Wintershall fordert stärkere Nutzung heimischer Gasvorkommen
22.01.2014 -
Der Öl- und Gaskonzern Wintershall spricht sich für eine stärkere Nutzung der Erdgasvorkommen in Deutschland aus. Als Industrieregion mit chronischer Rohstoffarmut sei es leichtsinnig, sich nur auf Importe von Erdöl und Erdgas zu verlassen, sagte Konzernchef Rainer Seele am Mittwoch auf einer "Handelsblatt"-Tagung in Berlin. Wegen der Diskussion um die umstrittene Förderung von Schiefergas würden aber inzwischen Projektanträge von den Behörden nicht mehr bearbeitet. "Momentan haben wir Stillstand bei Genehmigungsverfahren. Hier brauchen wir eine differenzierte Diskussion und rechtliche Klarheit. Und wir brauchen dies dringend", sagte der Chef der in Kassel ansässigen Tochter des Chemiekonzerns BASF. Er kritisierte, dass es derzeit nicht möglich sei, heimische Schiefergasvorkommen zu nutzen. Wintershall ist der größte deutsche Öl- und Gasproduzent.
In Deutschland stammen rund 12% des Gasverbrauchs und 3% des Erdölverbrauchs aus heimischer Förderung. Seele zufolge bremst die Diskussion um Schiefergas und den Einsatz der umstrittenen Fracking-Technik mittlerweile die heimische Produktion. Bei der Fracking-Fördertechnik werden Wasser und Chemikalien bei hohem Druck unter Tage gepresst, um Gas aus dem Schiefergestein zu lösen. Kritiker befürchten massive Umweltbelastungen etwa beim Trinkwasser.
In den USA hat die Erschließung von großen Schiefergas-Lagerstätten den Gasmarkt komplett umgekrempelt. Die Energiepreise sind dort in den vergangenen fünf Jahren um über 50% gesunken. Sie sind für den Industriestandort USA mittlerweile auch ein Wettbewerbsvorteil. "Die Energiepreise sind eine Herausforderung für Deutschland. Sie bestimmen unsere Leistungsbilanz, denn Exporte tragen mehr als die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt bei", sagte Seele.
Aus diesem Grund müsse Deutschland auch seine Energiewende neu gestalten. Der Wintershall-Chef begrüßte die Vorschläge von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Reform der Ökostromförderung. Gabriel hatte ein Eckpunktepapier vorgelegt, das unter anderem Einschnitte bei der Windkraftförderung vorsieht. Diese Korrekturen seien unverzichtbar, sagte Seele. "Ein Anfang zur Rückkehr ökonomischer Vernunft."