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Dow kündigt 1-Mrd.-USD-Sparprogramm an

Kostensenkungsprogramm könnte zu Werksschließungen führen

30.01.2023 - Nach einem enttäuschenden Finanzergebnis im Jahr 2022 hat der US-Chemiekonzern Dow für 2023 ein Kostensenkungsprogramm in Höhe von 1 Mrd. USD angekündigt, das zu Werksschließungen und dem Abbau von rund 2.000 Arbeitsplätzen auch in Europa führen könnte.

Die Zahlen von Dow für das Gesamtjahr 2022 weisen einen Nettoumsatz von 56,9 Mrd. USD aus, ein teilweise preisbedingter Anstieg gegenüber den für 2021 gemeldeten 55 Mrd. USD. Der GAAP-Nettogewinn von Dow lag bei 4,6 Mrd. USD, gegenüber 6,4 Mrd. USD im Jahr 2021, und das operative EBIT betrug 6,6 Mrd. USD, gegenüber 9,5 Mrd. USD im Jahr 2021.

Für das laufende erste Quartal plant der US-Konzern Belastungen in Höhe von 550 bis 725 Mio. USD für Kosten im Zusammenhang mit den Kürzungen sowie Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Vermögenswerte. Kleinere europäische Standorte könnten als erste von den Kostensenkungsmaßnahmen betroffen sein, sagte CEO Jim Fitterling. Gespräche mit der Belegschaft der betroffenen Geschäftseinheiten bzw. Standorte seien im Gange.

Etwa 500 Mio. USD der geplanten Einsparungen in Höhe von 1 Mrd. USD sollen durch strukturelle Verbesserungen erzielt werden, die laut Fitterling durch die Optimierung der Arbeits- und Dienstleistungskosten und die Schließung bestimmter Anlagen erreicht werden sollen, während gleichzeitig die globale Asset-Basis des Konzerns weiter evaluiert und die Produktivität durch eine durchgängige Prozessverbesserung gesteigert werden soll.

Ein weiteres Schlüsselelement des Plans ist die Senkung der Betriebskosten um 500 Mio. USD, die auf den kurzfristigen Cashflow ausgerichtet ist. Dazu könnten geringere Ausgaben für Wartungsarbeiten gehören, wobei der Schwerpunkt weiterhin auf Sicherheit und Zuverlässigkeit liegen soll, so der CEO.

Weitere Prioritäten sind die Reduzierung der Rohstoffeinkäufe, die Senkung der Logistik- und Versorgungskosten und die Anpassung der Ausgaben an das makroökonomische Umfeld.

"Wir ergreifen diese Maßnahmen, um unsere Kostenstruktur weiter zu optimieren und unsere Geschäftsaktivitäten auf die wettbewerbsfähigsten, kostengünstigsten und wachstumsstärksten Märkte auszurichten, während wir gleichzeitig die makroökonomischen Unsicherheiten und die herausfordernden Energiemärkte, insbesondere in Europa, meistern", sagte Jim Fitterling.

Die Lösungen, die unter Rentabilitätsgesichtspunkten untersucht werden, konzentrieren sich eher auf kleinere als auf größere europäische Anlagen, so Fitterling, der anmerkte, dass die großen Cracker-Standorte immer noch einen positiven Cashflow aufweisen. Er deutete an, dass Dow mit den europäischen Regierungen darüber spricht, wie diese Standorte wettbewerbsfähiger gemacht werden können, ohne zu sagen, um welche Art von Zugeständnissen es dabei geht.

Folgt Dow dem Beispiel von Trinseo in Ostdeutschland?

Wenn die jüngsten Pläne des Kunststoffherstellers Trinseo, die Produktion von 300.0000 t/a Styrol am Standort Böhlen in Ostdeutschland einzustellen, ein Hinweis darauf sind, könnte die energieintensive Petrochemie und Kunststoffproduktion in dieser Region bei Dow auf dem Prüfstand stehen.

Trinseo erwarb die Rohstoffeinheiten von Dow, nachdem der Konzern sie Anfang der 1990er Jahre von der Treuhand, der mit dem Verkauf ehemaliger ostdeutscher Vermögenswerte betrauten Behörde, gekauft hatte.

In Ostdeutschland ist Dow noch in Schkopau und Leuna tätig und verfügt über einen integrierten Crackerbetrieb in Böhlen. In Westeuropa verfügt das Unternehmen über rückintegrierte Anlagen in Stade sowie in Terneuzen, Niederlande, und Tarragona, Spanien. Der Standort Stade wird von Analysten als veraltete Technologie angesehen, aber Dow sagte kürzlich, dass es dort ein Grundstück für den Bau eines LNG-Importterminals angeboten hat.