Standorte & Services

Nachhaltige Zukunft für einen historischen Standort

Klimaschutz als Herausforderung im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen

10.09.2024 - Das Meistern der Klimakrise ist eine der zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Als besonders treibhausgasintensive Branche trägt die Chemieindustrie etwa 15 % zum deutschen CO2-Ausstoß bei. Die Branche ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und beabsichtigt bis spätestens 2045 klimaneutral werden. Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen will hierbei nicht nur auf diese Veränderung reagieren, sondern eine Vorreiterrolle einnehmen.

Die kommenden Jahre werden über Erfolg oder Misserfolg der Chemieunternehmen entscheiden. Nur jene, die den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise erfolgreich meistern, werden langfristig profitabel bleiben. Steigende CO2-Kosten, striktere Umweltauflagen und ESG-Kriterien des Finanzmarkts machen eine Anpassung unerlässlich.

Aus Betreibersicht eines Chemieparks ist eine kritische Masse an Produktionsunternehmen notwendig, um die Kosten für Infrastrukturdienstleistungen wie Energieversorgung, Abfallmanagement oder Sicherheitsdienste wirtschaftlich tragbar zu halten. Sollte es durch die Schließung von Produktionsstätten zu einem Rückgang der ansässigen Unternehmen kommen, steigen die spezifischen Kosten für die verbleibenden Betriebe. Dies könnte eine Abwärtsspirale auslösen, die letztlich zur Schließung des gesamten Chemieparks führen könnte. Umgekehrt werden diejenigen Standorte und Unternehmen, die den Wandel hin zur Klimaneutralität erfolgreich gestalten, gestärkt und wettbewerbsfähig aus dieser Transformation hervorgehen.

Ein klimaneutraler Chemiepark

Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen hat eine klare Vision für die Zukunft: die Schaffung eines klimaneutralen Industriekomplexes, der auf einer möglichst klimaneutralen und nachhaltigen Infrastruktur basiert.

Dieser Zukunftsort umfasst nicht nur ausreichend grünen Strom und Dampf für die Produktionsprozesse, sondern auch klimaneutrale Rohstoffe und Zwischenprodukte.

Bisherige Lieferketten werden zu Stoffkreisläufen erweitert. Für anorganische Chemikalien bedeutet dies, dass verstärkt auf Re-Use- und Recyclingprozesse gesetzt wird, etwa durch die Aufbereitung von Nebenprodukten und Abfällen zurück zu Rohstoffen und (Zwischen-)Produkten. Bei organischen Chemikalien liegt der Fokus hingegen auf der Substitution fossiler Basischemikalien durch grüne oder klimaneutrale Alternativen. Die Erweiterung des Standortprofils um grüne organische Basischemikalien ist ein zentraler Bestandteil dieser Strategie.  

Technologien und Projekte auf dem Weg zur Klimaneutralität

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, wird in Bitterfeld-Wolfen zusammen mit verschiedenen Firmen am Standort eine Reihe von Projekten als Meilensteine auf dem Weg zum klimaneutralen Chemiepark realisiert. Hier ein paar Beispiele:

  • Grünstrom und Dampf: Die Nutzung von grünem Strom zur Energieversorgung der Produktionsprozesse ist ein entscheidender Schritt. Dies ermöglicht nicht nur eine Reduktion der CO2-Emissionen, sondern auch eine langfristige Sicherung der Energieversorgung zu stabilen Kosten. Während der Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequellen stetig voranschreitet, steht eine klimafreundliche Dampfversorgung noch am Anfang. Aktuell erfolgt eine Machbarkeitsstudie für ein CCS-Projekt, deren Ergebnisse zum Ende des Jahres erwartet werden.
  • Grüner Wasserstoff: Das Hypos-Projekt H2Flex untersuchte die flexible Produktion von grünem Wasserstoff in einer Chlor-Alkali-Elek­trolyse-Anlage, die von der Firma Nobian betrieben wird. Ziel war es, die Wasserstoffproduktion an die schwankende Verfügbarkeit von erneuerbarem Strom anzupassen und so zur Stabilisierung des Stromnetzes beizutragen.. Nobian ist das erste Unternehmen in Deutschland, das seit 2021 grünen Wasserstoff aus diesem Prozess in großem Maßstab bereitstellt. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration erneuerbarer Energien und Versorgung mit klimaneutralen Basischemikalien wie Wasserstoff, Chlor und Natronlauge.
  • Grünes Methanol als C1-building block: Der Ersatz von fossil basierten organischen Basischemikalien wie Me­thanol, das als Baustein für viele nachfolgende Verbindungen und Derivate dient, ist eine weitere Teilstrategie.

