Anlagenbau & Prozesstechnik

Lifecycle Management für komplexe Anlagen

04.02.2013 -

Lifecycle Management für komplexe Anlagen - Aveva will Product Lifecycle Management-Konzepte in den Anlagen- und Schiffbau übertragen

Der britische Engineeringsoftware-Hersteller Aveva aus Cambridge, bekannt durch seine Lösung PDMS für die 3DAnlagenplanung, hatte sich vor drei Jahren entschieden, neben dem Bereich Anlagenbau auch in den Schiffbau einzusteigen - und der führende Anbieter von integrierten Softwarelösungen zu werden.

Deshalb übernahm Aveva den schwedischen Softwarehersteller Tribon, der mit seiner Planungssoftware M3 für den Schiffbau einen ähnlichen Datenbank zentrierten Ansatz verfolgte wie PDMS. Dadurch war es möglich, mit überschaubarem Aufwand, die Funktionalitäten, die speziell für den Schiffbau benötigt werden, etwa in den Frühphasen oder zum Entwurf eines Rumpfes auf die gleiche Basis wie PDMS zu stellen.

Somit stehen heute zwei Produktlinien mit dem gleichen Kern zur Verfügung: Aveva Anlagenbau und Aveva Marine. Doch gehen im Grunde genommen die Anforderungen in beiden Industrien weit über das eigentliche 3D-Design einer Anlage oder eines Schiffes hinaus.

Durch die Globalisierung der Märkte, kürzere Projektlaufzeiten und komplexere Projekte wird eine bessere Integration der einzelnen Lösungen notwendig.

Der Systemanbieter Aveva hat sich daher zum Ziel gesetzt, alle Phasen des Lebenszyklus einschließlich der kollaborativen Entwicklung und Errichtung zu unterstützen und sowohl im Marine- als auch im Anlagenbausektor die Nummer eins am Markt zu werden.

Die Erfahrung der letzten Jahre und die enge Zusammenarbeit mit Kunden, die in ihrer Branche führend sind, ermöglicht das gezielte Entwickeln von Lösungen für den Markt.

Product Lifecycle Management (PLM) versteht sich als holistischer Ansatz zum Management von Produktdaten und produktbezogenen Informationen über den gesamten Lebenszyklus, also auch das Frühstadium, in dem nur rudimentäre Vorstellungen vom künftigen Erzeugnis vorliegen und jene Phase, indem das Produkt vom Markt genommen und entsorgt wird.

Die Gestaltung eines PLM erscheint somit als ein ehrgeiziges Unterfangen und ist zwangsweise eng mit der Unternehmensstrategie und den zugehörigen Prozessen verknüpft. Nur mit einer klaren Strategie - sowohl für den Anwender als auch für den PLM-Systemanbieter - kann PLM effizient und effektiv eingeführt werden.

 


Ursprung des PLM

PLM hat seinen Ursprung in der diskreten Fertigungsindustrie und dort insbesondere im Automobilbau und Flugzeugindustrie.

In diesen Leitbranchen konnten teilweise beachtliche Erfolge mit einem entsprechend durchgängigen Datenmanagement erzielt werden, etwa dahin gehend, dass bei knappen Ressourcen in der Entwicklung mehr Fahrzeugmodelle als zuvor entwickelt werden konnten. So ist es verständlich, dass der auch der Schiff- und der allgemeine Anlagenbau von diesem Ansatz profitieren möchten.

Allerdings zeigte sich, dass die konventionellen PLM-Systemanbieter hier oftmals scheitern, weil die Bedingungen in den genannten Branchen andere sind: die Projekte sind zumeist um ein vielfaches komplexer. Hat ein Fahrzeug typischerweise zwischen 10.000 und 20.000 Einzelteile, sind es bei einer Chemieanlage, einem Kraftwerk oder Schiff 2,5 bis 40 Mio. Einzelteile.

Derartige „Produkte" lassen sich daher nicht mit einem auf Serienfertigung ausgelegten Erzeugnis vergleichen. Darüber hinaus ist das Virtual Prototyping längst noch nicht abgeschlossen, wenn mit dem Bau der Anlage begonnen oder das Schiff auf Kiel gelegt wird.

Dadurch wird deutlich, dass ein besonderes Augenmerk auf den Änderungsprozess gelegt werden muss. Dieser ist ebenso wie das Anforderungsmanagement zentraler Bestandteil einer PLM-Lösung für den Anlagenbau.

