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Thyssenkrupp Nucera erhöht Umsatz im Geschäft mit grünem Wasserstoff kräftig

15.05.2024 - Trotz erschwerter Bedingungen auf dem Markt für grünen Wasserstoff hat Thyssenkrupp nucera den Umsatz im Bereich der Alkalischen Wasserelektrolyse (AWE) im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr 2023/2024 kräftig gesteigert. Der Anbieter weltweit führender Technologien für hocheffiziente Elektrolyse-Anlagen machte zudem deutliche Fortschritte bei der Umsetzung der Wachstumsstrategie und der Abwicklung von Kundenprojekten.

Thyssenkrupp Nucera hat die Vorarbeiten für die Inbetriebnahme der Wasserelektrolyse-Anlage von CF Industries in Louisiana, USA, erfolgreich begonnen. Das US-Unternehmen ist führend bei Stickstoffprodukten, wie z.B. Ammoniak. „Die Anlage von CF Industries ist die weltweit erste unserer hoch performanten 20-MW-Elektrolyseure, die die Herstellung von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab demnächst planmäßig aufnehmen wird. Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Geschichte des grünen Wasserstoffs bei Thyssenkrupp Nucera auf“, sagt Werner Ponikwar, CEO von Thyssenkrupp Nucera.

Im zweiten Quartal hat der Elektrolyse-Spezialist zudem den Grundstein für die Erweiterung seines Technologie-Portfolios und damit eines weiteren Wachstumsfeldes gelegt. Im März ist Nucera mit dem Fraunhofer IKTS eine strategische Partnerschaft bei der hochinnovativen Hochtemperatur-Elektrolyse (SOEC)-Technologie eingegangen. Auf einem der Kernwachstumsmärkte, Nordamerika, ist das Unternehmen ebenfalls einen großen Schritt vorangekommen. Das US-Energieministerium (DOE) hat Thyssenkrupp nucera ausgewählt, um die Massenproduktion von Wasserelektrolyse-Zellen und den Aufbau einer automatisierten Montagelinie dieser Zellen voranzubringen.

Ende April hat Nucera einen Vertrag mit einem Unternehmen aus der Grundstoffindustrie für ein Elektrolyse-Projekt in Europa mit mehr als 100 MW installierter Kapazität unterschrieben. Er ist weiterer Beweis dafür, dass im Wesentlichen Projekte aus den Bereichen Ammoniak, Stahl und Raffinerien das Wachstum von grünem Wasserstoff antreiben.

Das im Mobilitäts- und Energiesektor in Spanien führende Unternehmen Cepsa hat sich für Thyssenkrupp nucera als bevorzugten Lieferanten für eine AWE-Anlage mit einer installierten Kapazität von 300 MW zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in der Cepsa-Raffinerie im Energiepark „La Rábida“ in der südspanischen Provinz Huelva entschieden. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von bis zu 47.000 t grünen Wasserstoffs wird diese Anlage Teil des von Cepsa geplanten Großprojekts im Süden von Spanien sein, mit einer Gesamtkapazität von 2 GW Elektrolysekapazität bis 2030.

Der australische Projektentwickler ABEL Energy hatte bereits zuvor den Elektrolyse-Spezialisten als bevorzugten Lieferanten für sein 260-MW-Projekt in Australien ausgewählt. Das auf grüne Wasserstoff- und grüne Methanol-Projekte spezialisierte Unternehmen will die fossilen Kohlenstoffemissionen in der maritimen Wirtschaft reduzieren.

Den positiven Entwicklungen auf der Auftragsseite standen im Berichtszeitraum die Dynamik bremsende Entwicklungen entgegen. So zeigten sich immer deutlicher Verzögerungen bei der finalen Investitionsentscheidung bei vielen potenziellen Kunden. „Derzeit beobachten wir in Europa und Nordamerika eine Diskrepanz zwischen ursprünglich geplanten Projekten und finalen Investitionsentscheidungen über die notwendigen Elektrolyse-Kapazitäten. Notwendige Fortschritte auf der Regulierungsseite sind zwar erkennbar, viele Investoren warten aber die Finalisierung der Regulatorik ab. Dies verursacht eine gewisse Unsicherheit im Markt und dämpft damit die Investitionsdynamik. Investitionshemmnisse wie die Gestaltung der regulatorischen Auflagen und das Tempo bei den Förderzusagen sollten zügig abgebaut werden“, sagt Christoph Noeres, Leiter des Bereichs Green Hydrogen bei Thyssenkrupp Nucera.