 

Das Projekt E4MeWi zielt darauf ab, die Herstellung von grünem Methanol durch die Entwicklung eines neuen, hoch effizienten Katalysators zu optimieren. Dieser homogene Katalysator, der am Leibniz-Institut für Katalyse (LIKAT) entwickelt wurde, ermöglicht die direkte Umwandlung von Kohlendioxid und grünem Wasserstoff in Methanol bei niedrigeren Temperaturen als in bisherigen Verfahren. Projektpartner sind Creative Quantum, Ineratec, die Ruhr-Universität Bochum und der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen.

Das Projekt CarbonCycle-Methanol erforscht die Herstellung von grünem Methanol durch die Nutzung von Kohlendioxid aus Abgasen und grünem Wasserstoff. Dazu wird die gesamte Wertschöpfungskette untersucht, von der CO2-Abscheidung über die Wasserstoffproduktion bis zur Methanolsynthese. Im Rahmen der Studie erfolgt eine verfahrenstechnische Betrachtung, wie der Prozess im Hinblick auf das eingesetzte Elektrolyseverfahren sowie die sich ergebenden Stoff- und Materialströme umgesetzt werden könnte.

Diese Untersuchung bildet die Grundlage, um das integrierte Verfahren hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und Ökobilanz zu bewerten. Projektpartner sind Nobian, Envia Therm, Chemiepark Bitterfeld-Wolfen sowie die Fraunhofer Institute IKTS und ISI.

Ein historischer Standort auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft

Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen steht beispielhaft für die Transformation der Chemieindustrie in eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft. Durch die Umsetzung innovativer Projekte und den Einsatz moderner Technologien zeigt der Standort, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können. Der Weg zur Klimaneutralität ist herausfordernd, doch die Chancen, die sich daraus ergeben, sind immens. In Bitterfeld wurden die Weichen gestellt, um als Gewinner aus dieser Transformation hervorzugehen und auch in Zukunft ein bedeutender Standort der deutschen Chemieindustrie zu bleiben.

Autor: Max Fuhr, Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH

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Traditionsstandort im Wandel

Der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen, einer der ältesten und größten Chemieparks Mitteleuropas, erstreckt sich über eine Fläche von zwölf Quadratkilometern zwischen Berlin und Leipzig. Mit einer 130-jährigen Geschichte und rund 80 produzierenden Unternehmen, die etwa 13.000 Menschen beschäftigen, ist der Standort eine tragende Säule der deutschen Chemieindustrie. Gegründet durch Walther Rathenau und die AEG, kurz gefolgt von der Berliner Agfa, ist der Standort die Wiege der industriellen Elektrochemie in Deutschland. Nach der Wende entwickelte sich aus dem Chemiekombinat Bitterfeld und der Filmfabrik Wolfen das neue Konzept des Chemieparks mit einem spezialisierten Infrastrukturdienstleister für die verschiedenen Produktionsunternehmen. Heute wird im Chemiepark ein breites Spektrum an anorganischen Grundstoffen, Spezial- und organischen Feinchemikalien hergestellt.

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Kontakt

Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH

Zörbiger Straße 22
06749 Bitterfeld-Wolfen
Deutschland

+49 3493) 72779

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