MINT-Arbeitskräfte in Deutschland
05.06.2018 -
(CHEManager 11-12/2018) MINT-Fachkräftelücke auf Rekordniveau Ende April 2018 fehlten in Deutschland fast 315.000 MINT-Arbeitskräfte. Damit ist die MINT-Lücke nicht nur weiter gewachsen – im Vergleich zum April 2017 um 77.300 – sie hat sich auch strukturell verändert: Fehlten vor einigen Jahren vor allem MINT-Akademiker, mangelt es heute insbesondere an Facharbeitern, Meistern und Technikern. Außerdem gibt es thematisch eine deutliche Verschiebung in Richtung IT-Sektor. Aktuell fehlen 39.600 IT-Experten, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr 2014. Dies sind die Ergebnisse des MINT-Frühjahrsreports 2018, der Mitte Mai vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln veröffentlicht wurde.
Fachkräftesicherung durch ausländische Arbeitnehmer Die Engpässe in den MINT-Berufen könnten noch um einiges größer sein, wenn die Zahl der ausländischen MINT-Kräfte in den vergangenen Jahren nicht überproportional zugenommen hätte: Seit 2013 haben rund 42.000 Ausländer einen akademischen MINT-Job in Deutschland angenommen. Auch die Zahl der ausländischen MINT-Spezialisten und MINT-Fachkräften hat sich dynamischer entwickelt als die der vergleichbaren deutschen Beschäftigten. Bei der Beschäftigung deutscher MINT-Facharbeiter war im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre nahezu ein Nullwachstum zu beobachten. Insgesamt waren im April 2018 in Deutschland knapp 600.000 Ausländer in MINT-Berufen beschäftigt.
Hohe Zuwanderung von MINT-Akademikern aus Indien Die Beschäftigung von Ausländern in akademischen MINT-Berufen hat zwischen dem vierten Quartal 2012 und dem dritten Quartal 2017 um 60,5 % zugenommen (vgl. Grafik 2). Dabei stellt Indien mit 8.700 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten quantitativ die stärkste Nation dar. Gegenüber dem vierten Quartal 2012 entspricht dies einer Zunahme um 130 %. Ebenfalls stark vertreten unter den MINT-Akademikern sind Italiener (7.251), Franzosen (6.846) sowie Spanier (6.390). Neben der Herkunftsregion Indien verzeichneten auch das sonstige Asien (+79,1 %), die Russische Föderation (+71,0 %) und Spanien (+67,9 %) überdurchschnittliche Wachstumsraten.
MINT-Berufe: Perspektive für Flüchtlinge Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Personen mit einer Nationalität aus Eritrea, Irak, Afghanistan und Syrien in MINT-Berufen ist dynamisch gestiegen. Aus diesen vier Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge kamen im vierten Quartal 2012 2.711 Beschäftigte in MINT-Berufen, im dritten Quartal 2017 waren es bereits 16.396. Der Anteil der MINT-Beschäftigten an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg unter den Flüchtlingen von 8,0 % (Ende 2012) auf 12,4 % im dritten Quartal 2017. Während die gesamte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Personen aus den vier Ländern in diesem Zeitraum um 293 % stieg, nahm die MINT-Beschäftigung der Flüchtlinge um 505 % zu.