Ein Standort formiert sich neu
Chemiepark Lülsdorf bereitet sich trotz der unsicheren Zeiten auf neue Ansiedlungen vor
Die Branche ist in der Krise. Macht es noch Sinn, in dieser Zeit einen neuen Chemiepark aufzubauen? In Lülsdorf wird diese Frage bejaht. Der zwischen Köln und Bonn neu entstehende Chemiepark bereitet sich trotz der unsicheren Zeiten auf Investitionen von Dritten vor. Der von der International Chemical Investors Group (ICIG) in 2023 übernommene Evonik-Standort ist in starkem Umbruch. Mehrere Transformationen sind gleichzeitig in vollem Gange. Das ehemalige Werk wird in einen Chemiepark umgebaut, was die Öffnung für Investitionen Dritter zur Ansiedlung industrieller chemischer Produktion zum klaren Ziel definiert.
Aber woher sollen diese Investitionen kommen, und das unter diesen Umständen?
Zunächst wurde eine Standortbetreibergesellschaft ins Leben gerufen, die den Park professionell managen wird. Das ist die Grundlage für externe Investitionen. Der Park hat für chemische Produktion verfügbare freie Flächen. Konkret bedeutet das: „Für Neubauten bieten wir Freiflächen aus eigenem Bestand an. Bei den geometrischen Zuschnitten sind wir noch recht flexibel. Bei einer 20.000 m2-Anfrage kommt es halt schon darauf an, ob diese in 10 x 200 m oder in knapp 45 x 450 m benötigt werden“, erklärt Michael Rötepohl, zuständig für das Site Development des Chemieparks.
Parallel zum Vermarktungskonzept werden die organisatorischen Strukturen und internen Prozesse auf eine Chemieparkstruktur umgestellt. Die Standortentwicklung greift auf drei parallele Akquisitionswege zurück und befindet sich mit vielen Unternehmen in aller Welt hierzu bereits in konkreten Gesprächen. Dabei zeichnen sich drei Haupttrends ab:
- Unternehmen werden global gesucht und gefunden, die ein strategisches Interesse haben, ihre Warenströme in die Europäische Union durch eine Vor-Ort-Produktion in Deutschland zu ergänzen und ihre hiesigen Märkte von hieraus zu beliefern. Vor allem Unternehmen aus dem asiatischen Raum zeigen hier Interesse.
- Der Wandel zu Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft bringt viele neue Player auf den Markt, die mit innovativen Ideen Prozesse neu denken. Das Spektrum erstreckt sich hier von Start-ups, die Ideen in eine technische Reife bringen wollen, bis zu bereits etablierten Technologien, die passende Standorte für die Aufnahme der Produktion suchen.
- Die ICIG hat in anderen Gruppen des eigenen Konzerns den Chemieparks Lülsdorf mit seiner exzellenten Lage zwischen Köln und Bonn am Rhein und großzügigem Flächenangebot für eigene zukünftige Investitionen entdeckt.
„Bei uns können Jungunternehmen mit Wachstumshunger Erfahrungen sammeln.“
Michael Rötepohl, Chemiepark Lülsdorf, Site Development
Natürlich gibt es den Wettbewerb mit anderen Standorten. Aber die exzellente Anbindung des Chemieparks Lülsdorf an Versorgungsinfrastrukturen wie der Anschluss an das Ethylen-Netz sowie an die zukünftige Wasserstoffautobahn eröffnen spannende strategische Perspektiven. Rötepohl erläutert das Konzept: „Zusätzlich zur Ansiedlung etablierter Verfahren und Produkte, sind wir mit mehreren Interessenten im Gespräch, die innovative Verfahren hochskalieren wollen. Beispielsweise entwickeln rund um C1/Synthesegas-Chemie deutsche Jungunternehmen Wachstumshunger auf den Weltmarkt. Bei uns können sie die nötigen Erfahrungen dafür sammeln.“ Mit diesem Konzept wird in der Zukunft ein Portfolio von etablierten und jungen Unternehmen ansässig sein, die darüber hinaus in neuen Verbundstrukturen zusammenarbeiten.
Die Aufgabe der Standortentwicklung entwickelt sich hierbei weiter von der bilateralen Ansiedlungsakquisition im Sinne der „Inselvermarktung einzelner Freiflächenparzellen“ hin zum „Orchestrieren der multilateralen Ansiedlungsgespräche“. Was heiß das? Der Chemiepark Lülsdorf spricht mit unterschiedlichen Chemieunternehmen und bietet ihnen einen Platz in einer neu aufzubauenden Wertschöpfungskette an. Und bei Interesse sprechen diese dann auch miteinander. So wird der Chemiepark zu einem Ort der Begegnung vieler unterschiedlicher Chemieproduzenten.
Zusätzlich zum Produktverbund wird der Wissensverbund gestärkt. Dafür pflegt der Chemieparkbetreiber bspw. Kontakt zu Hochschulen und denkt über deren Anbindung an den Standort nach. Das Ergebnis wird nicht nur ein Produktverbund, sondern auch ein Wissensverbund sein. In Lülsdorf freut man sich auf die Zukunft.
Downloads
Kontakt
Stadtentwicklungsgesellschaft Niederkassel mbH/ Chemiepark Lülsdorf
Rathausstraße 19
53859 Niederkassel
Deutschland