Belastet haben die Auftragseingangsentwicklung neben den natürlichen Schwankungen im Projektgeschäft und der gedämpften Investitionsdynamik auch die Verschiebung der Full Notice to Proceed bei H2 Green Steel ins dritte Quartal. Bei der Full Notice to Proceed werden Lieferanten ermächtigt, mit den im Rahmen des Vertrags erforderlichen Arbeiten vollumfänglich fortzufahren. Deshalb lag der Auftragseingang von Thyssenkrupp nucera im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2023/2024 mit 75,3 Mio. EUR deutlich unter dem des entsprechenden Vorjahrsquartals (130,9 Mio. EUR).

Im AWE-Bereich verbuchte das Unternehmen Neuaufträge von 11,6 Mio. EUR nach 82,0 Mio. EUR im zweiten Quartal 2022/2023. Den Auftragseingang im Bereich Chlor-Alkali (CA) erhöhte der Elektrolyse-Spezialist sehr kräftig um knapp ein Drittel (30%) auf 63,6 Mio. EUR (Vorjahresquartal: 48,9 Mio. EUR). Insgesamt lag der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten des laufenden Berichtsjahres mit 250,8 Mio. EUR um 14,0% unter dem entsprechenden Vorjahrswert (292,1 Mio. EUR). Mit einem deutlichen Anstieg des Auftragseingangs ist jedoch in den nächsten Quartalen zu rechnen.

Der Auftragsbestand erreichte zum 31. März 2024 rund 1,2 Mrd. EUR, wovon 0,8 Mrd. EUR auf das AWE-Geschäft und 0,5 Mrd. EUR auf das CA-Geschäft entfallen.

Thyssenkrupp Nucera erhöhte den Umsatz im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um 11,1% auf 168,0 Mio. EUR (Vorjahrsquartal: 151,2 Mio. EUR). Wachstumstreiber war der Umsatz im Bereich Elektrolyse-Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff. Die zügige Projektabwicklung in Saudi-Arabien, Brasilien und Schweden ließ den Umsatz im AWE-Bereich kräftig um 59,1% auf 95,0 Mio. EUR (Vorjahrsquartal: 59,7 Mio. EUR) steigen. Im CA-Geschäft sank der Umsatz dagegen um 20,2% auf 73,0 Mio. EUR (Vorjahrsquartal: 91,5 Mio. EUR). Die Umsatzerhöhung im Neubaugeschäft konnte den Rückgang im Servicegeschäft erwartungsgemäß nicht ausgleichen; der Bereich Service war im Vorjahr sehr stark gewachsen.

Insgesamt übertraf der Umsatz im ersten Halbjahr 2023/2024 mit 376,3 Mio. EUR den des Vorjahres (306,0 Mio. EUR) um annähernd ein Viertel (23,0%). Im AWE-Geschäft stieg der Umsatz noch deutlicher um 68,6% auf ein Rekordniveau von  215,8 Mio. EUR (Vorjahreshalbjahr: 128,0 Mio. EUR). Im Wesentlichen hat den AWE-Umsatzanstieg das gute Vorankommen der NEOM-Projektabwicklung in Saudi-Arabien angetrieben. Bei dem weltweit größten Gigawatt-Elektrolyse-Projekt NEOM ist mit der Errichtung der ersten 20-MW-Module begonnen worden. Das Unigel-Projekt in Brasilien und H2 Green Steel in Schweden trugen ebenfalls zur positiven Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr bei. Im CA-Geschäft lag der Umsatz mit 160,5 Mio. EUR um 9,8% unter dem des Vorjahres (178,0 Mio. EUR).

