Logistik & Supply Chain

Gefahrstofflogistik mit Köpfchen

Das Handling von Gefahrstoffen scheint einfach an der Oberfläche, ist aber komplex in der Tiefe

15.10.2024 - Für Händler und Betriebe erscheinen die Herausforderungen, die die Logistik von Gefahrstoffen mit sich bringt, auf den ersten Blick einfacher als sie in Wirklichkeit sind.

Die Nachfrage nach logistischen Dienstleistungen rund um Gefahrstoffe steigt. „An der Oberfläche erscheinen die Anforderungen einer fachgerechten Lagerung sowie das Handling von Gefahrstoffen oftmals unkompliziert, doch die Herausforderungen für Flächen, Flurförderzeuge und Mitarbeitende sind hoch und bedürfen einer Menge Kompetenz und Know-how“, so Ingo Brauckmann, CEO des mittelständischen Logistikdienstleisters Loxxess. Dies beginnt beim geeigneten Gebäude, umfasst ausgeklügelte Brandschutz- und Löschkonzepte, beinhaltet aber auch die enge Abstimmung mit Behörden.

Der Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien steigt seit Jahren an. Dies ist zum einen auf die Elektrifizierung des Verkehrs im Rahmen des nationalen wie internationalen Klimaschutzes zurückzuführen. Hierbei sollen Batterien eine Schlüsselrolle spielen, CO2-Emissionen im Verkehrssektor zu reduzieren. Gleichzeitig ist die Lithium-Ionen-Technologie nicht nur Bestandteil von Elektroautos, sondern wird auch in Smartphones eingesetzt sowie in Produkten wie elektrischen Zigaretten. Die zunehmende Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien ist neben sich verschärfenden Regularien und einer Ausweitung der Gefahrstoffdefinition ein Grund dafür, warum der Bedarf an logistischer Fachkompetenz im Bereich Gefahrstofflagerung und -handling steigt.

Hoher Abstimmungsaufwand mit Behörden  

Das Tückische: Für Händler und Betriebe erscheinen die Herausforderungen auf den ersten Blick einfacher als sie in Wirklichkeit sind. Denn die Anforderungen an die Gebäudeinfrastruktur, an – zum Teil explosionsgeschützte – Flurförderzeuge in Form von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten und für Mitarbeitende sind hoch, die Projekte oftmals komplex. Für Unternehmen lohnt es sich deshalb, beim Umgang mit Gefahrstoffen auf einen spezialisierten Logistikdienstleister zu setzen, der nicht nur die rechtlichen Bestimmungen genau kennt, sondern auch aufgrund seiner Erfahrungen mit den gängigen Herausforderungen rund um die Gefahrstofflogistik vertraut ist. Denn diese beginnen schon –  bevor es an den eigentlich logistischen Umgang mit den gefährlichen Gütern geht – bei der Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Der Grund: Ein Unternehmen, das seine gefährlichen Stoffe lagern und verarbeiten möchte, ist verpflichtet, zunächst alle einschlägigen Unterlagen vorzulegen, um die Genehmigung für eine Lagerung zu erhalten. Dazu zählen u.a. ein Brandschutz- sowie ggf. ein Konzept zur Verhinderung von Störfällen.

Auch die Koordinierung der Zusammenarbeit mit den verschiedenen Institutionen, die an einem Gefahrstofflogistik-Projekt beteiligt sind, ist allein aufgrund ihrer Anzahl komplex. So sind bspw. das Wasserwirtschaftsamt, das Bauamt, Beauftragte zur Einhaltung des Emissionsschutzgesetzes sowie Kläranlagenbetreiber und die Feuer­wehr involviert. Darüber hinaus ist das Gefahrstoffrecht, mit dem die gesetzliche Grundlage für den Umgang mit Gefahrstoffen gelegt wird, Sache der jeweiligen Bundesländer, womit geltende Gefahrstoffregelungen von Bundesland zu Bundesland verschieden sein können.

Für Kunden zählt bei der Zusammenarbeit mit spezialisierten Logistikdienstleistern neben der nötigen Erfahrung, dass ihr Logistikpartner in einer zertifizierten Einrichtung arbeitet, in der die betrieblichen Abläufe gut strukturiert sind und alle Aufträge einwandfrei und pünktlich ausgeführt werden. Dafür braucht es eine Kombination aus Fachwissen, Compliance, Sicherheit, Zuverlässigkeit und maßgeschneiderten Lösungen. Darüber hinaus bringen sie profunde Kompetenz bei allen begleitenden Themen mit, die bei der Gefahrstofflogistik zu beachten sind. Dies fängt an bei der Wassergefährdung und beinhaltet die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen mit allen zusammenhängenden Anforderungen, z.B. in Form des Löschkonzepts. Zudem können sie auch und gerade bei der Abstimmung mit Behörden unterstützen, da sie die Abläufe bei der Projektbeantragung sowie die rechtlichen Rahmen und Bedingungen genaustens kennen.

