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Exipnos will mit Partnern Anlagen zur Produktion des Biokunststoffs PBS bauen

19.04.2023 - Im Mitteldeutschen Chemiedreieck soll ein neuer Anlagenbauer für Biokunststoffe entstehen: Der Kunststoffcompoundeur Exipnos und der Anlagenbauer Glacon Technologie planen ein Gemeinschaftsunternehmen, das Produktionsanlagen für den Kunststoff Polybutylen­succinat (PBS) entwickelt und baut, sagt Exipnos-Geschäftsführer Peter Putsch gegenüber CHEManager.

Im Mitteldeutschen Chemiedreieck soll ein neuer Anlagenbauer für Biokunststoffe entstehen: Der Kunststoffcompoundeur Exipnos und der Anlagenbauer Glacon Technologie planen ein Gemeinschaftsunternehmen, das Produktionsanlagen für den Kunststoff Polybutylen­succinat (PBS) entwickelt und baut, sagt Exipnos-Geschäftsführer Peter Putsch gegenüber CHEManager. Als Rohstoff für die Anlage soll u. a. Melasse dienen, ein Reststoff aus der Zuckerindustrie. „Als Kunden für die Anlagen sollen zunächst Zucker- und Biokraftstoffhersteller angesprochen werden“, kündigt Putsch an. Zu einer Investorenkonferenz am 14. Juni in Halle an der Saale sind bereits 50 potenzielle Investoren eingeladen.
Exipnos mit Sitz in Merseburg in Sachsen-Anhalt hat sich auf das Compounding von Biokunststoffen spezialisiert. Aktuell bezieht das Unternehmen einen Großteil seiner Biokunststoffrohstoffe noch aus Thailand. Sie werden dort auf Basis von Zuckerrohr hergestellt. Exipnos verarbeitet diese weiter. Später werden daraus bspw. Folien oder Becher. Die Besonderheit der Produkte, so Putsch: „Die Biokunststoffe sind vollkommen biologisch abbaubar.“
Seit Jahren arbeitet Putsch mit dem Fraunhofer-Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung – kurz PAZ – am Standort Schkopau zusammen, um diese speziellen Kunststoffe auch auf Basis von Pflanzenresten wie Stroh zu produzieren. „Verglichen mit normalen Kunststoffen kosteten unsere Biokunststoffe viermal mehr“, erläutert er. Die weltweite Produktion liege bei etwa 20.000 t/a. Das sei ein verschwindend kleiner Teil der gesamten Kunststoffproduktion. Putsch ist jedoch davon überzeugt, dass sich dies ändern wird. Zusammen mit Fraunhofer hat er das Forschungsprojekt „Rubio“ angestoßen. 18 Partner, darunter Folienhersteller und Maschinenbauer, arbeiten an der Entwicklung der Produktionstechnik.
Nach Putschs Einschätzung ist das Projekt jetzt reif für die Vermarktung. Nach seinen Vorstellungen soll der erste Kunde die Produktionsanlage als Art Modellprojekt im Mitteldeutschen Chemiedreieck errichten. In der Verbundanlage sollen nacheinander die  Fermentation der Rohstoffe, die Polymerisation und das Compounding stattfinden. Die Biokunststoffe könnten anschließend direkt zum Endprodukt verarbeitet werden. „Die Produktionskapazität einer Anlage soll bei etwa 10.000 t im Jahr liegen“, erklärt Putsch. Nach dem Start im Chemiedreieck sollen die Anlagen dann weltweit vermarktet werden.

Zahnbürsten aus kompostierbarem Biokunststoff
Der Unternehmer ist sich sicher, dass das Projekt etwa bei großen Zuckerproduzenten auf Interesse stoßen wird. „Sie können anfallende Reststoffe zu neuen, hochpreisigen Produkten veredeln.“ So können aus dem Biokunststoff etwa Zahnbürsten oder Spielzeug hergestellt werden.
Nach Angaben von European Bioplastics betrug die weltweite Produktionskapazität für Biokunststoffe im Jahr 2021 rund 2,42 Mio. t. Der asiatisch-pazifische Raum hält dabei einen Marktanteil von 45 %. Laut Marktforschungsunternehmen Mordor Intelligence steigt die Nachfrage nach Körper- und Gesundheitspflegeprodukten, Arzneimitteln sowie verpackten Lebensmitteln und Getränken auf Basis von Biokunststoffen deutlich. Es wird ein jährliches Wachstum von 16 % erwartet. Haupttreiber für die Entwicklung sind Umwelt- und Klimaprobleme: So sind Kunststoffe auf Erdölbasis in der Masse nicht biologisch abbaubar, zudem ist die Produktion CO2-intensiv.
Nach Putschs Worten werden aktuell die verschiedenen Biokunststoffe zumeist noch auf Basis von Zucker hergestellt. Der Ansatz von Exipnos ist es, zunächst Reststoffe aus der Zucker- oder Stärkeproduktion zu verwenden und in einem weiteren Schritt auch Zellulose – etwa Stroh. Dass man mit Biokunststoffen Geld verdienen kann, beweist Exipnos. Der Mittelständler verkauft bereits erfolgreich Biokunststoffe etwa an Folienhersteller, die daraus Verpackungen herstellen. „Die Hälfte unserer Profite machen wir inzwischen mit ökologischen Produkten“, sagt der Firmenchef. Aktuell arbeitet Putsch mit einem süddeutschen Autobauer zusammen, der Biokunststoffe für die Innenverkleidung der Fahrzeuge nutzen will.

Steffen Höhne, Wirtschafts­journalist, Markkleeberg

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