Standorte & Services

Im Industriepark Höchst gehört Transformation zum Tagesgeschäft

Unternehmen am Standort investieren in neue Technologien

11.09.2024 - Der Slogan „Where Future takes place“ – begegnet den Menschen im Rhein-Main-Gebiet derzeit auf vielfältige Weise. Auf Bussen und Großplakaten, bei Bundesligaspielen und auf Bierdeckeln wirbt Infraserv Höchst um neue Mitarbeiter.

Der Werbespruch soll die beruflichen Perspektiven aufzeigen, die es im Industriepark Höchst und bei seiner Betreibergesellschaft zu entdecken gibt. Denn hier wird Zukunft gemacht, verspricht die Infraserv. Am Standort forschen und produzieren mehr als 90 Unternehmen, die rund 20.000 Mitarbeiter beschäftigen. Transformation ist hier Teil des Tagesgeschäfts, mit dem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit.

Im 4,6 km2 großen Industriepark, einem der wichtigsten Forschungs- und Produktionsstandorte der Chemie- und Pharmaindustrie in Europa, werden die Zukunftstechnologien weiterentwickelt, die Voraussetzung für die Energie- und Mobilitätswende sind und die auch neue Perspektiven für die Chemiebranche mit sich bringen.  

Cluster für eine klimaneutrale Prozessindustrie

Um die nachhaltige Transformation voranzutreiben, wurde in Höchst bereits 2021 die Initiative „process4sustainability: Cluster für eine klimaneutrale Prozessindustrie in Hessen“ ins Leben gerufen: Im Rahmen des Projektes, das vom Land Hessen gefördert wird, koordiniert die Provadis Hochschule in Kooperation mit mehreren Standortgesellschaften die Vernetzung von Industrie mit Wissenschaft, Gesellschaft und Politik zum Thema Transformation. So werden Möglichkeiten und Grenzen potenzieller technischer und prozessualer Maßnahmen zur Erreichung der ambitionierten, von der Politik festgelegten Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele abgeleitet, unter Berücksichtigung der Balance zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielsetzungen.

Politik muss Rahmenbedingungen schaffen

Die Transformation von Standorten der Chemie- und Pharmabranche und letztendlich des Wirtschaftsstandorts Deutschland kann allerdings nur gelingen, wenn die Politik die Rahmenbedingungen schafft, die eine Weiterentwicklung von technologischen Lösungen zulässt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen sichert, von denen die Transformation vorangetrieben werden soll und deren Wirtschaftskraft für die ökonomische und soziale Stabilität unseres Landes unentbehrlich sind. Von besonderer Bedeutung sind hierbei international wettbewerbsfähige Energiepreise, wobei auch Kostenfaktoren wie Netzentgelte und CO2-Preise zu berücksichtigen sind.

Es ist sinnvoll, finanzielle Anreize für das Einsparen von Energie und die damit verbundene Reduzierung von CO2-Emissionen zu schaffen. Wenn durch derartige Mechanismen aber eine Abwanderung energieintensiver Produktionen aus Deutschland vorangetrieben wird und Investitionen nur noch in anderen Regionen der Welt stattfinden, ist damit kein ökologischer Vorteil verbunden.

Außerdem muss der Ausbau der Infrastruktur vorangetrieben werden. Noch immer dauern Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich zu lange, der Ausbau von Stromnetzen sowie der Versorgungsstruktur für Wasserstoff oder grünes Methan kommt kaum voran. Fest steht auch: Es gibt nicht nur einen Transformationspfad, nicht den einen „Königsweg“. Es lohnt sich, verschiedene Lösungsansätze und Technologien zu fördern und zu entwickeln, und dann einen nach Möglichkeit von regulatorischen Einflüssen möglichst weitgehend befreiten Markt entscheiden zu lassen, welche Lösung in welchem Bereich zukunftsfähig ist. „Technologieoffenheit“ heißt das Zauberwort, und auch hier ist die Politik gefordert.

 

Anlage zur Produktion umweltfreundlicher E-Fuels

Im Industriepark Höchst findet die Transformation zur Klimaneutralität bereits statt. Es gibt eine ganze Reihe interessanter Projekte: Derzeit errichtet die Firma Ineratec eine Power-to-Liquid-Anlage, in der bis zu 2.500 t/a umweltfreundliche E-Fuels produziert werden sollen. Mit den Ausgangsstoffen CO2 und grünem Wasserstoff stellt das Unternehmen flüssige Kohlenwasserstoffe her, die als synthetische Kraftstoffe im Luftverkehr, der Schifffahrt oder der Chemieindustrie eingesetzt werden können. Das in Karlsruhe ansässige Unternehmen hat sich für Höchst als Standort entschieden, da hier Wasserstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht. Das benötigte CO2 erhält die Firma von der Biogasanlage, die Infraserv Höchst betreibt.

Optimale Rahmenbedingungen für ein Start-up-Unternehmen, das unkompliziert in einen gut funktionierenden Produktionsverbund inte­griert wird.
Gleiches gilt für die Firma Caphenia, die ein Synthesegasverfahren entwickelt hat, bei dem E-Fuels aus Biogas und CO2 hergestellt werden können. Auch für das Technikum von Caphenia ist Höchst ein optimaler Standort, denn hier gibt es schon seit 2007 eine der größten Biogasanlagen Deutschlands.

Viel Erfahrung mit der Wasserstofftechnologie

Auch bei dem Thema Wasserstofftechnologie geht es voran. Der Standortmanager hat viel Erfahrung im Umgang mit Wasserstoff, der auch bei der Mobilitätswende eine Rolle spielen kann. Das Unternehmen betreibt schon seit dem Jahr 2006 eine Wasserstofftankstelle für Pkw,  hier werden auch Brennstoffzellen-Busse betankt, und seit 2022 gibt es einen entsprechenden Zapfhahn für Züge, die mit einem Brennstoffzellenantrieb im Taunus unterwegs sind. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund investierte in die größte Wasserstoffzugflotte der Welt.

Planung für Lithium-Produktionsanlage

Ein weiteres hochinteressantes Projekt: Vulcan Energy plant am Standort den Bau einer Anlage zur Produktion von Lithiumhydroxid, das für die Batteriezellen von Elektroautos benötigt wird. Um Lithiumproduktion zu dekarbonisieren, entwickelte das Unternehmen das weltweit erste CO2-neutrale Lithium-Projekt bei gleichzeitiger Erzeugung großer Mengen Erneuerbarer Energie mithilfe von Tiefengeothermie. Die Firma will eines der größten europäischen Lithiumvorkommen im Oberrheingraben nutzen. Durch Elektrolyse soll anschließend im Industriepark die Produktion von Li­thiumhydroxid erfolgen. Vulcan will die Elektroautomobilbranche bei der Dekarbonisierung ihrer Lieferketten unterstützen. Die Nachfrage nach Lithium ist auf dem europäischen Markt enorm. In der ersten Projektphase sollen 24.000 t Lithiumhydroxidmonohydrat gewonnen werden – genug für die Produktion von Batterien für 500.000 Elektroautos.  

Investitionen in die Infrastruktur

Auch die Standortbetreibergesellschaft investiert kontinuierlich in die Weiterentwicklung der Infrastruktur und die nachhaltige Transformation. Die Energieerzeugung wurde in den vergangenen Jahren durch den Bau einer neuen Gasturbinenanlage und die Modernisierung der bestehenden Gasturbinen optimiert, für insgesamt mehr als 300 Mio. EUR. Damit verbunden war der Kohleausstieg, wodurch CO2-Emissionen in einer Größenordnung von rund 1 Mio. t/a vermieden werden.

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