Kommission neue Anforderungen für Niederspannungsdrehstrommotoren erhoben und die Weichen für die Marktumstellung auf Energiesparmotoren gestellt. Die Umstellung erfolgt in drei Stufen:
- Stufe 1: Seit 16.06.2011 ist der Mindestwirkungsgrad IE2 im europäischen Wirtschaftsraum verpflichtend. Seitdem dürfen Hersteller nur noch hocheffiziente Niederspannungs-Asynchronmotoren zwischen 0,75 und 375 kW ausliefern
- Stufe 2: Ab Januar 2015 wird der Mindestwirkungsgrad IE3 (Premium-Motoren) für Leistungen zwischen 7,5 kW und 375 kW verbindlich. Alternativ kann ein IE2-Motor mit einem Frequenzumrichter eingesetzt werden.
- Stufe 3: Zum 01.01.2017 wird der Leistungsbereich auf 0,75 kW bis 375 kW erweitert. Optional besteht die Möglichkeit einen IE2-Motor mit Umrichter einzusetzen.
Anforderungen und Potenziale für die chemische Industrie
Explosionsgefahr, aggressive Atmosphäre und extreme Temperaturen kennzeichnen die Umgebungsbedingungen in der Chemie und Petrochemie, sodass Motoren für diese Einsatzgebiete zwar (noch) nicht den genannten Anforderungen genügen müssen. Viele Hersteller bieten vorausschauend auch bereits für diese erhöhten Anforderungen explosionsgeschützte Motoren an. Premium-effiziente Motoren haben einen bis zu zehn Prozent höheren Wirkungsgrad als Standardmotoren. Daraus ergeben sich ein enormes Energiesparpotenzial sowie niedrigere Betriebskosten auch für den explosionsgeschützten Bereich der Industrie.
Lanxess und sein Motorenpool-Dienstleister Tectrion verfolgen daher seit Anfang 2013 das Ziel, die Energiekosten für die über 10.000 Niederspannungsmotoren in den deutschen Produktionsbetrieben durch den Einsatz von effizienteren Motoren zu reduzieren. Der Wirkungsgrad für einen durchschnittlichen Motor mit 10 KW mit IE3 liegt 1,8 %. höher als bei IE2. Da IE3-Motoren ca. 10 % teurer als IE2-Motoren sind und die Amortisationszeit bei den aktuellen Energiepreisen bei ca. 1,2 Jahre liegt (bei 6.000 h/a), hat sich Lanxess entschieden, beim Neukauf eines Motors sofort auf IE3-Motoren umzurüsten. Dies gilt insbesondere für alle neugebauten Betrieben.
Untersuchungen von Lanxess haben ergeben, dass die Energiekosten zu über 95 % fast identisch mit den Lebenszykluskosten eines Motors sind. Ein Austausch funktionierender Motoren gegen IE2/IE3-Modelle lohnt sich in den meisten Fällen dagegen wirtschaftlich nicht. Im Sinne des Umweltschutzes hat sich Lanxess entschieden, jede anstehende Reparatur vom zuständigen Betriebsingenieur kritisch zu hinterfragen und eine Umrüstung auf energiesparende Modelle zu fördern. Falls die Reparaturkosten 50 % des Anschaffungspreises übersteigen, wird seit April 2013 auf IE3-Motoren umgerüstet. Lanxess geht davon aus, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren die meisten Standardmotoren im Tectrion-Motorenpool IE3-Motoren sein werden. Nach der vollständigen Implementierung der IE3-Motoren werden mehrere Millionen und schätzungsweise 20.000 t CO2-Emissionen in ca. 10 Jahren eingespart.
Umrüstung technisch nicht immer möglich
Bei der Umrüstung auf IE2/IE3-Motoren ist zu beachten, dass energieeffiziente Motoren eine andere Geometrie aufweisen können. Die Energieeffizienz geht immer mit einem höheren Materialeinsatz einher, die sich in Baugrößenänderungen in Länge, Höhe und auch Achshöhe auswirken. In vielen Fällen lassen sich diese Baugrößenveränderungen ausgleichen, eine Veränderung in der Achshöhe ist jedoch nicht zu korrigieren. Auch ein größerer Anlaufstrom und Belastungen der Sicherungen müssen bei der Umrüstung auf die energieeffizienten aber schwereren Motoren berücksichtigt werden.
Hier besteht zukünftig ein wichtiger Nischenmarkt, wenn große Spezialpumpen nach ca. 30 Jahren Lebensdauer nicht mehr reparabel sind.