Eine sogenannte Impact-Analyse, so sie denn vorhanden, ermöglicht schnell, die Auswirkungen einer einzelnen Änderung zu ermitteln und auf der Basis aller relevanten Informationen die richtige Entscheidung zu fällen. Die Impact-Analyse liefert auch, welche Dokumente gegebenenfalls auf einen aktuellen Stand anzupassen sind.

Ohne geeignetes Dokumentenmanagement mit klaren Zugriffsberechtigungen und einer durchgängigen Revisionskontrolle ist dies nicht möglich. Eine halbe Million Dokumente alleine für die Spezifikationen eines Anlage oder einer FPSO (Floating Production Storage Offloading) für ein Schiffprojekt sind keine Seltenheit.

Dabei müssen alle Spezifikationen eingehalten und verwaltet werden. Und anders als in der diskreten Fertigungsindustrie muss dies nahtlos in den Planungs- und Fertigungsprozess eingebunden werden.

 


Aveva im Marinebereich führend

Während im Anlagenbau häufig auf so genannte Best-of-Breed-Lösungen gesetzt wird oder sogar der Auftraggeber bestimmte IT-Systeme vorschreibt, ist im Schiffbau die Lösung davon unabhängig und eng mit dem Fertigungsprozess verbunden. Heute setzen 25 der 30 größten Werften der Welt auf Software von Aveva.

Ein PLM-Systemanbieter, der sich in diesem Markt etablieren will, muss also die Lösungen dieses Systemanbieters vollständig integrieren können. Aveva verfolgt bereits seit einigen Jahren einen weit reichenden Integrationsansatz mit Aveva NET Portal, auch als VNET bekannt.

Alle Informationen zu einem Objekt sind über eine Oberfläche (Portal) abrufbar, wobei Speicherort und Herkunft der Daten keine Rolle spielt. 3D-Modelle lassen sich ebenso betrachten und auswerten wie Microsoft-Office-Dokumente.

Ein Wechseln zwischen der Objekt- und der Dokumentensicht ist möglich und vereinfacht so die Navigation für den Anwender.

 


PLM-Erweiterung

Diese bekannte Funktionalität des Portals wird nun erweitert um die oben genannten Bereiche wie Dokumenten-, Anforderungs- und Änderungsmanagement durch entsprechende Funktionen. Dabei wird besonderer Wert auf darauf gelegt, die Anforderungen des Global Engineering zu erfüllen.

Die Erfahrungen mit PDMS Global, das diese Funktionalität bereits seit Jahren bietet, halfen dabei, eine robuste und im täglichen Alltag einsetzbare Lösung zu finden. Eine weitere Anforderung der Kunden war die Unterstützung und teilweise Automatisierung von Arbeitsabläufen.

Somit bietet VNET nun einen Workflow Engine, die nicht nur den Dokumentenfluss, sondern auch den der Informationen zu Produktdaten verwalten und steuern kann.

Die Offenheit eines Systems ist die Voraussetzung für eine weitreichende Akzeptanz. Anbindungen an die Fertigungsplanung und -steuerung, den Einkauf oder das Finanzcontrolling sind unabdingbar und gemäß grundsätzlicher Haltung zur Offenheit hat Aveva diese Möglichkeiten geschaffen.

Integrationen mit etablierten ERP-Systemen oder aber auch zu Systemen, die Kunden selbst entwickelten sind somit leicht zu realisieren.

 


Fazit

Mit den erweiterten Funktionen und Lösungen konnte sich Aveva bereits in einigen Benchmarks gegen etablierte PLM-Anbieter durchsetzen. Dabei spielten verschiedene Faktoren eine Rolle.

Einerseits die Durchgängigkeit und Offenheit der Lösung sowie die konsequente Unterstützung eines Global Engineering, andererseits die Branchenkenntnis und die Erfahrungen im Umgang mit sehr komplexen Projekten, die eine andere Sicht auf das Produkt „Schiff" oder „Anlage" ermöglichen - eben die Projektsicht.

 


Kontakt:
Aveva GmbH, Sulzbach

Arne Winkler, Manager Lifecycle Solutions
Tel.: 06196/5052-02
Fax: 06196/5052-22
arne.winkler@aveva.com