Henkel: Alles gut im Griff
Henkel-Werkslogistik nutzt Plattform mit Transparenz für alle Prozessbeteiligten
Am Standort Düsseldorf beschäftigt Henkel rd. 5.300 Mitarbeiter, auf dem Gesamtgelände arbeiten ca. 10.000 Menschen, da auch Fremdfirmen, wie z.B. BASF hier angesiedelt sind.
Vor knapp drei Jahren hat Henkel das Prozessmanagement für die Warenverkehre am Standort komplett erneuert und ein Webbasiertes System eingeführt. CHEManager sprach mit dem Henkel Projektmanager Werkslogistik, Dirk Ullrich, über die Besonderheiten der Warenströme und deren Regelung.
Das Gespräch führte Dr. Sonja Andres.
CHEManager: Herr Ullrich, am Henkel-Standort Düsseldorf sind seit einigen Jahren nicht mehr nur Henkeleigene Werke angesiedelt. Hat das einen Einfluss auf die Organisation der logistischen und infrastrukturellen Leistungen ganz allgemein?
Dirk Ullrich: Ja, durchaus. Wir haben am Standort Düsseldorf eine Art Industrieparksituation, in der Henkel als Infrastruktur- und Servicedienstleister fungiert. Die verschiedenen Anforderungen der einzelnen Firmen am Standort bieten sowohl Herausforderungen als auch Chancen.
Was würden Sie als das Besondere an den Infrastruktur-Services von Henkel bezeichnen? Können Sie uns einige wichtige Leistungen nennen/beschreiben?
Dirk Ullrich: Insgesamt bieten wir als Infrastruktur Services mehr als 1.400 Leistungen an. Dieser Servicekatalog ist maßgeschneidert für unseren Standort. Besonders nennenswert ist der Betrieb eines eigenen Kraftwerks, das Dampf und Strom erzeugt und damit den Standort versorgt.
Auf dem Gelände werden zahlreiche Waren angeliefert und abgeholt. Von welchen Größenordnungen sprechen wir und welche Gebindearten machen das Gros aus? Welche Transportmittel sind dabei im Einsatz?
Dirk Ullrich: Der Standort ist als trimodal zu bezeichnen: Der Straßengüterverkehr ist an unserem Standort die häufigste und wichtigste Art des Transports, gefolgt von der Bahn und dem Binnenschiff. Der Reisholzer Hafen ist per Straße, Bahn und Pipeline mit dem Werk verbunden.
Im Straßengüterverkehr decken wir die ganze Bandbreite ab, vom Container über Wechselbrücken bis hin zum normalen Koffer- oder Gardinenzug. Im Bulkbereich arbeiten wir mit Tank- und Silozügen sowie Tankcontainern.
Wie werden die Warenströme - Ein- und Ausgang sowie innerhalb des Industriegeländes - gesteuert?
Dirk Ullrich: Alle Transporte werden durch die Werkslogistik erfasst, gesteuert und zum Teil auch selbst durchgeführt. Die Warenleitstelle nimmt dabei die zentrale Rolle ein.
Sie haben sich vor etwa drei Jahren entschlossen, eine vorhandene Prozessmanagementlösung für die logistischen Prozesse durch eine neue zu ersetzen. Welche Anforderungen wurden an die neue Lösung gestellt?
Dirk Ullrich: Uns war eine Webinstallation wichtig, die flexibel wachsen kann und uns für die Zukunft rüstet. Die Fähigkeit, das System mit wichtigen neuen Technologien wie Radio-Frequenz-Identifikation oder Biometrie zu erweitern, stand dabei genauso im Anforderungskatalog wie Schnittstellen in alle SAP-Kundensysteme. Die Software sollte auch die Steuerung aller Schranken, Waagen und Lichtsignalanlagen übernehmen. Darüber hinaus wollten wir die Spediteure, Lieferanten und Ladestellen auf einer logistischen Plattform integrieren. Transparenz für alle Prozessbeteiligten sowie ein hoher Servicegrad waren dabei besonders wichtig.
Ging die Umstellung glatt über die Bühne?
Dirk Ullrich: Wir haben das System im laufenden Betrieb eingeführt und es kam zu keiner Unterbrechung des Betriebes. Dies war durch den zeitweisen Parallelbetrieb des alten und neuen Systems möglich.
Welche Verkehre und sonstige infrastrukturellen Abläufe muss das neue System nun lenken? Wie werden Gefahrgüter im Prozedere gehandelt?
Dirk Ullrich: Das System steuert alle ein- und ausgehenden Lkw, wobei verschiedene Sonderprozesse wie Entsorgung, Vorladekonzepte und entkoppelte Verkehre berücksichtigt werden müssen. Die Gefahrgutabwicklung ist vollständig integriert. Der Gesamtprozess wird über elektronische Checklisten abgewickelt, die unseren Mitarbeitern sogar per Mobile-App zur Verfügung stehen.
Was ist in den Abläufen besser gegenüber früher geworden?
Dirk Ullrich: Insbesondere die Prozesstransparenz für alle Beteiligten hat sich deutlich erhöht. Die Voranmeldung und die Ladestellensteuerung tragen außerdem zu beschleunigten Prozessen bei, die vor allem die Lkw-Fahrer entlasten. Weiterhin sind sowohl die SAP-unabhängige Wartung als auch die Flexibilität der Arbeitsabläufe Vorteile des neuen Systems.
Die Ergebnisse sind offensichtlich zufriedenstellend, denn Sie konnten bereits einige Awards erringen!?
Dirk Ullrich: Das Projekt hat zwei interne „Excellence-Awards" gewonnen. Diese Auszeichnungen honorieren jährlich herausragende Projekte, die zur Weiterentwicklung unserer Geschäftsfelder beitragen und dabei Kundenorientierung, Innovation, Nachhaltigkeit sowie wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen und vorantreiben.
Treibende Kraft für eine moderne Steuerung der logistischen Prozesse ist immer auch der Sustainabilty Gedanke. Konnten hier schon Verbesserungen / Einsparungen verzeichnet werden?
Dirk Ullrich: Das für Henkel wichtige Thema Nachhaltigkeit spielt auch bei den Infrastruktur Services eine große Rolle. Neben kleinen Beiträgen wie der papierlosen Abwicklung vieler Prozesse tragen insbesondere beschleunigte Durchlaufzeiten und verringerte Wartezeiten dazu bei, Lkw effizient und damit umweltschonend einzusetzen.
Ist das System ausbaufähig? Was ist im Weiteren geplant?
Dirk Ullrich: Das System ist sehr flexibel und ausbaufähig. Verbesserungen im Bereich Automatisierung und Self-Service sind für Ende 2012 geplant. Unser Ziel ist es, Fahrzeuge mit möglichst wenig Stopps schnell durch den Standort zu leiten.