Für mehr Effizienz im Engineering-Prozess
Die Namur-Empfehlung NE 100
Der herkömmliche Engineering-Prozess ist mit viel Aufwand verbunden. Der standardisierte Datenaustausch nach Namur-Empfehlung (NE) 100 erleichtert die Abläufe zwischen Betreiber und Gerätelieferant in der Anfrage- und Angebotsphase. Sie ist ein internationaler Beschreibungsstandard für Geräte. Dieser soll sowohl Anwender als auch Hersteller von Geräten aus dem Bereich MSR- und Prozessleittechnik in die Lage versetzen, ihre Abläufe innerhalb eines Unternehmens und zwischen Unternehmen zu optimieren.
Grundlage einer Gerätespezifikation ist das Technische Blatt (Messstellenblatt). Es enthält alle Daten und Anforderungen an das Gerät. Der Lieferant erhält das Messstellenblatt als PDF oder auf Papier, legt das Gerät danach fest und ergänzt die Gerätedaten entweder auf dem Blatt oder separat per Angebot. Der Planer wählt daraus das passendste Gerät aus und pflegt per Hand die Gerätebeschreibung im CAE-System in das Messstellenblatt ein. Gibt es während des Projektverlaufs Änderungen, wiederholt sich der Prozess. Auf diese Weise benötigt der Engineering-Prozess viel Zeit und Ressourcen. Proprietäre Gerätedaten lassen sich nicht in bestehende CAE-Systeme integrieren, und Produktvergleiche sind aufgrund uneinheitlicher Herstellerangaben nur bedingt möglich.
NE 100: Optimierung dank definierter Merkmalleisten
Aktuell enthält die Namur-Empfehlung NE 100 insgesamt 108 Merkmalleisten aus den Bereichen Sensorik und Aktorik. Eine Leiste umfasst sowohl allgemeine Merkmale, z. B. für Anfrage-/ Angebotsprozess, als auch detaillierte Merkmale, zur Geräteintegration in Systeme zur Planung (CAE), Prozesssteuerung (PLS), Warenwirtschaft (ERP) oder Instandhaltung (CMMS).
Eine Merkmalleiste besteht aus:
- AML - administrative Merkmalleiste: Angaben zu Projekt, Messstelle, Bearbeiter etc. ...
- BML - Betriebsmerkmalleiste: Applikations-, Verfahrens- und Umgebungsdaten, elektr.-/mech. Anschlüsse etc. ...
- GML - Gerätemerkmalleiste: Produktbeschreibung
- KML - Kaufmännische Merkmalleiste: Angaben zu Bestellung, Preisen, Lieferzeit etc. ...
Der NE 100-Workflow
Im NE 100-Workflow werden die Merkmalleisten zwischen Planer und Lieferant ausgetauscht und in vereinbartem Umfang vom Lieferanten befüllt. In einer kompletten Merkmalleiste stehen später alle notwendigen Daten eines Gerätes, um damit die verschiedenen Anforderungen aus der Sicht von Planung, Einkauf, Betrieb oder Wartung zu erfüllen. Jede dieser Anwendergruppen kann mittels vordefinierter Sichten (= Filter) schnell ihre spezifischen Inhalte herausstellen.
Ausgangspunkt des Workflows ist das Engineering-System des Planers. Daraus generiert der Planer die Anfrage (im Datenformat XML). Der Gerätelieferant erhält die Anfrage, prüft sie, wählt das zutreffende Gerät aus seiner Produktpalette und komplettiert die Anfrage durch Angabe der vereinbarten Gerätemerkmale (GML). Diese Bearbeitung erfolgt lieferantenseitig, wenn nicht automatisiert, mittels PRO-SPEC, einem eigens dafür entwickelten XML-Editor. Die Anfrage geht dann an den Planer zurück, der sie automatisiert in sein CAE-System einlesen und auch mit den Angaben anderer angefragter Gerätelieferanten vergleichen kann. Hat er sich für ein Gerät entschieden, werden die Daten der GML den bisherigen Daten der Messtelle hinzugefügt.
Endress+Hauser in Prolist
Endress+Hauser unterstützt seit 2003 Prolist International als Mitglied unter anderem bei der Ausarbeitung von Merkmalleisten. 2005 begann die Spezifikation der Endress+Hauser-Lösung, der „Attribute Datenbank", um die Produktinformationen NE 100-konform und automatisiert bereitstellen zu können. Seit April ist die Datenbank verfügbar. Inzwischen hat Endress+Hauser den NE 100-Workflow mit zwei großen Kunden erfolgreich eingeführt.