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Mit Lean die Ölpreisschwankungen kompensieren

21.01.2013 -

Mit Lean die Ölpreisschwankungen kompensieren. Die hohen Ölpreise treffen die Chemieindustrie doppelt hart. Öl ist Energieträger und gleichzeitig wichtigster Rohstoff für die produzierenden Unternehmen. Lean Management liefert Unternehmen Ansatzpunkte zur ökonomischen und ökologischen Prozessoptimierung und macht damit ein Stück unabhängiger vom Öl.

95 % des Öls in der Chemieerzeugung wird in Form von Rohbenzin als Ausgangsmaterial genutzt und nur etwas mehr als 5 % werden verheizt. Vor diesem Hintergrund müssen sich Fertigungsunternehmen in der Chemieindustrie überlegen, wie sie mit ihren Ressourcen künftig nachhaltig und schonend wirtschaften. Energie- und Emissionseffizienz entwickeln sich zu immer wichtigeren Kostenfaktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit eines Betriebes gehörig einschränken können. 2007 machten laut Branchenverband VCI Rohstoff und Energie für deutsche Chemiefirmen zusammen immerhin 35 bis 40 % der Produktionskosten aus. Dabei stecken auch in ihren Fertigungs-, Design- und Logistikprozessen noch enorme Effizienzpotentiale für den Energieverbrauch, die mit einfachen Mitteln freigesetzt werden können.

Mit Lean Ressourcen-schonend wirtschaften

Das Prinzip Lean Management liefert Unternehmen interessante und wichtige Ansatzpunkte zur ökonomischen und ökologischen Prozessoptimierung. Diese auch unter der Bezeichnung „Kaizen“ bekannte Methode zielt darauf ab, Verschwendungen aller Art vor, während und nach der Produktion, langfristig zu reduzieren. Dazu gehört, den übermäßigen Verbrauch von Material, Zeit, Wegen und Energie zu senken und gleichzeitig die Produktivität zu steigern sowie die Abläufe zu beschleunigen.

Lean zu handeln heißt, Ressourcen umfassend und nachhaltig zu schonen. Dafür sollten Unternehmen ihre Fertigungsprozesse, die damit verbundenen Rahmenbedingungen sowie den Lebenszyklus ihrer Produkte genau analysieren und ihre Abläufe mit strategischen, langfristig angelegten Aktivitäten zukunftsfähig machen. Durch eine bessere Ausnutzung seiner Ressourcen hat es ein Kunde der Unternehmensberatung TBM beispielsweise geschafft, in einem fünftägigen Kaizen-Workshop die jährlichen Abwasserkosten um über 100.000€ zu reduzieren.

Produktentwicklung nachhaltig gestalten

Die Produktionslogistik in der chemischen Industrie weist eine Reihe von charakteristischen Merkmalen auf, welche sich zum Teil grundlegend von stückorientierten Industriezweigen unterscheiden. Die Besonderheiten resultieren beispielsweise aus der chemischen Verfahrensweise, der Verarbeitung von Schütt- und Fließgütern, der Gefährlichkeit der verwendeten Materialien sowie aus spezifischen Umweltund Qualitätsanforderungen.

In der Prozessindustrie sollten Verantwortliche bereits bei der Produktentwicklung darauf achten, ihren Energieverbrauch zu senken und beispielsweise Rohöl-basierte oder umweltschädliche Materialien zu vermeiden. So können auch in der Chemieindustrie bereits viele Stoffe recycelt und hochgiftige Substanzen ersetzt werden. Häufig machen bereits kleine Mengen einen Unterschied, wenn sie auf eine große Stückzahl umgerechnet und über einen langen Zeitraum hinweg summiert werden. Indem sie dies bedenken, können Unternehmen bereits bei der Entwicklung neuer Produkte darauf hinwirken, dass in den nächsten Jahren wertvolle Rohstoffe eingespart werden.

Verfahrenstechnische Prozesse ganzheitlich überdenken

Auch bei verfahrenstechnischen Prozessen sollten Verschwendungen bereits von vorne herein vermieden werden. Unternehmen müssten diese so gestalten, dass Luft, Wasser und Boden so wenig wie möglich belastet und durch Verbundproduktion Reststoffe weitestgehend verwertet werden, ohne dass sich die Wirtschaftlichkeit der Verfahren mindert. Ein Beispiel ist die Entwicklung von neuen Synthesewegen für chemische Prozesse. So kann der Einsatz von Katalysatoren mit erhöhter Selektivität oder die Substitution von umweltbelastenden Hilfsstoffen oftmals die Wirtschaftlichkeit eines Verfahrens sogar noch erhöhen.

Darüber hinaus sollten sich Unternehmen bewusst machen, wie viel Abfall sie in ihren einzelnen Fertigungsschritten sowie bei der Verpackung ihrer Produkte verursachen. Anstatt kurzlebige Stoffe zu verwenden, die bei der ersten Anschaffung günstig erscheinen, können Hersteller mit dauerhafteren Materialien arbeiten, die sich aufgrund ihrer langen Lebensdauer amortisieren.

Ökologische Logistikprozesse entwickeln

Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt ist die Bündelung von Arbeitsprozessen und Logistik. Wenn Unternehmen ihre Lieferketten umfassend planen, können sie wertvolle Synergien bei der Auslieferung von Waren an Kunden in gleichen Regionen oder bei der eigenen Beschickung durch Zulieferer nutzen. Logistikabläufe an diesem Ziel auszurichten, geht dabei nicht unwillkürlich mit zusätzlichen Kosten oder Verspätungen bei den Lieferzeiten einher. Im Gegenteil: Meist erkennen die Verantwortlichen bei einer detaillierten Analyse, dass sie bisher unnötige Umwege in Kauf genommen oder Ladekapazität ihrer Fahrzeuge verschenkt haben. Eine bessere Auslastung führt hierbei häufig zu Kosteneinsparungen bei Kraftstoffen, weniger Verschleiß bei LKW oder zu höherwertigerem Service für Kunden.

Fazit

Für Unternehmen in der Chemieindustrie gibt es viele Möglichkeiten, bewusster und sparsamer mit Energie und wertvollen Ressourcen umzugehen. Maßnahmen nach dem Vorbild von Green Lean bzw. Kaizen zeigen, dass die Suche nach Schwachstellen in den Prozessen oder die Optimierung von Abläufen nicht aufwändig sein muss. So können bereits kleine Veränderungen langfristig betrachtet und auf das gesamte Unternehmen übertragen einen großen Unterschied machen. Es gibt viele Best-Practice-Beispiele aus Produktionsunternehmen, die sich leicht auf andere Bereiche übertragen lassen. Sofern ihnen das eigene Know-how fehlt, sollten sich Verantwortliche deshalb zunehmend mit Institutionen und erfahrenen Anwendern austauschen und sich über Verbesserungsansätze informieren. Die schwankenden Ölpreise machen der Chemieindustrie seit Jahren schwer zu schaffen. Von diesem Druck gilt es sich für die Unternehmen zukünftig – so gut es geht – loszumachen. Eine ganzheitliche Herangehensweise an Prozesse, die ökologische und ökonomische Interessen in Einklang bringt, könnte genau dies bewerkstelligen.

Kontakt:
Mike Herr, Europachef der
Lean-Management-Beratung
TBM Consulting
Genf/Schweiz
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