Internationale Erfahrung

Um die Vielzahl an Anforderungen rund um den Umgang mit Gefahrstoffen erfüllen zu können, setzt Loxxess neben In-House-Kompetenz auf ein breites Partnernetzwerk. „Wir bei Loxxess arbeiten beispielsweise bei der Entwicklung des Störfallkonzepts im Rahmen der TRGS 510-Vorgabe für unsere Gefahrstoffprojekte eng mit dem TÜV Rheinland zusammen“, so Brauckmann. Denn hierbei gilt es, vielzählige Faktoren zu berücksichtigen, wie etwa die gelagerte Menge an entzündlichen Stoffen, den Gewässer- sowie Löschwasserschutz und die Beschaffenheit der Brandwände. Auch bei der Umsetzung der Brandschutzbestimmungen setzt das Unternehmen auf die Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Architekturbüros, die die Konzepte entwickeln.

Der Logistikdienstleister bietet ein breites Leistungsspektrum an mehreren Standorten in Deutschland und Polen rund um die Gefahrstofflogistik an. Dazu zählen (temperaturgeführte) Lagerung, Kommissionierung und Retourenmanagement sowie die Produktentsorgung. Hinzu kommen Zoll- und Versandabwicklung. Zum Einsatz kommen neben moderner Technik maßgeschneiderte Softwarelösungen mit dem Ziel der Prozessoptimierung sowie einer Erhöhung der Umschlagskapazität, wobei der Umfang an Ausstattung und Leistungsbandbreite stets von den individuellen Bedürfnissen des Kundenunternehmens abhängt.

Auch und gerade von seinem Standort im polnischen Warschau profitiert Loxxess, da die rechtlichen Bedingungen dort besonders hoch sind und noch über die Seveso-­Anforderungen der Europäischen Union (EU) hinausgehen, mit denen der Rahmen für Risikomanagementmaßnahmen zur Verhütung schwerer Unfälle und zur Begrenzung ihrer Folgen definiert ist. Auch hier werden die Flächen individuell an die jeweils eingelagerten Produkte angepasst. Dem geht eine eingehende Analyse der Produktdatenblätter voraus, zur Prüfung der Festlegung der Lagerbedingungen, der Bewertung des Explosionsrisikos sowie der Seveso-Richtlinie. Wird eine Anlage als Einrichtung mit geringem oder hohem Risiko eingestuft, schreibt der Gesetzgeber eine tägliche Berichterstattung, regelmäßige Inspektionen und Kontrollen sowohl durch die Umweltbehörden als auch durch die Feuerwehr vor.

Prävention als Priorität

Aktuell lagern am Warschauer Standort Rohstoffe sowie Fertigwaren aus dem Bereich der chemischen Industrie. Da es sich bei ihnen teilweise um giftige oder leicht entzündliche Stoffe handelt, lagern sie u.a. in einem besonders geschützten Bereich, mit spezieller Sprinklerung, Temperaturkontrollen und weiteren Sicherheitsvorkehrungen. Hierzu zählen mehrere erforderliche Lösch­methoden in Form von Schaumlöschung oder mit Wassersprinklern, einer Absperrung des Abflusses sowie die Verwendung von Schutzkleidung wie Handschuhe, Masken und Schürzen. Zusätzlich zu den üblichen Erste-Hilfe-Kästen verfügt der Standort über eine Augenspülanlage zum Schutz der Mitarbeitenden.  

Der Standort verfügt über ein integriertes Managementsystem, das auch die Norm ISO 9001:2015-10 umfasst. Die Mitarbeitenden werden regelmäßig in den ADR-Anforderungen (European Agreement concerning the International Carriage of Danger­ous Goods by Road) der EU geschult, zudem führt ein externes Auditorenteam regelmäßige Inspektionen der betrieblichen Aktivitäten durch.

Nachhaltigkeit mitgedacht

Mittlerweile setzt sich Loxxess in Polen seit mehr als 20 Jahren mit der Lagerung und dem Handling von Gefahrstoffen auseinander. Neben der Erfüllung der Anforderungen an die Lagerung sind auch die Ansprüche zum Schutz der Umgebung sowie der Umwelt und des Klimas hoch. So werden die technischen Lösungen so konzipiert, dass die Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich sind und Störungen vermieden werden. Außerdem werden Aspekte im Zusammenhang mit den Treibhausgasemissionen wie der Verbrauch von fossilen Brennstoffen regelmäßig an das Nationale Zentrum für Emissionsmanagement (Kobize) gemeldet. Dies steht im Einklang mit den allgemeinen Nachhaltigkeitszielen des Unternehmens, seine CO2-Emissionen durch vielzählige Maßnahmen wie z.B. den Einsatz alternativer Energiesysteme wie Solarenergie kontinuierlich zu reduzieren.  

Autor: Lars Gutermuth, Mitglied der Geschäftsleitung Loxxess AG, Unterföhring

 

„Für Händler und Betriebe erscheinen die Herausforderungen auf den ersten Blick einfacher als sie in Wirklichkeit sind.“

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