Die für die Umsetzung der Wachstumsstrategie notwendigen organisatorischen Maßnahmen hat der Elektrolyse-Spezialist auch weiter konsequent vorangetrieben. Zum Ende des zweiten Quartals (31. März 2024) beschäftigte das Unternehmen weltweit 855 Mitarbeiter. Im Vergleich zum Vorjahr (31. März 2023) stieg die Zahl der Mitarbeiter um 261. Die Forschungs- und Entwicklungskosten verdoppelten sich annähernd im zweiten Quartal von 4,4 Mio. auf 9,2 Mio. EUR und im ersten Halbjahr von 7,6 Mio. auf 14,6 Mio. EUR.

Die mit der Strategieumsetzung höheren Aufwendungen, eine geringere Bruttomarge aufgrund eines höheren AWE-Anteils am Gesamtumsatz und Mixeffekte durch das erwartet geringere Servicegeschäft führten im zweiten Quartal 2023/2024 zu einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von –10,6 Mio. EUR (Vorjahrsquartal: 2,3 Mio. EUR). In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2023/2024 ist das EBIT des Elektrolysespezialisten erwartungsgemäß auf –11,4 Mio. EUR (Vorjahresperiode: 13,3 Mio. EUR) gefallen. Die EBIT-Marge schwächte sich im zweiten Quartal von 1,5% auf –6,3% ab. Die EBIT-Marge sank im ersten Halbjahr 2023/2024 von 4,4% auf –3,0%.

Der Anbieter von Technologien für hocheffiziente Elektrolyseanlagen verfügt weiterhin über eine starke finanzielle Nettovermögensposition zur Finanzierung seiner Wachstumspläne. Das Finanzergebnis stieg – in erster Linie durch höhere Zinserträge – im zweiten Quartal sehr kräftig von 2,7 Mio. EUR auf 6,1 Mio. EUR. Höhere Zinserträge waren auch der Haupttreiber für die Verbesserung des Finanzergebnisses auf 11,9 Mio. EUR in den ersten sechs Monaten 2023/2024 (Vorjahresperiode: 3,2 Mio. EUR).

Das niedrigere EBIT ließ das Ergebnis nach Steuern von Einkommen und Ertrag (Nettoergebnis) im zweiten Quartal auf –7,2 Mio. EUR (Vorjahresquartal: 3,6 Mio. EUR) sinken. Nach Ertragssteuern belief sich das Nettoergebnis im ersten Halbjahr auf –4,4 Mio. EUR (Vorjahresperiode: 12,1 Mio. EUR). Der den Aktionären der Thyssenkrupp Nucera zuzurechnende Gewinn je Aktie sank entsprechend auf –0,03 EUR (Vorjahresperiode: 0,12 EUR).

„Der Markt für grünen Wasserstoff hat weiterhin ein sehr hohes Wachstumspotenzial. Wir bei Thyssenkrupp Nucera sind mit unserer starken Finanzkraft und unserer hocheffizienten Elektrolyse-Technologie sehr gut aufgestellt, dieses Potenzial auszuschöpfen. Wir erwarten deshalb, dass die Auftragseingänge wieder stärker wachsen werden“, sagte Arno Pfannschmidt, CFO von Thyssenkrupp Nucera.

Die Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2023/2024 wird bestätigt. Für die Konzernumsatzprognose erfolgt zudem eine Konkretisierung innerhalb der ursprünglich kommunizierten Prognosebandbreite. Im Einklang mit dem bisher erwarteten deutlichen Umsatzanstieg im mittleren zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem abgelaufenen Geschäftsjahr (2022/2023: 652,8 Mio. EUR) rechnet Thyssenkrupp Nucera nun mit einem Umsatz im Bereich von 820 Mio. bis 900 Mio. EUR. Die erwartete Wachstumsdynamik wird im Wesentlichen durch die Abwicklung bereits vertraglich vereinbarter Projekte im AWE-Bereich vorangebracht. Insgesamt rechnet Thyssenkrupp Nucera dabei im Bereich der Alkalischen Wasserelektrolyse mit Umsätzen zwischen 500 Mio. und 550 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2023/2024 gegenüber dem Vorjahr mit 323 Mio. EUR.

Die notwendigen Anlaufkosten für die Umsetzung der Wachstumsstrategie und der Skalierung des AWE-Geschäfts zur langfristigen und nachhaltigen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der Profitabilität werden im Geschäftsjahr 2023/2024 voraussichtlich ein negatives EBIT im mittleren zweistelligen Millionen-EUR-Bereich notwendig machen.

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