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Defossilisierung der Chemie- und Werkstoffindustrie

17.07.2024 - An drei Tagen trafen sich auf der Renewable Materials Conference Experten aus 26 Ländern, die führende Markenhersteller, Chemie- und Materialunternehmen und die deutsche und niederländische Regierung vertraten, sowie die Europäische Kommission mit den Generaldirektionen Grow, Clima, Environment und RTD.

Hochwertige und aktuelle Inhalte in 80 Vorträgen, vertiefende Diskussionen in zehn Workshops, eine Ausstellung, die Wahl des "Renewable Material of the Year 2024", umfangreiche Netzwerk-Möglichkeiten während der Konferenz und den drei Abendveranstaltungen, eine insgesamt professionelle und angenehme Atmosphäre ("special spirit") – bis hin zu einer traditionellen Karnevalstanzshow als große Überraschung beim Abendbuffet. Platin-Sponsor der Veranstaltung war das finnische Unternehmen UPM, das in Leuna (Deutschland) die erste neue Bioraffinerie Europas betreibt. Die Sprecherinnen und Sprecher betonten die Bedeutung der Umstellung auf nachhaltige und erneuerbare Materialien und die Notwendigkeit, Scope-3-Emissionen zu bekämpfen. Ökobilanzen und Kohlenstoff-Fußabdrücke sind topaktuelle Themen: "Messen Sie, was Sie schätzen" (Ivana Krkljus, BASF). Die Industrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die verschiedenen Unternehmensstrategien werden durch ein klares Bekenntnis zu bio- und CO2-basierten Lösungen in Verbindung mit Recycling vereint, um Kohlenstoff im Kreislauf zu halten und langfristig keinen fossilen Kohlenstoff mehr zu benötigen. Die industrielle Produktion muss in Zukunft völlig neugestaltet werden, um den neuen Herausforderungen gerecht zu werden: "Biodiversität ist gleich Robustheit ist gleich Resilienz – Resilienz und Anpassungsfähigkeit werden wichtiger als Effizienz" (Lars Börger, Industrie-Insider).

)Auf der Konferenz wurden viele neue Produkte und Anlagen vorgestellt, deren Entwicklung erst durch die Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette möglich wurden. Im Mittelpunkt der Konferenz standen zum einen typische petrochemische Bausteine wie Naphtha oder Ethylen, die inzwischen auch durch Biomasse, CO2, Pyrolyse oder Gasifizierung hergestellt werden. Andererseits gibt es völlig neue Lösungen wie Füllstoffe aus Lignin, Glucopolymere oder Polyöl und PUR aus Rapsöl. Es gibt viele neuartige Pfade, insbesondere für Feinchemikalien, Körperpflegemittel, Beschichtungen und Klebstoffe oder auch neue hochwertige Snackverpackungen, die 50 % recycelten Kunststoff enthalten und die strengen Anforderungen an den Kontakt mit Lebensmitteln erfüllen.

Ein immer wiederkehrendes Thema in den Vorträgen war, dass es in Europa, im Gegensatz zu den USA oder China, derzeit keinen geeigneten politischen Rahmen gibt, um den Übergang zu erneuerbarem Kohlenstoff in der Chemie- und Materialbranche zu unterstützen. In zwei Workshops wurde erörtert, welche Instrumente der EU zur Verfügung stehen sollten, um die chemische Industrie umzustellen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Viele Ideen und Impulse müssen nun weiterentwickelt werden. Obwohl der biologische Abbau in Europa im Gegensatz zu China oder anderen asiatischen Ländern kein großes Thema ist, sind die wichtigsten Methoden zum Verständnis des biologischen Abbaus inzwischen etabliert. Zum ersten Mal kann der Verbleib des Kohlenstoffs in einem biologisch abbaubaren Polymer mit Hilfe isotopenmarkierter Polymere sehr genau nachverfolgt werden, um zu zeigen, dass der Kohlenstoff als CO2 und in mikrobieller Biomasse endet.

Eine neue Technik, bei der fluoreszenzmarkierte Materialien verwendet werden, kann ein für alle Mal beweisen, dass zertifizierte kompostierbare Materialien kein Mikroplastik hinterlassen. Diese Fortschritte im wissenschaftlichen Verständnis des biologischen Abbaus können für künftige Vorschriften genutzt werden, um Verpflichtungen zur Verwendung biologisch abbaubarer Materialien für Anwendungen zu entwickeln, bei denen die Materialien mit einem hohen Risiko in die Umwelt gelangen.

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