Zeit zum Handeln
Qualitätsstandards für Feinchemikalien: EFCG sucht Lösungsansätze zwischen mehr Regulation und freiwilligen Verpflichtungen
"Geiz ist geil" als Grundprinzip des Einkaufs hat sich heute weitgehend überlebt. Ein niedriger Einkaufspreis bedeutet nicht, dass ein Produkt tatsächlich billig ist. Deshalb gilt oft auch das Sprichwort „Wer billig kauft, kauft doppelt". Diese aus der Perspektive der Konsumgüter banale Weisheit scheint aber auch in der Chemie- und Pharmaindustrie zuzutreffen: Die Qualität korreliert offensichtlich nicht immer mit dem Preis. Immer wieder tauchen Meldungen über Gesundheitsschäden bis hin zu Todesfällen durch gefälschte oder verunreinigte Arzneimittel in den Medien auf. Neben Medikamenten haben aber auch andere Produkte in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt, von Lebensmitteln über Bekleidung und Sitzmöbel bis hin zu Spielzeug. Ursache der Störungen waren in den Fällen, denen nicht kriminelle Energie zugrunde lag, ein falsches Verständnis von Qualität und die großen Auswirkungen von scheinbar kleinen Abweichungen.
Die European Fine Chemicals Group (EFCG), eine Sektorengruppe des europäischen Verbandes der chemischen Industrie (CEFIC), weist seit geraumer Zeit auf die Probleme hin, die sich in den Supply Chains der Unternehmen eingenistet haben. In letzter Konsequenz führen diese Probleme dazu, dass gefälschte, qualitativ minderwertige oder verunreinigte Produkte auf den Markt gelangen. Um dieses Problem anzugehen, hat die EFCG unterschiedliche Ansätze entwickelt, die den berechtigt unterschiedlichen regulatorischen Anforderungen an Produkte Rechnung tragen. Denn auch wenn alle Produkte letztlich qualitativ hochwertig hergestellt werden sollen, so bestehen dennoch Unterschiede z.B. zwischen einem pharmazeutischen Produkt und einem Pigmente für Autolacke.
Der EFCG ist dabei klar, dass nicht jede Abweichung von einer Norm durch Gesetze und Vorgaben final regelbar sein wird. Die Feinchemiehersteller sehen zwar durchaus die Notwendigkeit, zu einer stärkeren Einbindung der Behörden, setzen aber vor allem auf ein freiwilliges Engagement der an den Supply Chains beteiligten Produzenten. CHEManager hat beispielhaft drei Vertreter von Mitgliedsunternehmen der EFCG zu einem Round Table-Gespräch eingeladen, um über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Ansätze zu sprechen. Damit werden die Sichtweisen der Hersteller von Pharmawirkstoffen (APIs) ebenso erkennbar, wie die der Hersteller von Pharmahilfs- und trägerstoffen (Excipients) und von sonstigen chemischen Zwischen- und Endprodukten.
Dr. Michael Reubold diskutierte die gemeinsamen und die unterschiedlichen Standpunkte mit Dr. Burghard Freiberg (Merck KGaA), Dr. Lukas von Hippel (Allessa Chemie) und Dr. Heinz Sieger (CU Chemie Uetikon).
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