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Sechs VCI-Fellows treffen 35 Nobelpreisträger

18.06.2013 -

Mehr als 600 Nachwuchswissenschaftler aus fast 80 Ländern nehmen in der ersten Juliwoche an der 63. Lindauer Nobelpreisträgertagung am Bodensee teil. „Ich freue mich schon riesig auf die Tagung und bin mir sicher, dass mich der Erfahrungsaustausch mit den anderen Wissenschaftlern auf neue Forschungsideen bringen wird und vielleicht ja auch Kooperationen zur Folge hat." Katharina Kolbe, 26jährige Doktorandin an der Universität Kiel, ist eine von sechs jungen Forschern, die vom Verband der Chemischen Industrie (VCI) nominiert wurden. Sie treffen in Lindau auf nicht weniger als 35 Nobelpreisträger. Der deutsche Chemienobelpreisträger Hartmut Michel, der bereits zum 16. Mal bei einer Lindauer Nobelpreisträgertagung dabei ist, betont: „Ich bin beeindruckt von der Kompetenz, der Neugierde und der Energie der jungen Teilnehmer. Die Tagung bietet ihnen eine einzigartige Gelegenheit zum interkulturellen und generationenübergreifenden Wissens- und Ideenaustausch und zum Aufbau von Netzwerken‘‘. Das Konzept der „Grünen Chemie‘‘ bildet einen Schwerpunkt im Programm der Tagung. Auch biochemische Prozesse und Strukturen sowie die Erzeugung, Umwandlung und Speicherung von chemischer Energie sind Gegenstand der zahlreichen Vorträge und Diskussionen.

Von der feierlichen Eröffnung mit zahlreichen Ehrengästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft am Sonntag, dem 30. Juni, bis zur Verabschiedung aller Teilnehmer am Freitag, dem 5. Juli, finden eine Vielzahl an Programmpunkten und Veranstaltungen in Lindau statt. Zum Start in den Tag werden jeweils „Science Breakfasts‘‘ mit wissenschaftlichem Programm angeboten. An den Vormittagen halten insgesamt 30 Nobelpreisträger je einen Vortrag, dessen Thema in nachmittäglichen Diskussionen mit den Nachwuchswissenschaftlern vertiefend behandelt wird. Ein Unterscheidungsmerkmal und integrales konzeptionelles Element der Lindauer Tagungen besteht darin, dass teilnehmende Nobelpreisträger ihre Vortrags- und Diskussionsthemen frei wählen und vorgeben können. Hieraus ergibt sich das breite Themenspektrum des wissenschaftlichen Programms der Tagungen.

In drei „Master Classes‘‘ erhalten einige wenige ausgewählte Teilnehmer die einmalige Gelegenheit, einem Laureaten ihre eigene Forschungsarbeit vorzustellen. Kaum ein Feedback könnte für junge Wissenschaftler am Anfang ihrer Karriere wertvoller sein, als das eines Nobelpreisträgers. Diese wiederum empfinden den offenen Gedankenaustausch mit den jungen Forschern in der ungezwungenen Atmosphäre der Lindauer Tagungen als ebenso inspirierend wie informativ.

Den Abschluss der diesjährigen Tagung bildet eine Podiumsdiskussion zum Leitthema „Grüne Chemie‘‘. Das Konzept zielt darauf ab, die chemische Produktion so ressourcenschonend, energieeffizient und umweltverträglich wie möglich zu gestalten. Schädliche Ausgangsstoffe und Endprodukte sollen vermieden, Abfälle reduziert und Störfallrisiken minimiert werden. An der Diskussion nehmen die Nobelpreisträger Steven Chu (USA) und Mario Molina (Mexiko) sowie der deutsche Chemiker Michael Braungart teil. Chu gehörte dem ersten Kabinett von US-Präsident Barack Obama als Energieminister an, Molina forschte zur Zerstörung der Ozonschicht, Braungart gilt als Entwickler des „cradle-to-cradle-Konzepts‘‘ eines umweltverträglichen Ressourcenkreislaufs. Der Nachhaltigkeitsgedanke prägt die Lindauer Tagungen seit ihren Anfängen. Es sind die Debatten über die Bedeutung sowie über die Verantwortung von Wissenschaft und Forschung, die über den Kreis der Tagungsteilnehmer hinaus in die Gesellschaft hineinwirken.

Unter dem Motto „Mission Education" haben sich die Lindauer Nobelpreisträgertagungen seit ihrer Gründung 1951 zu einem international beachteten Forum für wissenschaftliche Debatten über Themen von globaler Bedeutung entwickelt und zahlreiche Wegbegleiter und Förderer aus der ganzen Welt gewonnen. Der Ursprung der Tagungen geht zurück auf die Initiative der Lindauer Ärzte Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade, sowie auf Graf Lennart Bernadotte, Mitglied der schwedischen Königsfamilie. Die erste Tagung 1951 - ein Medizinerkongress, zu dem sieben Nobelpreisträger aus Dänemark, Schweden, der Schweiz, den USA und Deutschland anreisten - leistete einen wichtigen Anstoß zur Wiederaufnahme von Kontakten zwischen Wissenschaftlern nach dem Zweiten Weltkrieg.